6. Mai 2008 |
Woesers Internet-Tagebuch - Teil 2http://chinadigitaltimes.net/2008/04/tibet-update-2/ |
Seite drucken |
Diese Updates über die jüngsten Ereignisse in Tibet und den tibetischen Gegenden Chinas wurden im Internettagebuch von Tsering Woeser veröffentlicht. Sie sind unter der Zuhilfenahme von Quellen innerhalb Chinas entstanden und wurden von keiner unabhängigen Stelle verifiziert. 2. April 2008Das Büro für Öffentliche Sicherheit der Autonomen Region Tibets (TAR) veröffentlichte die elfte Fahndungsliste nach den meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie von Lhasa TV ausgestrahlt. Alle fünf Namen auf dieser Liste sind junge Leute, die Steine geworfen und Schaufensterscheiben von Geschäften eingeschlagen haben sollen. Auf den Fotos sind sie deutlich zu erkennen. Momentan sind 69 Tibeter auf der Liste der meist gesuchten Personen aufgeführt. Die Rede, die der Sprecher des Büros für die Öffentliche Sicherheit am 1. April während der Pressekonferenz hielt, wurde mehrmals vom chinesischen Zentralfernsehen ausgestrahlt. Darin heißt es: "Laut Aussage von Mönchen und Laien wurde in einigen Klöstern eine große Zahl an Angriffswaffen beschlagnahmt. Es liegt genügend Material vor, um beweisen zu können, daß die Vorfälle vom 14. März, wie Schlägerei, Zertrümmern von Schaufensterscheiben, Plündern und Brandschatzen ein Teil des ‚Großen Volksaufstandes der Tibeter’ ist, der von der ‚Dalai Clique’ organisiert wird." Zudem wurden Dokumentationen ausgestrahlt mit Titeln wie: "Die vergangenen Ereignisse Tibets: Erinnerung an die Geschichte der tibetischen Leibeigenen voller Tränen und Blut", "Die in einigen Klöster beschlagnahmten Gewehre", "Zwei britische Invasionen Tibets", "Der Vorschlag des Dalai Lama für ein ‚Großtibet’ ist nichts als verkappte Unabhängigkeit", "Hat der Dalai Lama wirklich der Unabhängigkeit entsagt?", "Die authentische Geschichte, wie der Dalai Lama hinter der ‚Volkserhebung’ steckt", "Die Polizei nahm die Drahtzieher der Vorfälle des 14. März fest". Diese Filme stehen in deutlichem Widerspruch zu der Rede, die Wen Jiabao erst kürzlich hielt und in der er die Hoffnung ausdrückte, daß der Dalai Lama seinen Einfluß nutze, um die gewaltsamen Aktivitäten in Tibet zu stoppen. Einfluß ausüben, kann schließlich jeglicher Politiker in Führungsposition. Wenn Wen Jiabao dem Dalai Lama nahelegt, seinen Einfluß einzusetzen, dann heißt das doch, daß er für die gewaltsamen Aktivitäten nicht verantwortlich ist. 3. April 2008Am 1. April veröffentlichte die Nachrichtenagentur Xinhua einen Artikel mit dem Titel "Die authentische Geschichte, wie der Dalai Lama die ‚Große Erhebung des tibetischen Volkes’ manipuliert hat. Er wurde zu wiederholten Malen in etlichen Zeitschriften, wie "People's Daily" und "Beijinger Abendpost" sowie auf diversen Webseiten wie Sina.com und Tengxun Network veröffentlicht. Des weiteren wurde der Artikel vom zentralen chinesischen Fernsehsender ausgestrahlt, und er hat bereits einen großen Eindruck auf die einfachen Leute Chinas gemacht. Die darin von der Agentur Xinhua gemachte Behauptung, der tibetische Dienst von Voice of America (VOA) stelle eine Verbindung zwischen dem Dalai Lama und der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung dar, wurde von VOA dementiert. Der Chefredakteur des Asien-Pazifik-Raums sagte: "Wie auch andere Sendungen in anderen Sprachen, wird das tibetische Radioprogramm streng nach den professionellen Standards der Nachrichtenberichterstattung gestaltet. Demzufolge ist die Behauptung, VOA werde als geheimes Werkzeug der Kommunikation zwischen den internationalen politischen Kräften eingesetzt, völlig haltlos. Sie hat nichts mit der Realität zu tun und ist als absurd zu bezeichnen." Die zwölfte Liste der meist gesuchten Personen wurde vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR herausgegeben. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Lhasa TV gesendet. Auf der Liste der meist gesuchten Personen standen sechs Personen: fünf Frauen und ein Mann. Bis heute sind auf den Fahndungslisten 74 Tibeter verzeichnet. Es wird berichtet, daß während der neuen Zwischenfällen, zu denen es am 29. März in Lhasa kam, drei Tibeter getötet wurden; diese Aussagen konnten jedoch noch nicht bestätigt werden. Zudem reagierte die chinesische bewaffnete Volkspolizei (PAP) sehr schnell und die Art und Weise, wie sie mit den Vorfällen umgeht, ist total anders als am 14. März. Obwohl eine halbe Stunde später alle Geschäfte an den Straßen nahe der Beijing East Road (Beijing Donglu) und der Beijing Middle Road (Beijing Zhonglu) geschlossen waren, gab es kaum Zeichen für einen Zwischenfall. Auf der Hauptstraße waren keine Militärfahrzeuge oder Patrouillen der Militärpolizei zu sehen (so schien es jedenfalls, wir haben jedoch keine Kenntnis über die Anzahl von verdeckten Agenten, die überall präsent sein könnten), nur die Anzahl an Polizisten wurde erhöht. Es scheint, daß die Überwachung in Lhasa am 1. und 2. April verstärkt worden ist. Es wird berichtet, daß der Parteisekretär der TAR, Zhang Qingli, am 2. April bei dem Meeting, an dem Bezirksvorstände und Kreisräte der Tibetischen Autonomen Regionen teilnahmen, eine scharfe Rede hielt. Er mahnte, die Anstrengungen zur Festnahme der Separatisten zu verstärken. Die Haftbefehle sollten schnellstmöglich bestätigt werden. Die Delinquenten sollten zügig festgenommen werden, dann sollte ihnen bald der Prozeß gemacht und sie sollten auf der Stelle getötet werden. Mit finsterer Miene erklärte er: "Eine Gruppe von Personen wird hingerichtet werden." Alle Anwesenden lobten seine Rede, doch insgeheim zitterten sie alle vor Furcht und kommentierten, daß nun die Zeit der Rache für das Geschehene angebrochen sei. Zhang fügte hinzu, daß ab dem 1. Mai der Tourismus in Tibet wieder aufgenommen werden könne, und Tibet dann für Touristen aus fremden Ländern und für solche aus China wieder offen sei. Seine Rede wurde den diversen Arbeitseinheiten in Tibet übermittelt. Es wird