18. September 2013
Radio Free Asia, www.rfa.org

Nepalesische Behörden verbrennen heimlich Leiche von Karma Ngedon Gyatso

Trotz aller flehendlichen Bitten der tibetischen Gemeinschaft wurden die Überreste eines tibetischen Feueropfers von den Behörden heimlich kremiert.

Die Kremierung erfolgte am 2. September, fast einen Monat, nachdem er sich in der Hauptstadt Kathmandu aus Protest gegen Pekings Herrschaft in Tibet selbst verbrannt hatte.

„Die Behörden äscherten die Leiche von Karma Ngedon Gyatso heimlich am Scheiterhaufen No. 5 am Pashupatinath Aryaghat in Kathmandu ein“, verlautet aus einer Quelle, die anonym bleiben möchte.

Der behinderte Karma Nyedon Gyatso in Nepal

„Einer der Arbeiter sagte, ein ziemlich verkohlter Körper sei zu dem Verbrennungsgrund gebracht und dann kremiert worden. Von niemandem beanspruchte Leichen würden hin und wieder von der Polizei zur Einäscherung vorbeigebracht“.

Der tibetische Mönch Karma Ngedon Gyatso verbrannte sich am 6. August - es war die dritte Selbstverbrennung in Nepal, wo etwa 20.000 tibetische Flüchtlinge leben.

Gyatso, 39, brachte Butterlämpchen dar und rezitierte Gebete, ehe er sich an der Boudhanath Stupa in Flammen setzte. Er wurde in das Lehrkrankenhaus der Tribhuvan Universität gebracht und dort für tot erklärt (1).

Die Behörden lehnten alle Bitten von Menschenrechtsgruppen und der tibetischen Gemeinschaft um die Herausgabe von Gyatsos Überresten, damit sie die traditionellen Totenzeremonien durchführen könnten, ab.

Am 20. August bat der TYC-Präsident Tenzin Jigme die nepalesischen Behörden, „entweder den Körper der tibetischen Gemeinschaft in Kathmandu zu überlassen oder selbst für die vorgeschriebenen Bestattungsrituale gemäß der buddhistischen Tradition zu sorgen.“

Ebenso schrieb der Vorsitzende des Menschenrechtskomitees Nepals an die Behörden, sie möchten doch die Überreste von Gyatso „jenen überlassen, die derselben Religion folgen“. „Die Regierung Nepals ging jedoch nicht auf die Bitten ein, obwohl auch aus der Bevölkerung solche Gesuche kamen“.

In einer offiziellen Bekanntmachung vom 31. August, die in der Nationalzeitung Gorkhapatra erschien, erklärte die Regierung, daß Gyatsos Körper „nur seinen Verwandten“ ausgehändigt würde, was innerhalb der darauffolgende Woche zu geschehen habe.

Alle drei Selbstverbrennungen, zu denen es in Nepal kam, geschahen an der Boudhanath Stupa. Im Februar 2013 setzte sich der 25jährige Mönch Drupchen Tsering in Brand und starb. Auch sein Körper wurde später auf Anweisung der Behörden trotz aller Appelle der tibetischen Gemeinschaft, daß buddhistische Mönche zu der Einäscherung zugelassen werden sollten, um Gebete darzubringen, tief in der Nacht heimlich kremiert.

Zu der ersten Selbstverbrennung eines Tibeters in Nepal kam es im November 2011, als der Mönch Bhutok sich in eine tibetische Flagge eingewickelt mit Kerosin übergoß und unter Rufen, mit denen er ein freies Tibet forderte, in Flammen setzte. Buddhistische Pilger an der Stupa konnten das Feuer schnell löschen, so daß er überlebte.

China ist in den letzten Jahren Nepal gegenüber immer aggressiver geworden und verlangt von dem Land, die Aktivitäten der tibetischen Flüchtlinge einzuschränken und die Bewegung von Tibetern in beiden Richtungen über die gemeinsame Grenze genau zu kontrollieren.

(1) 6. August 2013, „Wieder Selbstverbrennung in Nepal: Tibetischer Mönch stirbt an der Boudhanath Stupa