Beliebter tibetischer Sänger und Liedermacher in China inhaftiert
Washington, 2. April 2004 - Wie von RFA berichtet, haben Mitarbeiter der chinesischen Staatssicherheit in einer der Tradition nach tibetischen Region, die heute zur chinesischen Provinz Qinghai gehört, einen tibetischen Sänger und einen Liedermacher wegen vermeintlicher politischer Anspielungen ihrer Texte verhaftet.
Mehrere Informanten, die anonym bleiben wollen, berichteten, die Musiker mit den Namen Namkha und Bakocha wären um den 10. März im Distrikt Tongde, Provinz Qinghai, verhaftet worden. "Niemand kennt ihren derzeitigen Aufenthaltsort", sagte einer der Informanten.
Ein anderer berichtete dem tibetischen Nachrichtendienst von Radio Free Asia: "Die chinesische Staatssicherheit der Präfektur Hainan, Provinz Qinghai, beschlagnahmt nun alle CDs von Namkha. Die Sicherheitsbeamten gingen sogar in die Klöster und verlangten von den Mönchen die Herausgabe dieser CDs. Man drohte ihnen mit ernsthaften Konsequenzen, falls Aufnahmen von Namkhas Musik bei ihnen gefunden würden.
Namkha und Bakocha stammen beide aus den Nomadengebieten von Qinghai. Bakocha ist Mönch im Kloster Ba Shangtse im Distrikt Tongde.
Die chinesischen Behördenvertreter verweigerten jeglichen Kommentar. Den Informanten zufolge ist der Grund für die Inhaftierung in dem leicht politischen Inhalt von Namkhas Liedern zu suchen. Die fraglichen Stücke tragen die Titel "Tsenpoe Poi nya" (Königlicher Bote) und "Amdo Pogoe" (ein Held aus Amdo).
"Seit geraumer Zeit genießt Namkha als Sänger große Popularität, während Bakocha die Lieder komponierte. Die Texte sind nicht bewußt politisch abgefaßt - es kommt eben darauf an, wie man sie interpretiert", fügte der Informant hinzu. Diese Verhaftungen bestätigen eine Reihe anderer Anzeichen für eine härtere Gangart der Chinesen gegenüber tibetischen Dissidenten.
In einem in der Nähe von Lhasa gelegenen Landkreis verhafteten PSB-Beamte am 12. Februar einen jungen Mönch, weil er in seinem Quartier ein Foto des Dalai Lama und eine tibetische Nationalflagge aufbewahrt hatte. Fünf Tage danach beriefen die chinesischen Polizisten im Kloster Ganden eine Versammlung von ungefähr 500 Mönchen ein, denen sie erklärten, Choeden Rinzen sei wegen "Besitzes von gegen die Regierung gerichtetem Material" festgenommen worden.
Der Verhaftung von Choeden Rinzen ging ein Schlag gegen den tibetischen Fernsehsender Tibet TV 3 voraus, der versehentlich eine kurze Sequenz mit einem Mann in Kathmandu vor einer tibetischen Flagge eingeblendet hatte. Der Chef des Senders wurde vernommen und gezwungen, seinen "Fehler" einzugestehen.
Weiterhin hat Peking unlängst ein in chinesischer Sprache geschriebenes Buch einer tibetischen Autorin verboten, das heikle religiöse Fragen berührte und schilderte, wie sehr die in Tibet lebenden Tibeter immer noch den im Exil befindlichen Dalai Lama verehren. Als die Autorin Oeser versuchte, ihr Buch "Tibetische Notizen" in der liberaleren Provinz Guangdong zu veröffentlichen, mußte sie erleben, wie es verboten wurde.
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