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Ein tibetischer Flüchtling beschreibt Folter, Erpressung im chinesischen Gefängnis
Ein junger tibetischer Flüchtling, der in diesem Jahr in Nepal festgehalten und an die chinesischen Behörden übergeben worden war, beschrieb Folter und Schläge durch chinesische Wachen, die von tibetischen Gefangenen im Austausch für ihre Entlassung Bestechungsgelder von bis zu 10 000 Yuan forderten, berichtet Radio Free Asia (RFA).
Der Flüchtling, ein Teenager, der um die Geheimhaltung aller weiteren Details, die ihn identifizieren könnten, bat, sagte, daß zwei Jugendliche aus der Gruppe von Tibetern, die zusammen flohen, so heftig geschlagen wurden, daß sie ins Krankenhaus eingeliefert werden mußten.
"Ich wurde über zwei Monate lang festgehalten", erzählte der tibetische Flüchtling dem tibetischen Nachrichtendienst von RFA in einem Interview. "Während wir inhaftiert waren, folterten uns chinesische Beamte regelmäßig. Wir mußten von 6 Uhr morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit auf den Feldern arbeiten. Jedesmal, wenn wir zur Arbeit gingen, wurden wir getreten - und wir wurden wieder getreten, wenn wir von der Arbeit zurückkehrten. Noch schlimmer war es, wenn sie uns mit einem elektrischen Schlagstock folterten. Sie rammten ihn an verschiedenen Stellen in unseren Körper", fuhr der Flüchtling fort, der jetzt in einem asiatischen Land sicheres Asyl gefunden hat.
Er ist einer von 18 Tibetern, die im Mai von der nepalesischen Regierung ausgewiesen und an China ausgeliefert wurden, womit sie massive Kritik und Appelle der Europäischen Union, des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge und der tibetischen Regierung-im-Exil hervorrief. Sieben oder acht der 18 waren Ende November immer noch in Shigatse in Haft, sagte der Flüchtling.
In dem Gefängnis, in dem alle Mitglieder der Gruppe festgehalten wurden, verlangten die Wachen "heimlich von jedem Gefangenen 10 000 Yuan für seine oder ihre Freilassung. Die meisten der Gefangenen, die frei gelassen wurden, zahlten 8 000 bis 9 000 Yuan (US $950 bis $1050) für ihre Entlassung - ich zahlte ungefähr 9 000. Sieben oder acht Personen, die nicht zahlen konnten, sind noch in Shigatse in Haft.
Nach meiner Freilassung mußte ich zwei Monate im Krankenhaus verbringen. Der elektrische Schlagstock hat meiner Gesundheit wirklich schlimm zugesetzt, durch die Stromschläge wurde insbesondere mein Herz geschädigt", fügte der Flüchtling hinzu.
Bevor sie nach Shigatse gebracht wurden, wurden die 18 Tibeter elf Tage in Nyalam (zwischen Dram und Shigatse) festgehalten, wo sie nur mangelhaft ernährt und gefoltert wurden. Die nepalesische Polizei habe die Gruppe ebenfalls sehr grob behandelt, sagte der Flüchtling.
"Die chinesischen Beamten fragten, ob ich irgend etwas über die tibetischen Unabhängigkeitsaktivitäten wisse oder ob ich jemanden kenne, der für die Unabhängigkeit arbeitet", sagte der Flüchtling. "Sie fragten mich auch, ob ich etwas über den Dalai Lama sagen könne. Ich antwortete, daß ich von diesen Dingen nichts wisse. Ich erklärte ihnen, daß ich auf Arbeitssuche weggegangen sei, da es so schwierig ist, in Lhasa eine Arbeit zu bekommen. Außerdem hätte ich wegen der hohen Gebühren in Tibet nicht zur Schule gehen können".
Gruppen von fliehenden Tibetern werden in Nepal häufig wegen illegaler Einreise verhaftet. Oft sind sie auf dem Weg in die nordindische Stadt Dharamsala, dem Wohnsitz des im Exil lebenden Dalai Lama und der tibetischen Regierung-im-Exil.
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