27. September 2021
Radio Free Asia, www.rfa.org

Tibetischer Mönch nach vorzeitiger Entlassung aus 15-jähriger Haft in schlechtem Gesundheitszustand

Thabgey Gyatso verbüßte 12 Jahre seiner Strafe, denn er hatte 2008 Proteste in Lhasa angeführt; im Gefängnis wurde er schwer mißhandelt.

Ein tibetischer Mönch, der zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt wurde, weil er gegen die chinesische Herrschaft in Tibet protestiert hatte, wurde zwei Jahre vor Ablauf seiner Strafe freigelassen, soll sich aber aufgrund der harten Behandlung hinter Gittern in einem schlechten Gesundheitszustand befinden.

Wie eine in der Region lebende tibetische Quelle RFA mitteilte, wurde der 46jährige Thabgey Gyatso im September nach 12 Jahren Haft entlassen.

„Aufgrund der harten Bedingungen im Gefängnis hat seine Sehkraft stark nachgelassen und er ist körperlich sehr geschwächt, so daß seine plötzliche Entlassung aus der Haft verdächtig erscheint“, so die Quelle, die anonym bleiben wollte.

Der tibetische Mönch Thabgey Gyatso ist auf einem undatierten Foto zu sehen

„Er ist jemand, der der chinesischen Regierung sehr kritisch gegenübersteht, er hat sogar innerhalb des Gefängnisses protestiert, wofür er geschlagen und körperlich mißhandelt wurde. Er ist jetzt zu Hause angekommen, aber alle machen sich große Sorgen um seine Gesundheit“.

Thabgey Gyatso stammt aus dem Bezirk Sangchu in der Tibetisch-Autonomen Präfektur Kanlho (chin. Gannan) in Gansu. Er wurde 2008 bei den Protesten in der tibetischen Hauptstadt Lhasa verhaftet und am 21. Mai 2009 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Demonstrationen angeführt und Kontakt zu in Indien ansässigen Landsleuten, die die Unabhängigkeit Tibets anstrebten, aufgenommen hatte.

Nach seiner Verhaftung blieb sein Aufenthaltsort fast ein Jahr lang unbekannt. Später wurde er zusammen mit seinem Mitgefangenen Kelsang Gyatso in ein Gefängnis in Peyan in Gansu verlegt, wo sie Zwangsarbeit verrichten mußten.

Wegen seines schlechten Gesundheitszustands wurde er 2018 in das Gefängniskrankenhaus von Tenshi in Gansu eingeliefert, so die Quellen.

Tibetische Gefangene mit schlechtem Gesundheitszustand werden manchmal in kritischem Zustand vor dem Ende ihrer Haftzeit freigelassen, wobei im letzten Jahr mindestens sieben Gefangene entweder im Gefängnis oder nach ihrer Freilassung an Verletzungen gestorben sind, die sie sich unter der Folter zugezogen haben, so die Quellen.

Tibet war früher ein unabhängiges Land, das vor 70 Jahren von China gewaltsam besetzt und in sein Staatsgebiet eingegliedert wurde.

Die chinesischen Behörden halten die Region fest im Griff, schränken die politischen Aktivitäten der Tibeter und die friedliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität ein und setzen sie Verfolgung, Folter, Inhaftierung und außergerichtlichen Hinrichtungen aus.


8. Dezember 2011, „Nach zwei Jahren im Gefängnis ist ein Mönch aus dem Kloster Labrang halbseitig gelähmt“, http://igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2011/ThapkeyGyatso_8.12.html