berichtet, daß kürzlich ca. 40 junge Mönche der beiden Klöster der Gemeinde Wonmo (Bezirk Chone, TAP Kanlho, Provinz Gansu), verhaftet worden seien. Der Fernsehsender von Hong Kong, Phoenix Television, strahlte den Bericht des Informationsbüros des Staatsrats über die Umstände des Vorfalls "Schlägerei, Zertrümmern, Plündern und In-Brandstecken" aus, der sich am 16. März im Bezirk Ngawa (Tibetisch und Qiang AP Ngawa, Provinz Sichuan) ereignete. Der stellvertretende Vorsitzende der T & Qiang AP, Xiao Youcai, räumte ein, daß "Polizisten gemäß dem Gesetz im Dienst zu Waffen greifen"; er leugnete jedoch, daß die bewaffnete Volkspolizei (PAP) Tibeter getötet hätte, als sie Schüsse auf sie abfeuerte. Er sagte: "Bisher haben wir keine verletzten oder getöteten Personen gefunden", alle verletzten Personen "sind bereits geflohen". Im selben Atemzug behauptete er, daß es sich bei den Fotos der getöteten Tibeter vermutlich um Fälschungen handle. 4. AprilDie neuesten Nachrichten: Gestern wurde das Kloster Tongkor (Bezirk Ganzi, TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan), das auf eine lange Geschichte in dieser Region zurückblicken kann, von der Militärpolizei und den Arbeitsteams durchsucht. Alle Räume der Wohnbereiche der Mönche wurden durchwühlt und alle Handys wurden konfisziert. Fotos des Dalai Lama und des geistlichen Oberhauptes des Klosters, des Shadru Rinpoche, warfen die Sicherheitsleute auf den Boden. Der 74jährige Mönch Tsultrim Tenzing wurde festgenommen, weil er versucht hatte, die Beamten davon abzuhalten, die Photos hinzuwerfen; des weiteren wurde der 26Jährige Tibeter Tsultrim Puntso verhaftet. Alle Mönche wurden von den Arbeitsteams aufgefordert, den Dalai Lama zu diffamieren, doch ein Mönch namens Yeshe Nyima stand auf und protestierte gegen diese Forderung. Nun stellten sich auch all die anderen Mönche gegen die Forderungen. Gestern um halb sieben nachmittags protestierten alle Mönche am Flußufer und forderten die Freilassung der Festgenommenen. Auch Laien der Ortschaft protestierten und einige riefen Slogans wie: "Ein langes Leben für den Dalai Lama!" "Laßt den Dalai Lama nach Hause zurückkehren!" und "Wir wollen Freiheit". Gegen 20 Uhr setzten die Behörden 1000 Kräfte der Militärpolizei ein, um der Demonstration ein gewaltsames Ende zu setzten. Es wurde bestätigt, daß acht Personen getötet wurden: der 27jährige Mönch Sangten, der 30jährige Dorfbewohner Pupu Delek, der Sohn des Dorfbewohners Tsering Puntso, die Tochter des Dorfbewohners Tsoge, eine Dorfbewohnerin namens Drulungtso, eine Dorfbewohnerin namens Lobtan, und zwei andere Personen, deren Namen wir nicht herausfinden konnten. Einige Personen erlitten Verwundungen, Tuten Gelek sogar schwere. Zudem wurden zwei Mönche durch Gewehrkugeln verwundet (dem einen wurde ein Ohr weggerissen, der andere wurde an der Schulter getroffen). Etwa zehn Personen, unter Ihnen der Mönch Tsewang Rindzin, werden vermißt und ihre Aufenthaltsorte sind momentan nicht bekannt. Heute früh wurden dort, wo der sich Vorfall ereignete, keine Leichen mehr, jedoch eine große Menge Blut gesichtet. Momentan wird das Kloster von der Militärpolizei belagert. Ein Tibeter namens Aseng, der an dem Protest in Ngawa beteiligt war, schrieb einen Artikel mit dem Titel: "Der Tibet-Zwischenfall - die Ursachen für den Vorfall vom 16. März im Bezirk Ngawa in Amdo." Er schildert darin die Demonstration der Tibeter im Bezirk Ngawa und wie Demonstranten durch die chinesische Militärpolizei getötet wurden. Er schrieb, daß es zu dem Zwischenfall gekommen sei, weil die Mönche des örtlichen Klosters von der Lokalbehörde gezwungen worden seien, die chinesische Flagge in ihrem Hauptgebetssaal aufzuhängen, doch da Klöster keine staatlichen Institutionen sind, hielten die Mönche es für nicht angemessen, die Nationalflagge Chinas im Gebetssaal aufzuhängen. Die Beamten schritten wiederholt gewaltsam ein, die Mönche widerstanden jedoch den Angriffen. Die Behörden stationierten eine große Zahl von Militärpolizisten um das Kloster. Dies führte schließlich zum Massenprotest der Tibeter. Durch die Schüsse der Militärpolizei auf die Demonstranten wurden viele Tibeter getötet. Am 27. März erhängte sich der 32jährige Mönch Lobsang Jingpa aus dem Kloster Kirti im Bezirk Ngawa in seinem Schlafraum im Wohntrakt der Mönche. Er hinterließ einen Abschiedsbrief, in dem er schrieb, daß er die Verantwortung für die Anschuldigungen, die von den Behörden gegen das Kloster Kirti erhoben würden, alleine trage. All dies habe nichts mit anderen Mönchen zu tun. Er behauptete zudem, daß er es gewesen sei, der die friedliche Demonstration angeführt habe, und daß er hierfür die Verantwortung tragen würde. Am Ende seines ergreifenden Briefes schrieb er folgende Sätze: "Ich möchte nicht länger unter der Unterdrückung der Chinesen leben. Ich bin nicht gewillt unter diesen Umständen eine Minute, geschweige denn einen Tag, weiterzuleben". Darunter stand seine Unterschrift. Des weiteren wurde ein 75jähriger Mönch des Klosters Gomang des Bezirks Ngawa verhaftet, als er zusammen mit einem seiner Schüler auf dem Weg zum Hause einfacher tibetischer Leute war, wo er eine religiöse Zeremonie abhalten wollte. Er mußte für einige Tage in Untersuchungshaft bleiben. Nachdem er freigelassen worden war, nahm er sich das Leben. Der stellvertretende Parteisekretär des städtischen Komitees der kommunistischen Partei in Lhasa erklärte den Medien, daß bisher über 1000 Personen festgenommen worden seien oder sie hätten sich im Zusammenhang mit den Unruhen der letzten Monate den Behörden gestellt. Ihnen würde noch vor dem 1. Mai der Prozeß gemacht werden. Nach Ansicht der Medien liefert die Rede von Wang Xiangming bisher den besten Hinweis darauf, wie die Behörden vorgingen, um die Demonstrationen niederzuschlagen. Die jetzigen Proteste gegen die Regierung sind die größten Demonstrationen seit 20 Jahren in den tibetischen Gebieten Chinas. Am 2. April lobte Zhang Qingli, der oberste chinesische Funktionär der TAR, in einer Fernsehansprache "die Truppen, die für die Unterdrückung der Proteste eingesetzt wurden“ und sagte, sie seien "die Volksarmee, die den Befehlen der Partei gehorcht, sie dienen dem Volk und sind heldenhaft und gut im Kampf". Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR schickte über das Büro der tibetischen Zweigstelle von China Mobile eine Textnachricht an alle Handynutzer in Lhasa: Die Leute mögen Hinweise geben, die zur Festnahme der Verdächtigen verhelfen und auf der Liste der meist gesuchten Personen stehen, die an dem Vorfall vom 14. März beteiligt waren. Sobald eine Information verifiziert wurde, wird der Informant eine Belohnung von 20.000 Yuan erhalten, wobei seine Mitteilung vertraulich behandelt wird. Die Telefonnummern für diesbezügliche Hinweise sind wie folgt: 0891/63 11 189, 0891/63 24 422 oder -110". Die 13. Liste der meist gesuchten Personen wurde vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR herausgegeben. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie von Lhasa TV ausgesendet. Fünf männliche Personen stehen auf der Liste. Bis auf den heutigen Tag sind 79 Tibeter auf der Liste der meist gesuchten Personen verzeichnet. 5. AprilViele internationale Zeitungen und Medien berichteten über die Demonstration in der Gemeinde Tongkor (Bezirk Ganzi, TAP Ganzi, Kham), die von Mönchen und Laien veranstaltet wurde und durch die Militärpolizei blutig niedergeschlagen wurde. Der Vorfall erregte die Aufmerksamkeit der internationalen Gemeinschaft. Die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua erwähnt, daß die Militärpolizei Schüsse abgab, behauptet jedoch, daß diese notwendig gewesen seien, weil ein chinesischer Beamter verletzt worden sei. Diese Interpretation der Nachrichtenagentur Xinhua ist wenig glaubwürdig. Die 14. Liste der meist gesuchten Personen wurde vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR herausgegeben. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie von Lhasa TV ausgesendet. Es sind fünf männliche Personen auf dieser Liste aufgeführt. Bis zum heutigen Zeitpunkt sind auf der Liste der meist gesuchten Personen 84 Tibeter verzeichnet. 6. AprilIm Bezirk Tawu (TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) wurde gestern im Kloster Nyitso die alljährliche Große Dharma-Versammlung abgehalten. Leider wurde sie jedoch durch die von den Behörden herbeigeholte Militärpolizei vorzeitig abgebrochen. Deshalb veranstalteten etwa eintausend Mönche und Laien (unter ihnen Studenten sowie einige Leute, die Mundschutz trugen) eine friedliche Demonstration. Sie riefen Slogans wie "Lang lebe der Dalai Lama!", "Befreit Tibet!", "Wir wollen Freiheit!" etc. Die Militärpolizei schoß auf die friedlichen Demonstranten, wobei zehn Personen erschossen und fünf schwer verletzt wurden. Zudem werden einige andere vermißt. Der Protest dauerte von 12:00 h bis 17:00 h. Momentan ist es uns nicht möglich, mit Leute dieser Gegend in telefonischen Kontakt zu treten; ebensowenig konnten wir Leute in Ganzi und Drakgo anrufen. Die Listen 15 und 16 der meist gesuchten Personen wurden vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR herausgegeben und vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa gesendet. Von den vier Männern, die auf Liste Nummer 15 der meist gesuchten Personen stehen, sind drei Mönche, einer davon schaut wie ein sehr alter Mönch aus. Alle Personen, die auf den Listen aufgeführt sind, waren an dem Protest am Morgen des 14. März in der Nähe des Ramoche Tempels beteiligt. Es scheint, daß all diese Fotos unter der Zuhilfenahme von Handys aufgenommen wurden. Bis heute sind 93 Tibeter auf der Liste der meist gesuchten Personen aufgeführt. 7. AprilDie Liste Nummer 17 der meist gesuchten Personen wurde vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR herausgegeben und vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa gesendet. Von den sechs Personen auf dieser Liste sich fünf Männer und eine eine Frau. Bis heute zählt die Fahndungsliste 99 Tibeter. Zudem möchte ich hier noch erwähnen, daß die Demonstration, die von Mönchen und Laien in der Gemeinde Nr. 3 des Bezirks Drakgo (TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) veranstaltet wurde, von den Behörden niedergeschlagen wurde. Unter den 120 Nonnen des Nonnenklosters Nganggang, die von den Behörden festgenommen worden waren, wurden 17, ehe man sie wieder laufen ließ, grün und blau geschlagen. Auch Lobsang Wangchen, der Khenpo (Abt) des Klosters Jori, wurde freigelassen. Gesundheitlich ist er jedoch sehr mitgenommen infolge der Schläge, die er in der Haft erlitt. Am 1. April führten die Behörden im Kloster Dza Wonpo (chin. Za Wengpo si), Bezirk Dzachukha, TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan, eine "patriotische Umerziehungsmaßnahme" durch; die Mönche wurden aufgefordert den Dalai Lama zu beschimpfen und zu verleugnen. Sieben Mönche und ein Nomade wurden dabei verhaftet, weil sie sich dem nicht fügen wollten. Es handelt sich um den Lehrer Lobsang Dondrup, den Disziplin-Meister Depa (chin. Daipa), Sopal, Tubten Tsering, Paldor, Sonam Nyima, Wudor und den Nomaden Yiga. Am 2. April hielten über 200 Nonnen des Nonnenklosters Ratrul im Bezirk Tawu (TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) eine buddhistische Zeremonie ab im Gedenken an die mutigen Menschen, die während des Vorfalls, der sich in der Stadt Tawu (chin. Xianshui zheng) im Bezirk Tawu ereignet hatte, starben. Obwohl die Nonnen von der Militärpolizei aufgehalten wurden, war diese nicht in der Lage, die Demonstration durch Waffengewalt niederzuschlagen, da die Nonnen von über 100 Tibetern und Studenten unterstützt wurden. Am 2. April wurde im Kloster Ba Chode (Bezirk Batang, TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) eine "Patriotische Umerziehungskampagne" durchgeführt; die Mönche wurden aufgefordert, den Dalai Lama zu kritisieren und zu verleugnen. Als sich alle Mönche weigerten, dies zu tun, kam es zu