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Aus: TRIN-GYI-PHO-NYA: TIBET'S ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT DIGEST
Vol. 2, Issue 5
Rettet die "Schlucht des springenden Tigers", die zum Welt-Natur-Erbe "Drei parallele Flüsse" in Yunnan gehört
Das Welterbe-Komitee der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) und die IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) sollten von China die Einstellung des Baus einer Talsperre in der "Schlucht des springenden Tigers" (tib. tak chong gak) fordern, da sie die Unversehrtheit des gewaltigen Welt-Natur-Erbes der "drei parallelen Flüsse" in der Provinz Yunnan bedroht. Nichtstaatliche Gruppen vor Ort und Besucher, zu denen auch regionale und internationale Journalisten zu zählen sind, äußerten sich entsetzt über die Sprengungen und Bohrungen, mit denen kürzlich in einer Schlucht begonnen wurde, die von den Tibetern Tak Chong Gak und von den Chinesen Hutiaoxia genannt wird. "Tak Chong Gak" bildet eine der großartigsten und ehrfurchtgebietendsten natürlichen Formationen der Gegend.
Mit der Unterstützung von Lokalpolitikern, die von diesem Projekt profitieren wollen, wurden die Bauarbeiten ohne eine ordentliche Genehmigung begonnen. Das Projekt war am 27. Juli 2004 gebilligt worden, ohne daß zuvor die diversen Gutachten, die das chinesische Gesetz vorschreibt, eingeholt worden wären. Es sei denn, die chinesische Zentralverwaltung stoppt das Projekt umgehend, wird sie sich einmal mehr in der mißlichen Lage befinden, ein unzureichend geplantes, umweltpolitisch verhängnisvolles Vorhaben unterstützen zu müssen, nur weil es schon begonnen wurde. In Wirklichkeit wäre das Hutiaoxia Staudamm-Projekt ein großer Rückschlag für Chinas "Staatsführer der dritten Generation" bei ihren Bemühungen, die Korruption zu zerschlagen und das Land in Richtung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung zu lenken.
In einer von neun chinesischen Organisationen unterzeichneten Petition der ortsansässigen Bevölkerung heißt es: "Die Einheimischen sind nicht reich, aber sie haben genug für ein einfaches Leben.... Durch das Talsperren-Projekt würden fast 100.000 Menschen zur Umsiedlung gezwungen. Wenn die Talsohle überflutet wird, müssen die Menschen in höher gelegene Hanglagen und Grasland ausweichen. Dadurch würde die landwirtschaftliche Produktion wesentlich geringer ausfallen und der Lebensstandard sinken. Ältere und behinderte Personen müßten negative Auswirkungen auf ihren Lebensstil und ihren Unterhalt befürchten, was wiederum die soziale Stabilität der ethnischen Minderheiten in der Region beeinträchtigen würde."
"Dieses Gebiet in der Nähe der ersten Biegung des Yangtse Flusses ist Schauplatz einiger historischer Ereignisse des alten China gewesen. Ethnische Minoritäten wie die Naxi, Zaxi (Tibeter), Bai, Yi, Miao (Hmong) und Lisu... haben hier von alters her gelebt und Zeugnisse einer glänzenden kulturellen Vergangenheit hinterlassen. Etliche Stätten kulturellen Erbes liegen an beiden Seiten des Flusses im Tal verstreut. Ist der Staudamm erst einmal gebaut, werden diese unter Wasser gesetzt werden. Der Schaden wird nicht wieder gut zu machen sein", beschwört die Petition die Behörden.
Durch die überall in China praktizierte inkonsistente und unwissenschaftliche Politik im Umgang mit den Ressourcen werden immer wieder an kurzfristigem Profit orientierte Projekte mit verheerenden Auswirkungen innerhalb als geschützt ausgewiesener Gebiete, denen eine hohe natürliche und kulturelle Bedeutung zukommt, gebilligt. Diese Praxis bedroht jetzt auch die "Schlucht des springenden Tigers" und die erste Biegung des Yangtse Flusses - die Hauptattraktionen der Natur in der Region um die drei parallel verlaufenden Flüsse. Wenn nicht sofort Maßnahmen ergriffen werden, wird der Staudamm das natürliche Tosen des Yangtse Flusses in einer der spektakulärsten Schluchten der Welt zum Schweigen bringen.
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