24. Februar 2004
Guchusum, www.guchusum.org
Bewegung ehemaliger politischer Gefangener Tibets

Nachruf auf Dawa

Nach zuverlässigen Quellen verstarb der frühere politische Gefangene Dawa (67) am Abend des 22. Februar 2004 in Lhasa nach schwerer Krankheit.

Der aus Tsomoling, Lhasa, stammende Dawa war ein ehemaliger Mönch des Klosters Sera. Von 1960-64 mußte er im Elektrizitätswerk Nyachen östlich von Lhasa Zwangsarbeit leisten und von 1964-66 in einem Kraftwerk in Kongpo. Im Juli 1980, als die erste tibetische Exil-Delegation Lhasa besuchte, rief er in Gegenwart chinesischer Regierungsleute vor dem Potala Palast aus vollem Halse "Free Tibet". An diesem Tag entging er noch der Festnahme, wurde jedoch im Verlauf desselben Monats zu Hause verhaftet und mehrere Monate lang im Gefängnis Gutsa inhaftiert. Im Jahr 1985 wurde er bei der Feier des 20. Jahrestages der Gründung der TAR erneut festgenommen und war drei oder vier Monate in der Haftanstalt Gutsa eingesperrt. Für seine "Verpflegung" dort wurden ihm zwei chinesische yuan pro Tag in Rechnung gestellt. 1987 begab er sich auf Pilgerfahrt nach Indien und kehrte danach nach Tibet zurück.

Am 10. Dezember 1988 nahm er an einer großen Demonstration in Lhasa teil, bei der er die tibetische Nationalflagge mit sich führte. Er wurde verhaftet und zu drei Jahren in Gutsa verurteilt. Nach zwei Jahren wurde er jedoch aus medizinischen Gründen zur Bewährung entlassen. Im Juni 1998 wurde er auf Grund seiner politischen Aktivitäten erneut verhaftet und zu drei Jahren Zwangsarbeit im Lager Trisam verurteilt. Im Juni 2001 wurde er freigelassen.

Wegen der Mißhandlungen im Gefängnis war er ständig krank gewesen. Dawas Gesundheitszustand verschlechterte sich Ende 2003 zusehends. Er war erst 67 Jahre alt, als er am Abend des zweiten Tages des tibetischen Holz-Affen-Jahres 2131 (22. Februar 2004) verstarb. Diejenigen, die Dawa kannten, schätzten ihn nicht nur als einen beharrlichen politischen Aktivisten, sondern auch als einen guten Menschen. Kaum war er aus dem Gefängnis heraus, tat er alles Erdenkliche, um anderen Gefangenen zu helfen, indem er ihnen Nahrungsmittel und Kleidung in die Haftanstalt brachte und ihnen Mut machte, weiterzuleben und durchzuhalten.

Wir beten zu Buddha, daß Dawas Seele in Frieden ruhen möge. Den Mitgliedern seiner trauernden Familie sprechen wir unser tiefes Beileid aus. Wir fordern die chinesische Regierung auf, mit der Verfolgung der Tibeter aufzuhören und die internationalen Gesetze zu respektieren. Wir appellieren an die Tibet-Unterstützungsgruppen und an alle Menschen, welche Freiheit als ein hohes Gut würdigen, für das tibetische Volk einzutreten und Druck auf die chinesische Regierung auszuüben, damit sie der Mißhandlung von Tibetern ein Ende setze.