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Inhaftiert und gefoltert, weil er Tenzin Deleg Rinpoche zur Seite stand: Die Geschichte eines ehemaligen politischen Gefangenen
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Tsering Dorjee ist ein ergebener Schüler von Tulku Tenzin Delek, dem prominenten buddhistischen Lehrmeister, der zwei tibetische Schulen gründete, Bildungsprogramme für die verarmte nomadische Bevölkerung ins Leben rief und sich für den Schutz der Umwelt engagierte. Tsering Dorjee unterrichtete an einer von Tenzin Deleks Schulen, dann wurde er verhaftet, ins Gefängnis geworfen und wiederholt gefoltert.
Die chinesischen Behörden nahmen Dorjee fest, weil er Tenzin Delek Rinpoche unterstützte, der in ihren Augen ein Terrorist ist. Obwohl es niemals den geringsten Beweis gab, hatten die Chinesen Tenzin Delek mit einem Sprengstoffanschlag auf eine Mao-Statue in Zusammenhang gebracht. Die Regierung forderte „Vergeltung“ für die Zerstörung dieser Statue.
Sechs Monate lang war Tsering Dorjee inhaftiert. Die Schläge, sagte er, seien endlos gewesen. Die Behörden wollten ihn dazu bringen, zuzugeben, daß Tenzin Deleg Rinpoche ein Verbrecher sei. Sie suchten krampfhaft nach einem Grund, ihn anklagen zu können.
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„Wir wurden während dieser sechs Monate in einem solchen Maße gefoltert, daß ich mich umbringen wollte“, sagte Dorjee. Aber er war nicht der einzige. Etwa 150-160 tibetische Sympathisanten des Tulku wurden aus demselben Grund eingesperrt und gefoltert. Doch ungeachtet der vielen Festnahmen hielt die tibetische Gemeinde an der Unschuld Tenzin Deleks fest, sie erklärte ihn auch dann nicht zu einem Kriminellen, als die chinesische Regierung einen Propagandafilm über die angeblichen Missetaten von Tenzin Delek fabrizierte.
„Der Film war mittels Computer-Graphiken so manipuliert worden, daß er den Anschein gab, Tulku Tenzin Delek würde seine Verbrechen bekennen“, sagte Dorjee. „Aber keiner von uns Tibetern glaubte das, es war alles gefälscht“.
Nach sechs Monaten der Mißhandlungen wurde Tsering Dorjee als ein geschundener und gebrochener Mann entlassen. Später gelang ihm die Flucht nach Indien.
2002 wurden Tenzin Delek und sein Schüler Lobsang Dhondrub, der der Mittäterschaft bei dem angeblichen Verbrechen beschuldigt wurde, zum Tode verurteilt. Am 26. Januar 2003 wurde Lobsang Dhondrub hingerichtet. Dank internationalem Druck durch Menschenrechtsgruppen und die Vereinten Nation wurde Tenzin Deleks Urteil später in eine lebenslängliche Haftstrafe umgewandet. Die Beweise für seine „Verbrechen“ fehlen immer noch, aber er bleibt inhaftiert.
Am 5. Dezember 2009 veranstalteten etwa 300 Tibeter aus der Gegend um Lithang friedliche Proteste und forderten die Freilassung von Tenzin Delek. Die chinesischen Behörden reagierten wie immer mit Gewalt: Ungefähr 90 der Demonstranten wurden geschlagen und 60 in Haft genommen.
Aus dem Exil in Dharamsala wendet sich Tsering Dorjee mit diesem Appell an die Welt: „Steht für die Wahrheit ein! Ich rufe die USA, die Vereinten Nationen und die Parlamente Europas auf, nicht nachzulassen in ihren Bemühungen um die Freilassung Tenzin Deleks und sich weiterhin für die Sache Tibets einzusetzen. Ich danke Euch“.
Vor 7 Jahren, am 26. Januar 2003, wurde Lobsang Dhondup unmittelbar nach Bestätigung des Todesurteils durch das Höhere Volksgericht von Sichuan hingerichtet.
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