6. Mai 2008
www.phayul.com

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Teil 1

(10. - 25. März)

Teil 2

(2. - 15. April)

Das Blog der tibetischen Schriftstellerin Woeser

Eine der wenigen tibetischen Stimmen in China, die noch die Außenwelt erreichen, ist die der 41jährigen Schriftstellerin Woeser. Sie weiß um das Risiko, das sie eingeht, wenn sie ein Blog über die Ereignisse in Tibet führt. Obwohl sie in Peking lebt, hat sie noch Kontakte in ganz Tibet und hat diese genutzt, um seit den Krawallen vom 14. März in Lhasa Informationen in ihr Blog zu speisen. Sie macht deutlich, daß die Proteste durch die lang angestaute Verzweifelung der Tibeter infolge der Unterdrückung ihrer Kultur und ihres buddhistischen Glaubens ausgelöst wurden. Es war nicht leicht für sie. Letzten Monat griffen Hacker ihre Seite an und legten diese lahm. Einige Zeit zuvor wurde sie unter Hausarrest gesetzt. Ein Sicherheitsbeamter warnte sie, daß es schlimme Folgen für sie haben würde, wenn sie nicht aufhöre, über Tibet zu schreiben.

„Ich antwortete ihm, abgesehen von Tibet, hätte ich kein Interesse am Schreiben“, sagte Woeser. „Ich möchte die ganze Geschichte aufschreiben und Zeuge sein von dem, was jetzt geschieht“.

Drei verschiedene Blogs, die Woeser auf chinesischen Servern führte, wurden in den letzten zwei Jahren auf Befehl von oben geschlossen. Ihr jetziges Blog läuft auf einem Server in den USA, http://woeser.middle-wa.net, aber auch dies war am 26. April durch einen Hackerangriff vorübergehend gestört.

„Nicht nur ich, viele Gelehrte haben keine Redefreiheit, ihre Blogs und Webseiten werden auch unterbrochen“, sagte Woeser in einem Telefon-Interview aus Peking. Obwohl ihr Hausarrest aufgehoben wurde, wird das Gebäude, in dem sie wohnt, von Beamten des Sicherheitsbüros bewacht und sie wird oftmals von Agenten gefolgt. Seit dem 14. März sei das Leben in Peking sehr schwierig für sie geworden, sagte sie. „Es gibt so viele extreme Nationalisten, die kaum etwas über Tibet wissen und falsche Ansichten hegen, das mißfällt mir ungeheuer“. „Manchmal habe ich große Angst, besonders wenn ich höre, daß meine Freunde geschlagen wurden. Aber ich fühle, daß ich eine Verantwortung habe, zu tun, was ich tue. Es wird immer schwieriger, etwas in Erfahrung zu bringen, aber wenn ich etwas höre, dann schreibe ich es auch“.

Die englische Version ihres Blogs ist auf der Seite von China Digital Times: http://chinadigitaltimes.net/2008/05/woeser-tibet-update-may-1-2008/

Aus diesem Blog erfährt man zahlreiche Details über den Volksaufstand in Tibet, die anderweitig noch nicht erschienen sind. Bis zum 15. April wurden die Einträge übersetzt, weitere folgen.