19. April 2012
Radio Free Asia, www.rfa.org, The Tibet Post International, www.tibetpost.net

Zwei junge Tibeter verbrennen sich in Dzamthang und sterben

Zwei junge Tibeter, die Cousins sind, setzten sich am Nachmittag des 19. April aus Protest gegen Chinas Gewaltherrschaft in der Nähe des Klosters Jonang Gonchen im Bezirk Dzamthang in der Präfektur Ngaba, Provinz Sichuan, in Brand, wie Tsangyang Gyatso, der Vorsitzende der Buddhistischen Vereinigung Jonang, in Dharamsala bekanntgab.

Kloster Jonang Gonchen in der Gemeinde Barma (Bildquelle: Woesers Blog)

„Ortsansässige Tibeter und Mönche versuchten die Flammen zu löschen und die beiden, die als Choephak Kyab, 20, und Sonam, etwa 20 Jahre alt, genannt wurden, wegzubringen. Beide erlagen aber ihren Verletzungen“.

Obwohl sofort paramilitärische Truppen eingesetzt wurden, gelang es den Umstehenden, die Körper der beiden an sich zu nehmen. Sie wurden in das Jonang Kloster in Dzamthang gebracht, wo die Mönche die Totengebete rezitierten.

„In sieben Fahrzeugen fuhren chinesische Sicherheitskräfte vor“, sagte Gyatso. Tibeter in Nähe hatten versucht, den beiden sofort medizinische Hilfe zukommen zu lassen, doch sie erlagen ihren Brandverletzungen.

Zuletzt hatte sich vor 20 Tagen am 30. März ein Tibeter verbrannt. Die Zahl der Tibeter, die sich seit Februar 2009 selbst verbrannten, um ein Ende der chinesischen Herrschaft und die Rückkehr des Dalai Lama zu fordern, ist nun auf 35 gestiegen.

Am 19. Februar, also vor zwei Monaten, hatte sich ein anderer junger Tibeter, Nangdrol, in Dzamthang in Flammen gesetzt und war gestorben (1).

Und am 26. Januar schoß die Polizei in eine Menge protestierender Tibeter, wobei sie den 20jährigen Studenten Urgyen tötete. Die Tibeter waren zusammengeströmt, um gegen die Festnahme eines anderen jungen Tibeters, Tarpa, zu protestieren. Dieser hatte am selben Tag Flugblätter verteilt, auf denen er schrieb, daß der Sinn der feurigen Proteste der Schrei nach Freiheit für Tibet und nach der Rückkehr des Dalai Lama sei, und daß sie solange weitergingen, bis diese Forderungen erfüllt würden (2).

Dzamthang ist einer von mindestens drei Bezirken in Sichuan, wo es im Januar zu heftigen Protestaktionen kam, die von den Behörden blutig niedergeschlagen wurden. Mindestens sechs Tibeter kamen dabei ums Leben und 60 weitere wurden teilweise schwer verletzt.

Hunderte von Mönchen aus den Klöstern Osttibets sind seit März letzten Jahres in Haft genommen worden. Die chinesischen Behörden steckten Dutzende von tibetischen Schriftstellern, Sängern und Pädagogen ins Gefängnis, weil diese sich für die bürgerlichen Rechte und die tibetische nationale Identität eingesetzt hatten.

Vor zwei Wochen sagte Seine Heiligkeit der Dalai Lama im Taiwanesischen Nachrichtensender „Next TV: „Ich glaube nicht, daß die tibetisch-buddhistische Kultur für dieses Problem verantwortlich ist, denn sie ist sehr friedlich, sehr mitfühlend…. Dieses Problem ist durch eine totalitäre, blinde Politik entstanden, deshalb sollten diejenigen, die diese Politik verfolgen, ernsthaft über die Dinge nachdenken“.

Und Lobsang Sangay, das politische Oberhaupt der tibetischen Exilregierung, sagte im selben Fernsehkanal: „So etwas geschieht in Tibet, weil es keinen Raum mehr für andere Protestformen wie Hungerstreiks, Kundgebungen, Demonstrationen gibt. Was immer Tibeter tun, sofort sind die chinesischen Sicherheitskräfte da und nehmen sie fest, stecken sie hinter Gitter und zuweilen töten sie sie auch“.

(1) 20. Februar 2012, „Körper von Nangdrol eingeäschert, Tausende erweisen ihm die letzte Ehre

(2) 27. Januar 2012, „Tibetischer Student, der seinen Freund schützen wollte, getötet