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Tibet Facts No. 15
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Tibet und China: Historische Beziehungen
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- Beziehungen zwischen den tibetischen Königen und der chinesischen Tang Dynastie (7. bis 9. Jahrhundert)
- Tibet und China unter den Mongolen: Die Yuan Dynastie (13. und 14. Jahrhundert)
- Die Entfaltung der Dalai Lamas und der chinesischen Ming Dynastie (15. bis 17. Jahrhundert)
- Tibet unter dem Einfluß der Manchus: Die Qing Dynastie (18. bis 19. Jahrhundert)
- Tibet als Ziel westlicher Aggression: Die Simla Konvention (1914)
- Kommunistische Invasion (1949-59)
- