17. Dez. 2003
Aus World Tibet News (TibetNet)

Politischer Gefangener stirbt an Folter

Dharamsala, 16. Dezember 2003 - Nach bestätigten Informationen von TibetNet ist ein tibetischer politischer Gefangener nach seiner Inhaftierung durch die chinesischen Behörden in einem Krankenhaus in Shigatse verstorben. Der Gefangene Tenzin Phuntsok (alias Nenying Kharpa Tenzin Phuntsok) starb am Morgen des 8. September dieses Jahres. Im Anschluß an eine Hausdurchsuchung war der 64 Jahre alte, aus der Gegend von Khangmar in der Präfektur Shigatse in der heutigen TAR stammende Phuntsok am 21. Februar 2003 unter dem Verdacht politischer Aktivitäten festgenommen worden. Den Quellen von TibetNet zufolge ist er an den Folgen der brutalen Folterungen im Gefängnis Nyari in Shigatse gestorben. Vor seiner Inhaftierung war er bei guter Gesundheit. In den Jahren 2000, 2001 und 2002 reiste er nach Indien, um dort Verwandte zu besuchen und buddhistische Pilgerstätten aufzusuchen. Die Bevölkerung in Khangmar ist überzeugt, daß die Verschlechterung seines Gesundheitszustands und die plötzliche Einlieferung ins Krankenhaus hauptsächlich der Folter und den Mißhandlungen während der intensiven Verhöre im Nyari Gefängnis zuzuschreiben sind.

Tibetischen Quellen zufolge war Tenzin Phuntsok, der in seiner Gegend sehr angesehen ist, bereits 1959 zusammen mit seinem Vater fünf Jahre lang in einem Gefängnis in der Region Gyantse inhaftiert. Ebenso wissen alle, daß sowohl er selbst als auch seine Familie in jener Zeit enorm unter der chinesischen Besatzung zu leiden hatten.

Der Leichnam des so plötzlich verstorbenen Tenzin Phuntsok wurde seiner Familie übergeben. Er hinterläßt seine Frau Dolkar, elf Kinder und seine über achtzigjährige Mutter. Tenzin Phuntsok war von den chinesischen Behörden zum Mitglied der "People's Political Consultative Conference" von Khangmar ernannt worden.

Tibetische Quellen berichten von einem ähnlichen Geschehen im Falle des Präsidenten der "People's Political Consultative Conference" von Gyantse, der nach der Verhaftung von Tenzin Phuntsok festgenommen, jedoch nach zwei Monaten wieder freigelassen wurde. Der durch die Folter verursachte tragische Tod von Tenzin Phuntsok wirft einmal mehr die Frage nach der wahren Haltung der Chinesen zu der UN-Konvention gegen Folter auf, zu deren Unterzeichnern auch China gehört. Die Nachricht über Tenzin Phuntsoks Tod kam zwei Monate, nachdem ein anderer tibetischer politischer Gefangener, nämlich Nyima Drakpa, am 4. Oktober in der Gegend Tawu der TAP Karze in der heutigen Provinz Sichuan in seinem Haus gestorben war.

Die Berichte über Todesfälle tibetischer Gewissensgefangener als Resultat von routinemäßig in Tibet angewandter Folter hören nicht auf, obwohl das UN Komitee gegen Folter sich sehr besorgt über die Lage geäußert hatte. Bei der Aussprache des Komitees zum dritten der periodisch erstatteten Berichte Chinas im Mai 2000 brachte das Komitee die "ständigen Meldungen über schwere Folterungen, vor allem an Tibetern und sonstigen Minoritäten" zur Sprache.

China hat den Sonderberichterstatter für Folter der UN-Menschenrechtskommission zu einem offiziellen Besuch eingeladen, jedoch noch kein Datum festgelegt. Falls dieser Besuch in den nächsten Monaten stattfinden sollte, bleibt abzuwarten, ob dem Menschenrechtsexperten tatsächlich erlaubt wird, sich ungehindert ein Bild über die Folterpraxis in den chinesischen Gefängnissen in Tibet zu machen.