Auseinandersetzungen. Fünf Mönche, unter ihnen Jigme Dorje, der Khenpo von Ba Chode, sowie der Disziplinär Yeshe wurden verhaftet. Am 4. April wurde in der Gemeinde Tongkor des Bezirkes Ganzi (TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) eine Demonstration tibetischer Mönche und Laien durch die Militärpolizei gewaltsam zerschlagen. Es wurde bestätigt, daß zusätzlich zu den acht Personen, die wir bereits erwähnten, weitere Personen getötet worden sind. Den 27jährigen Sangten (er ist der Gesangsmeister des Klosters Tongkor und sein voller Name lautet Tubten Samten), den 30jährigen Dorfbewohner Pupu Delek, die Dorfbewohnerin Drulungtso und die Dorfbewohnerin Lobtan nannte ich bereits in meinem früheren Eintrag, jetzt hörten wir, daß der Sohn des Dorfbewohners Tsering Puntso Tsering Dondrup heißt, die Tochter des Dorfbewohners Tsoge wird Gesang Chodron genannt. Ich erfuhr außerdem, daß die Namen der zwei Personen, die wir im früheren Eintrag nicht mit Namen nennen konnte, Tse Yangji (weiblich) und der Mönch Lobsang Rinchen sind. Außerdem wurden ein paar weitere Personen umgebracht. Die Namen, die ich bis jetzt herausgefunden habe sind: Tsewang Rigdzin, der 38jährige Abt des Klosters Tongkor, der Dorfbewohner Sonam Tsering und die Dorfbewohnerin Tsering Lhamo. Als die Militärpolizei und die Arbeitsteams das Kloster durchsuchten, warfen sie die Fotos des Dalai Lama und des geistigen Führers des Klosters Shadrung Rinpoche auf den Boden und traten darauf herum. Als die Militärpolizei das Kloster am 5. April durchsuchte, wurden viele kulturell wertvolle Relikte, darunter Buddhastatuen, Gemälde und Thangkas zerstört. Tongkor ist eines der Klöster, in dem die wertvollsten Kulturgüter der tibetischen Gegend Ganzi aufbewahrt werden. Während der Kulturrevolution riskierten viele Leute ihr Leben, indem sie zahlreiche dieser Buddhastatuen und Thangkas versteckten, um sie der Nachwelt zu erhalten. Das gegenwärtige Vorgehen der chinesischen kommunistischen Partei, das einer zweiten "Kulturrevolution" gleichkommt, stellt eine große Gefahr für diese religiösen Artefakte dar. Ich habe gehört, daß die Behörden alle Bewohner der Gegend, Tibeter eingeschlossen, zusammengerufen und ihnen eingeschärft hätten nichts über den blutigen Zwischenfall, der sich in der Gegend ereignet hatte, an die Außenwelt oder die Medien weiterzugeben. Sie erklärten, daß alle Verlautbarungen den Berichten, die von der Nachrichtenagentur Xinhua herausgegeben werden, zu entsprechen hätten. Falls jemand unerlaubte Informationen weitergeben sollte, würde er strafrechtlich verfolgt werden. Kürzlich hielten zudem etwa 100 Studenten im Lehrerkolleg Qinghai, Amdo (TAP Tsolho [Hainan]), Provinz Qinghai, eine friedliche Demonstration ab, um gegen die Tötung von tibetischen Demonstranten durch die Militärpolizei zu protestieren und die Freilassung aller tibetischen Demonstranten, die während der Proteste in den drei Regionen Tibets festgenommen worden waren, zu fordern. Sie wurden jedoch sofort von der Militärpolizei gestoppt, und derzeit ist das College hermetisch abgeriegelt. Neulich verhafteten die Behörden im Bezirk Ngawa, TAP Ngawa, Amdo, Provinz Sichuan, fünf tibetische Demonstranten, deren Namen wie folgt lauten: Gonpo Tsering, Tsamothar, Lobsang, Namshi und Lobzang. Wir haben weder Kenntnis darübe, wo sie festgehalten werden noch wie ihr Gesundheitszustand ist, etc. Einer von einem Netz-Kollegen gelieferten Nachricht zufolge belegte das örtliche PSB in Kanlho (chin. Ganan) und in Golok in Amdo alle Verhafteten mit 20.000 Yuan Geldstrafe. 8. April - kein Eintrag 9. April 2008Gestern traf die zweite Gruppe ausländischer Journalisten, von denen elf derzeit in China weilen, in Lanzhou ein. Nachdem sich viele Journalisten aus Hong Kong und Taiwan angeschlossen hatten, plante die Gruppe, in die Region Amdo in der Provinz Sichuan zu reisen. Als sie heute das Kloster Labrang (eines der sechs großen Gelugpa Klöster des tibetischen Buddhismus) im Bezirk Sangchu (chin. Xiahe) besuchte, eilten 20 Mönche, die tibetische Flagge in der Hand haltend, herbei. Sie umrundeten die Journalisten und drangen mit folgenden Worten auf sie ein: "Wir fordern die Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama. Wir fordern nicht die tibetische Unabhängigkeit, was wir einzig wollen, sind Menschenrechte. Wir haben keine Menschenrechte." Sie sagten außerdem, es befänden sich noch immer viele Mönche in Haft und es gäbe überall Geheimagenten, die den Bezirk und jegliche Aktivitäten genauestens überwachten. Binnen kürzester Zeit stießen etwa 50 Tibeter dazu. Dies ist bereits das zweite Mal, daß Mönche ihr Leben riskieren, indem sie offen zu ausländischen Medienvertretern sprechen. Im ersten Fall hatten Mönche des Jokhang Tempels in Lhasa unter Tränen mit ausländischen Medienvertretern gesprochen und sie angefleht, der Welt die Wahrheit zu enthüllen. Vor drei Tagen (also am 6. April) haben über 100 Tibeter vor einem der Klöster des Bezirks Yushu (chin. Yushu) (TAP Yushu, Kham, Provinz Qinghai) demonstriert und dabei Slogans wie: "Freiheit für Tibet!" und "Laßt den Dalai Lama nach Hause kommen!" gerufen. Gleichzeitig wurden im Kloster buddhistische Zeremonien abgehalten. Die Proteste wurden sofort von der bewaffneten Volkspolizei (PAP) niedergeschlagen und viele Tibeter wurden in der Folge verhaftet. Ein Insider erklärte, solcherlei Demonstrationen hätten sich nach den großen Protesten in Lhasa in der Region häufig ereignet, und ein jeder sei von der bewaffneten Volkspolizei (PAP) sofort niedergeschlagen worden. Die Behörden haben nichts darüber bekanntgegeben, wie viele Personen an den Protesten beteiligt waren, noch wie viele Tote und Verletzte es gegeben hat. Heute Morgen hat Jampa Puntso, der Vorsitzende der Regierung der TAR, auf die Frage eines Journalisten, was mit den Mönchen des Jokhang Tempels, die am 27. März unter Tränen den ausländischen Medienvertretern entgegengetreten waren, geschehen sei, geantwortet: "Nachdem die Journalisten