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Tibetischer Mönch wegen Dalai Lama Bild und tibetischer Flagge inhaftiert
Kathmandu, 31. März 2004 - Wie von RFA berichtet, verhaftete die chinesische Polizei in einem Distrikt in der Nähe der tibetischen Hauptstadt Lhasa einen jungen Mönch, weil ein Foto des Dalai Lama und eine tibetische Nationalflagge bei ihm gefunden wurde.
"Eine Gruppe von PSB-Beamten aus dem Distrikt Taktse, Bezirk Lhasa, durchsuchte am 12. Februar 2004 heimlich das Zimmer von Choeden Rinzen, einem Mönch aus dem Kloster Ganden", berichtete ein Tibeter, der kürzlich nach Nepal geflohen ist, dem tibetischen Nachrichtendienst von Radio Free Asia. Quellen aus Tibet, die anonym bleiben wollen, bestätigten den Bericht des Flüchtlings. Diesbezüglich Anrufe beim PSB der Stadt Lhasa und dem Distrikt-PSB Taktse am 30. und 31. März wurden nicht beantwortet.
"Bei der Durchsuchung fanden sie ein Bild Seiner Heiligkeit des Dalai Lama und eine tibetische Nationalflagge. Choeden Rinzen wurde sofort festgenommen und weggebracht", sagte der Informant und fügte hinzu, er sei vermutlich im Untersuchungsgefängnis Gutsa außerhalb von Lhasa inhaftiert worden. "Keiner, weder seine Familienangehörigen, noch die Mönche vom Kloster Ganden, kennen seinen genauen Aufenthaltsort."
Wie aus der oben genannten Quelle verlautet, verhaftete die Polizei gleichzeitig zwei Freunde von Choeden Rinzen, von denen lediglich die Familiennamen bekannt sind - Tsuchung und Thargyal. Die beiden wurden später wieder freigelassen und durften ins Kloster zurückkehren.
Fünf Tage nach der Verhaftung riefen sechs chinesische Polizeibeamte in Ganden ungefähr 500 Mönche zu einem Meeting zusammen und informierten sie, Choeden Rinzen sei wegen Besitzes von "gegen die Regierung gerichtetem Material" verhaftet worden. Sie fügten hinzu, er sei kriminellen Handlungen nachgegangen und verwarnten die übrigen Mönche des Klosters, daß ihnen das gleiche Schicksal drohe, falls sie ein Bild des Dalai Lama besäßen."
Choeden Rinzen ist Anfang 20 und seit 1991 ordinierter Mönch in Ganden. Sein Vater ist ein untergeordneter Verwaltungsangestellter im Kreis Medro Gongkar, in dem auch Choeden Rinzens Geburtsort, der Marktflecken Thaya, liegt.
Die Inhaftierung erfolgte kurz vor einem anderen Vorkommnis mit einer Flagge bei der TV-Station Tibet Television 3. Der Sender hatte versehentlich eine kurze Sequenz mit einem Mann in Kathmandu vor einer tibetischen Nationalflagge eingeblendet. Der Leiter des Senders, ein Tibeter, wurde ins Verhör genommen und mußte seinen "Fehler" zugeben. Alle Mitarbeiter wurden einer Umerziehungsmaßnahme unterzogen und mußten selbstkritische Statements verfassen, in denen sie ihren Irrtum eingestanden.
Dem im Februar von US State Department veröffentlichten Menschenrechtsbericht 2003 zufolge sollen chinesische Regierungsvertreter letztes Jahr erklärt haben, "der Besitz und das Zeigen von Bildern des Dalai Lama sei nicht illegal". Weiter heißt es jedoch in dem Bericht, "in der TAR fände kein offener Verkauf von Bildern (des Dalai Lama) statt und es sei in der Vergangenheit wegen deren Besitz zu Verhaftungen gekommen, weshalb sich die in Tibet lebenden Tibeter, was das Zurschaustellen solcher Bilder angeht, äußerst vorsichtig verhalten. In den Gebieten außerhalb der TAR haben diplomatische Beobachter Bilder einer Reihe von religiösen Würdenträgern, darunter auch des Dalai Lama, die offen gezeigt wurden, gesehen." Im Anschluß an einen Vorfall im August 2003, bei dem mutmaßliche Aktivisten die verbotene tibetische Nationalflagge an einem Radio-Sendemast angebracht hatten, wurden "in den städtischen Siedlungen zweier Distrikte in Sichuan im Privatbereich aufgestellte Bilder beschlagnahmt". Ebenfalls im August wurden fünf Mönche und ein namentlich nicht bekannter Künstler wegen angeblicher separatistischer Aktivitäten, darunter Malen einer tibetischen Nationalflagge und Besitz von Bildern des Dalai Lama sowie weiterem Material, in welchem die tibetische Unabhängigkeit gefordert wird, zu Haftstrafen zwischen einem und 12 Jahren verurteilt.
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