Lhasa verlassen haben, kamen Diplomaten aus verschiedenen Ländern. Ich berichtete ihnen kurz über den Vorfall. Sie schlugen daraufhin vor, mit diesen Leuten zu sprechen und deshalb zum Jokhang Tempel zu gehen. Ich erklärte mich mit ihrem Vorschlag einverstanden. Ich sagte ihnen, sie könnten am nächsten Tag gehen. Obwohl dieser Besuch auf ihrer Reise nicht eingeplant war, konnten sie den Jokhang Tempel besuchen. An ihrem zweiten Tag besuchten sie den Jokhang Tempel. Ich sagte ihnen, sie könnten mit allen 30 Mönchen zusammentreffen, die in den Zwischenfall verwickelt gewesen waren. Doch weil wir sehr früh dorthin gingen, und weil es ein Tag war, an dem der Tempel für Besucher nicht geöffnet war, kamen die Mönche nicht heraus, obwohl wir längere Zeit immer wieder und wieder nach ihnen riefen. Später sagte ich ihnen, es spiele auch keine Rolle. Wenn sie das nächste Mal kämen, könnten sie noch immer mit diesen Leuten sprechen. Wir werden sie niemals schlecht behandeln oder gar bestrafen, nur weil sie ihre Meinung gegenüber den Journalisten geäußert haben. Wir werden das niemals tun, denn bei uns herrscht Rechtsstaatlichkeit. Wenn wir natürlich herausfinden, daß sie irgendwelche Verbrechen begangen haben, dann ist es etwas anderes. Wenn Sie eine Möglichkeit haben, Tibet in Zukunft noch einmal zu besuchen, können Sie sie noch immer treffen. Sie werden weder bestraft noch verhaftet werden. Sie haben mich gefragt, wo diese Mönche jetzt sind und ob sie noch im Jokhang Tempel sind. Nun, solange sie keine Verbrechen begangen haben, wie Körperverletzung, Zerstörung, Plünderung und Brandlegung werden sie noch für eine lange Zeit im Jokhang Tempel leben." Diese Rechtfertigung ließ uns in noch mehr Sorge über das Wohlergehen dieser Mönche geraten. Die Behauptung, daß die Mönche "noch nicht aufgestanden" seien, erscheint sehr merkwürdig. Jampa Phuntso sagte außerdem, es seien bislang 953 Personen wegen ihrer Beteiligung an den Protesten verhaftet worden, von denen 328 jedoch wieder freigelassen worden seien. 403 Personen wurden in den Haftbefehlen der Volksprokuratur genannt. Insgesamt stehen 93 Personen, die der Schlägerei, Zertrümmerung, Plünderung und Brandlegung verdächtigt werden, auf der Liste der meist gesuchten Personen. Von diesen seien 13 Personen bislang gefaßt worden, und 9 Personen hätten sich freiwillig gestellt. Von denjenigen, die unter dem Verdacht der Beteiligung an den Unruhen verhaftet wurden, hätten sich 362 Personen freiwillig gestellt. Was die Personen auf der Liste der meist gesuchten Tibeter anbetrifft, so hat es bis zum 7. April insgesamt 17 Listen mit den meist gesuchten Personen gegeben, die über den Literatur- und Kunstsender und den Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt wurden. Diese Listen zählen insgesamt 99, nicht 93 Personen. Wir erfuhren, daß alle Verwaltungsabteilungen der Stadt Lhasa und der diversen Präfekturen, viele staatliche und private Betriebe, die Bildungseinrichtungen und die Nachbarschaftskomitees dazu aufgefordert wurden, die "Zwischenfälle vom 14. März" zu verurteilen und die "separatistische Dalai Clique" bloßzustellen. Besonders die tibetischen Kader und Angestellten sind dazu angehalten, die "bösen Taten" der "separatistischen Dalai Clique" offen anzuprangern und Artikel zu verfassen, in denen sie den Dalai Lama kritisieren müssen. Bisher wurden nur die Klöster einer solchen Kampagne unterzogen, doch mittlerweile beziehen die Behörden die ganze Bevölkerung mit ein, nicht einmal siebenjährige und achtjährige Grundschüler können diesem Schicksal entgehen. Die höchst einseitige Propaganda der offiziellen chinesischen Medien hat den Effekt, daß die Feindseligkeit der Han-Chinesen gegenüber den Tibetern geschürt wird. Das chinesische Internet ist voll von spöttischen und verleumderischen Beiträgen über die Tibeter und den Dalai Lama. Zusätzlich sind viele falsche Artikel von Personen erschienen, die sich als Augenzeugen der Unruhen ausgeben und behaupten, sie würden die Wahrheit über die Proteste in Lhasa, Ngawa und anderen Regionen enthüllen. Außerdem wird berichtet, daß viele Hotels in Beijing, Shanghai und anderen Regionen Chinas keine Zimmerreservierungen von Tibetern mehr annehmen. Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR veröffentlichte die 18. Liste der meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt. Alle sechs Personen auf der Liste sind Männer. Mittlerweile befinden sich insgesamt 105 Personen auf der Fahndungsliste. 10. April 2008Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR veröffentlichte die 19. Liste der meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt. Auf der Liste befinden sich fünf Männer und eine Frau. Mittlerweile zählt Liste der meist gesuchten Personen 111 Personen. Einige Räume neben dem Bahnhof von Lhasa werden als vorübergehendes Gefängnis genutzt, und einige der Häftlinge hat man bereits in das Gefängnis im Nordwesten Lhasas gebracht. Auf der Bahnstrecke Lhasa-Xining werden alle tibetischen Passagiere gründlich durchsucht, manche über siebenmal. Tibetern, die keinen von der TAR ausgestellten Personalausweis besitzen, ist es ausnahmslos verboten, nach Lhasa zu reisen. Die Reiseagenturen sind von der TAR angewiesen worden, keine Reisen für Touristengruppen mehr zu arrangieren. Der Grund dafür sei, daß garantiert werden müsse, daß die olympische Fackel die Himalaya-Region sicher passieren kann. Damit wurde eine Entscheidung der Fremdenverkehrsämter der letzten Woche widerrufen, in der es hieß, Tibet würde für Touristen aus dem Ausland ab dem 1. Mai wieder offen sein. Wir haben gehört, daß einige Mönche des Klosters Labrang, Bezirk Sangchu (chin. Xiahe), TAP Kanlho (chin. Ganan), Provinz Gansu, gestern mit einer Gruppe von ausländischen Journalisten sprechen konnten. Von den 23 Mönchen, die im Kloster Kirti (Bezirk Ngawa, TAP Ngawa, Provinz Sichuan) gestern festgenommen wurden, kennen wir nun folgende Namen: Lobsang Tsultrim, Lobsang Tsundru, Lobsang Trinley, Lobsang Nyima und Jamyang Nyima. In allen Weilern und Ortschaften, die der Gemeinde Rongsakha (Bezirk Ngawa, TAP Ngawa, Amdo, Provinz Sichuan) unterstellt sind, führen die Behörden Propagandamaßnahmen durch und verbreiten erfundene Geschichten. Sie verlangten von den tibetischen Bewohnern, in die Fernsehkamera zu blicken und die folgenden Worte zu sprechen: "Ich bin absolut gegen die Dalai Clique. Ich werde niemals Fotos des Dalai Lama besitzen. Ich werde mich der Dalai Clique niemals anschließen. Ich werde den Separatisten niemals folgen. Das separatistische Komplott der Dalai Clique wird niemals siegen. Ich liebe die kommunistische Partei Chinas. Ich werde der Führung der kommunistischen Partei uneingeschränkt gehorchen und bin dankbar für ihre Güte." Man gab ihnen deutlich zu verstehen, daß sie sofort verhaftet würden, falls sie dem Befehl nicht nachkämen. 11. April 2008Vor einigen Tagen zeigten 21 chinesische Anwälte ihre Bereitschaft, den verhafteten Tibetern rechtlichen Beistand zu leisten. In einem offenen Brief heißt es: „Laut den einschlägigen Nachrichten unseres Landes wurden infolge der Unruhen in Tibet am 14. März 2008 mehrere hundert Personen verhaftet. Als Anwälte der Volksrepublik China (VRC) hoffen wir, daß die mit der Angelegenheit betrauten Regierungseinheiten die inhaftierten Tibeter in Übereinstimmung mit unserer Verfassung behandeln werden, unter Beachtung der geltenden Gesetze und getreu der Strafprozeßordnung. Sie sollten damit aufhören, Geständnisse durch Folter zu erzwingen, sie sollten die Unabhängigkeit der Rechtssprechung respektieren und somit die Würde des Gesetzes schützen. Wir möchten mit diesem Brief unsere tiefe Besorgnis über die Fälle von Inhaftierungen in Tibet zum Ausdruck bringen, wir würden den verhafteten Tibetern gerne rechtlichen Beistand leisten." Die Behörden übten jedoch solchen Druck auf diese Anwälte aus und befahlen ihnen, sich aus der Angelegenheit Tibet herauszuhalten, daß drei von ihnen sich schließlich einschüchtern ließen. Die Anwälte berichteten, daß die Pekinger Justizbehörden ihnen verboten hätten, Tibeter zu vertreten oder zu verteidigen. Auch behaupteten die Behörden, es gäbe genügend Anwälte in Tibet, so daß man auf die Hilfe aus anderen Regionen überhaupt nicht angewiesen sei. Das ist ein deutlicher Fall, wo die Politik sich in die unabhängige Arbeit der Rechtsvertreter einmischt. Die Tibeter wurden des Rechts auf juristischen Schutz beraubt. So können die Anwälte wohl kaum etwas tun, um den Tibetern durch ihren Rechtsbeistand zu helfen. Des weiteren würde es den Tibetern sowieso wegen des heftigen Druckes, unter dem sie stehen, kaum möglich sein, Rechtsbeistand zu suchen. So werden die Ergebnisse der Verhandlungen keinen überzeugenden Charakter haben, und die Anwälte, die von den Behörden dafür abkommandiert wurden, sind wie... Im Bezirk Ruthog, Präfektur Ngari, TAR, veranstalteten vier oder fünf Tibeter einen friedlichen Protest, bei dem sie Slogans wie "Führt einen Dialog mit dem Dalai Lama und beendet die Unterdrückung und stellt das Töten der Tibeter ein!" riefen. Sie wurden sofort verhaftet und im Gefängnis der Stadt Sengge Khabab inhaftiert. In der Gemeinde Tongkor (Bezirk Ganzi, TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) wurden Mönche und Laien von den Behörden offen damit bedroht, daß das Kloster und die Dorfbewohner in Gefahr seien, wenn diejenigen, die aus Angst in die Berge geflohen sind, nicht zurückkehrten und sich ergäben. Diejenigen Personen, die angeschossen wurden, befinden sich in einem kritischen Zustand, weil sie sich entweder nicht trauen, ein Krankenhaus aufzusuchen oder keine rechtzeitige medizinische Behandlung erhielten. Die Klöster Drepung und Sera, der Jokhang Tempel, der Ramoche Tempel und weitere religiöse Einrichtungen sind mittlerweile seit einem Monat von der Polizei umstellt. Den Gläubigen ist es verboten, zu den Klöstern und Tempeln zu pilgern, und alle religiösen Aktivitäten und Belehrungen in den Klöstern sind eingestellt worden. Die Mönche haben sehr große Schwierigkeiten. Sie erhalten nur sehr wenig Nahrung, und sie können weder per Telefon noch Mobiltelefon erreicht werden. Manche Mönche sind einfach verschwunden. Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR veröffentlichte die 20. und 21. Liste der meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt. Auf der Liste 20 befinden sich 18 Personen. Wir wissen jedoch nichts weiter über die Liste als die Zahl der Personen, sie ist anders als die bisherigen. Auf der Liste 21 befinden sich 14 Personen, alle Mönche. Nach den veröffentlichten Fotos zu urteilen, sind es Mönche, die an den friedlichen Protesten und Sitzstreiks vor dem 14. März 2008 teilgenommen haben. Es sind insgesamt 32 Personen auf den Listen 20 und 21. Bis zum heutigen Tage sind insgesamt 143 Personen auf den Listen der meist gesuchten Personen aufgeführt. 12. April 2008In der Nacht des zehnten April fuhren viele Militärlastwagen zum Kloster Drepung, und am 11. April wurde die Straße zum Kloster gesperrt. In den Nachrichten, die uns erreichten, hieß es, viele Mönche hätten, dem Verhungern nahe, den Berg hinuntergehen und die Behörden bitten wollen, die Ausgangssperre aufzuheben, nachdem das Kloster nun bereits seit 30 Tagen belagert wird. Andere wiederum berichten, die Militärpolizei sei zum Kloster geeilt, um weitere Mönche festzunehmen. Wir kennen noch keine Details über den Zwischenfall, doch es heißt, daß es Tote und Verletzte gegeben habe. Es gibt nach wie vor keine Kommunikationsmöglichkeit mit dem Kloster, so daß wir nicht mit den Mönchen sprechen konnten. Auch wurde berichtet, daß es kürzlich in der Mittelschule von Lhasa erneut Zusammenstöße zwischen tibetischen und chinesischen Schülern gegeben hat. In Lhasa zeigen die Chinesen jetzt offen ihre Feindseligkeit gegen die Tibeter. So haben sich beispielsweise verschiedentlich Fahrradgeschäfte geweigert, die Fahrräder tibetischer Schüler zu reparieren. Gemüsehändler rufen laut aus: "Ein halbes Kilo Gurken kostet 2,00 Yuan für Chinesen, aber 3,00 Yuan für Tibeter. Ihr bekommt die Gurken nicht, wenn ihr nicht bereit seid, diesen Preis zu zahlen!" Ende März kam es auf dem Gemüsemarkt des Instituts für Landwirtschaft und Tierhaltung zu einem Zwischenfall: Chinesische Gemüsehändler schlugen auf fünf Tibeter ein, weil es einen Streit über den Preis gegeben hat. Sofort waren Soldaten zur Stelle, die auf die Tibeter schossen, einer wurde dabei am Bein getroffen. Alle fünf Tibeter wurden festgenommen. Einige der Tibeter, die nach den Protesten vom 14. März grundlos festgenommen worden waren, wurden mittlerweile wieder freigelassen. Diese Personen hatten mit den Unruhen vom 14. März nichts zu tun. Manche von ihnen sind Haushälter, und sie wurden einfach verhaftet, als sie sich auf dem Weg zum Einkaufen befanden. Andere wurden verhaftet, nur weil sie in einem stark von Tibetern bewohnten Stadtviertel - wie beispielsweise der Barkhor Straße oder Karma Kunsang - leben. Sogar die tibetischen Arbeiter, die gerade ein Haus bauten, wurden festgenommen. Unter den Festgenommenen befanden sich über 100 Studenten von verschiedenen Bildungseinrichtungen. Es wurde ferner berichtet, es seien ungefähr 200 Personen im Lagerhaus neben dem Bahnhof von Lhasa eingeschlossen worden. Von ihnen werden einige von der Militärpolizei bewacht, und andere vom Büro für Öffentliche Sicherheit (PSB) und der Volksprokuratur. Erstere werden grausam gequält und geschlagen, sie waren barfuß und bekamen nichts zu essen. Die letzteren wurden offenbar etwas besser behandelt und erhielten auch etwas Nahrung. Während manche von ihnen direkt in die Haftanstalt Gutsa in Lhasa gebracht wurden, wurden andere zunächst in Gefängnisse in den Bezirken Dulung Dechen und Medro Kungga gebracht, bevor auch sie in die Haftanstalt Gutsa nach Lhasa kamen. Es sollen bislang über 3.000 Personen verhaftet worden sein. Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR veröffentlichte die 22. Liste der meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt. Es befinden sich elf Personen auf der Liste der meist gesuchten Personen, die alle Mönche sind. Obwohl wir im Augenblick keine näheren Angaben machen können, sind wir sicher, daß in einigen Klöstern Lhasas etwas passiert sein muß. Vielleicht hängt es mit dem zusammen, was sich gestern im Kloster Drepung ereignet hat. Laut den neuesten Informationen sind sowohl Mönche als auch Laien in der Gemeinde Tongkor (TAP Ganzi, Kham, Provinz Sichuan) offen von den Behörden bedroht worden. Falls diejenigen, die aus Angst in die Berge geflohen sind, sich nicht innerhalb von fünf Tagen den Behörden stellten, würden sie das Kloster Tongkor zerstören. Ich habe jedoch nichts darüber gehört, daß Mönche oder Laien aus den Bergen zurück gekehrt wären und sich den Behörden gestellt hätten. Da es uns bislang nicht möglich ist, in Kontakt mit Tibetern der Region zu treten, wissen wir nicht, welche Maßnahmen die Behörden ergriffen haben. Dem Bericht zufolge haben die Mönche des Klosters Tongkor folgendes gesagt: "Nun trauen wir uns überhaupt nicht mehr, den Berg herunter zu kommen. Sobald wir es tun, werden wir nämlich verhaftet. Kaum werden wir das Kloster betreten haben, werden schon Soldaten auf uns warten, und zwar ein Soldat pro Mönch. Was immer wir an Büchern und Geld haben, werden sie uns wegnehmen, als wollten sie uns ausrauben. Das Kloster ist noch nicht zerstört worden, aber alle Tore und Türen stehen offen". Das Kloster Tongkor ist ein berühmtes Kloster mit einer langen Geschichte, und die Mönche haben eine Menge wertvoller Reliquien zurückgelassen. Es sind dies goldene Buddhastatuen, Thangkas und andere wertvolle Gegenstände, die die Zerstörungswut der Kulturrevolution überlebt haben. Doch wir sind nun in großer Sorge, ob diese Wertsachen auch die jetzige Katastrophe überleben werden. 13. April 2008In Lhasa haben viele Menschen von dem Zwischenfall gehört, der sich am 11. April im Kloster Drepung ereignet hat, aber niemand weiß etwas Genaues darüber. Alle sind in großer Angst um die Mönche. Ich rufe die internationale Gemeinschaft auf, der Situation in der nächsten Zeit ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Das Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR veröffentlichte die 23. Liste der meist gesuchten Personen. Sie wurde vom tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" sowie vom Fernsehsender Lhasa ausgestrahlt. Es befinden sich 14 Personen auf der Liste, die Namen kennen wir jedoch nicht. Am 12. April versammelten die Behörden in 18 Bezirken in Kham (TAP Ganzi, Provinz Sichuan) alle religiösen Führer und weitere hochrangige Persönlichkeiten zu einem außerordentlichen Meeting. Allen Anwesenden wurde befohlen, ihre Unterschrift unter ein Dokument zu setzen, mit dem der Dalai Lama und die "Dalai Clique" verurteilt werden. Die Behörden teilten den Anwesenden außerdem mit, daß ab sofort in der ersten Gruppe von 43 Klöstern der TAP Ganzi die "patriotische Umerziehungskampagne" und die "Anti-Dalai-Kampagne" durchgeführt werden. Ein japanischer Bericht erwähnt den Heimatort des Dalai Lama im Dorf Taktser (chin. Hongya), Kreis Tsongkhakhar (chin. Ping-an), der zur Stadt Xining, Provinz Qinghai, gehört. Derzeit sei das Tor des alten Hauses fest verschlossen, und an den Mauern zu beiden Seiten des Tores stünden die Bekanntmachungen der Justizbehörden der Provinz Qinghai in tibetischer und chinesischer Sprache, die mit dem 2. April datiert sind. Darauf ist zu lesen, daß es verboten sei, sich an Aktionen zu beteiligen, die die nationale Sicherheit gefährden, ebenso wie das Verteilen von Fotos des Dalai Lama. Auch steht dort zu lesen: "Die einzige Möglichkeit für die Ruchlosen, von den Behörden nachsichtig behandelt zu werden, besteht darin, daß sie sich ergeben, ihre Fehler einsehen und ihre Wege korrigieren." In der offiziellen Mitteilung steht auch, wenn die Bevölkerung den Behörden Hinweise auf die Gesetzesübertreter gäbe, würde sie gelobt und belohnt werden. Die Polizei patrouilliert durch das Dorf, die Straße zum Haus des Dalai Lama ist abgeriegelt. 14. April 2008Gestern Nacht berichtete der Fernsehsender der TAR, es sei ein Arbeitsteam des Büros für Öffentliche Sicherheit, das für Gesetze und Bestimmungen zuständig ist, im Kloster Drepung einquartiert worden. Der tibetische Sender der Nachrichtenagentur Xinhua hatte auch darüber berichtet. Dort hieß es: "Das Arbeitsteam ist im Kloster Drepung stationiert, um die Insassen über die Gesetze und Bestimmungen zu belehren und die normalen buddhistischen Aktivitäten wieder in Gang zu bringen." Weiter wird ausgeführt: "Die Arbeit geht gut voran. Das Arbeitsteam folgt der nationalen und der Religionspolitik und wirkt unter strenger Beachtung dieser Vorschriften. Die Mitglieder des Arbeitsteams gewannen den Beifall und die Unterstützung der Mönche und Laien-Buddhisten". Doch den Nachrichten, die uns aus Lhasa erreichen, nach zu urteilen, ist die Behauptung, "die Arbeit schreite gut voran", eine Lüge. Die Straße zum Kloster Drepung ist nach wie vor abgeriegelt, doch die Nebenstraßen, die zum Kloster führen, sind wieder geöffnet. Wir wissen noch immer nicht, was in Drepung wirklich passiert ist. Dieses Kloster, das auf halber Höhe des Berges Gunpel Wutse liegt, wird traditionell als das größte Gelugpa-Kloster des tibetischen Buddhismus betrachtet. Man nimmt an, daß die Belegschaft früher mit 7.700 Mönchen beziffert werden kann, in seiner Blütezeit beherbergte es sogar 10.000 Mönche, gegenwärtig leben dort nur noch etwa 1.000 Mönche. People.com (http://pic.people.com.cn/GB/7116653.html) berichtete heute Morgen (ursprünglich aus "Tibet Daily"): "Die Polizeibehörden Tibets setzen eine Belohnung für polizeidienliche Hinweise über Personen, die an den Protesten vom 14. März beteiligt waren, aus". Am 11. April 2008 veröffentlichten das Oberste Gericht der TAR, die Volksprokuratur und das Büro für Öffentliche Sicherheit eine "Gemeinsame Erklärung" und Fotos von 14 Tibetern, die sich auf der Liste der meist gesuchten Personen befinden. Mindestens 12 von ihnen sind Mönche. Aufgrund der Bildüberschriften "Nr. 136", "Nr. 137" und "Nr. 141" und der Listen der meist gesuchten Personen, die seit dem 11. April 2008 veröffentlicht wurden, vermuten wir, daß diese Mönche wahrscheinlich in die Proteste vom 11. März 2008 im Kloster Drepung involviert waren. Man fragt sich, ob es einen speziellen Grund dafür gibt, weshalb Fotos von Tibetern von der Liste der meist gesuchten Personen, von denen die überwiegende Zahl Mönche sind, auf offiziellen chinesischen Webseiten veröffentlicht werden. Auf diesen Webseiten steht ebenfalls die "gemeinsame Erklärung", in der es heißt: "Gemäß der gemeinsamen Verlautbarung, herausgegeben vom Obersten Gericht der TAR, der Volksprokuratur der TAR und dem Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR, geben wir die Haftbefehle für die folgenden Verdächtigen heraus... Büro für Öffentliche Sicherheit, TAR, am 11. April 2008... Die folgenden Personen werden verdächtigt, an kriminellen Handlungen wie Schlägerei, Zerstörung, Plünderung und Brandstiftung beteiligt gewesen zu sein. Sachdienliche Hinweise durch die Bevölkerung werden gerne entgegengenommen. Für diejenigen, deren einschlägige Hinweise verifiziert werden können, wird eine Belohnung in Höhe von 20.000 Yuan ausgesetzt. Die Identität derjenigen, die uns die Hinweise geben, wird vertraulich behandelt werden. Die Telefonnummer für sachdienliche Hinweise ist: 0891-6311189 oder: 6324422 oder: 110. Herausgegeben vom Büro für Öffentliche Sicherheit der TAR." Ich glaube nicht, daß die Behörden weiter damit fortfahren werden, eine Liste der meist gesuchten Personen über den tibetischen Fernsehsender "Literatur und Kunst" und über den Fernsehsender Lhasa auszustrahlen. Gegenwärtig warten sie noch den richtigen Augenblick auf, um Rache zu nehmen, während alle Bereiche der Gesellschaft von ihrer strengen Kontrolle durchdrungen sind. Man kann niemandem mehr trauen, die Tibeter leben nun in Furcht und Schrecken. Bei dem außerordentlichen Meeting, das von den Behörden einberufen wurde und an dem die Vorsteher der diversen Klöster und die Leiter der Arbeitsteams der 18 Bezirke in der TAP Ganzi teilnahmen, wurden diese aufgefordert, von nun an die chinesische Flagge zu hissen. Außerdem mußten sie zugeben, daß die "Zwischenfälle" in Tibet von der "Dalai Clique" inszeniert wurden und die "separatistische Dalai Clique" verurteilen. Die chinesischen Behörden haben am 12. April berichtet, daß der Bombenanschlag vom 23. März 2008 aufgeklärt sei, er sei von neun Mönchen des Sutra Kollegs des Klosters Thongsha in der Gemeinde Shangpel, Bezirk Gonjo, verübt worden. Drei der Mönche (Rinchen Gyantsan, 27, Jigme Dundrup, 28, und Dorje Wanggyal, 31) wurden am 1. April 2008 verhaftet. Zu dieser Zeit fuhren vier Militärfahrzeuge zu dem Kloster, umstellten es und verboten den Insassen jeden Kontakt mit der Außenwelt. Am 3. April 2008 riefen die Mönche Slogans wie: "Wir sind unschuldig!" "Laßt die Mönche frei!", "Wir fordern Religionsfreiheit!". Sechs Mönche, Tseten, 30, Kunga Puntso, 19, Tsewang Yeshe, 20, Tsering Wangdul, Wanggyal, 21, und Kunsang Tsering, wurden verhaftet, durch die Straßen der Hauptstadt des Bezirks Gonjo gefahren und öffentlich vorgeführt. Die Behörden behaupteten später, daß diese neun Mönche auf Verdacht hin festgenommen wurden, dann aber zugegeben hätten, den Bombenanschlag verübt zu haben. Weiterhin veranstaltete zuverlässigen Quellen zufolge vor ein paar Tagen ein Student namens Sangpel vom Buddhismus-College der Provinz Sichuan einen Protest in Dartsedo (chin. Kangding), indem er eine Flagge mit einem Schneeberg und einem Schneelöwen hochhielt. Ein tibetischer Nomade namens Lhapa aus Lhagong, Bezirk Dartsedo, rief angesichts der Militärlastwagen Parolen wie „Free Tibet“ und “Wir möchten, daß der Dalai Lama zurückkommt“. Beide wurden sofort festgenommen, wir wissen nicht, wo sie hingebracht wurden. |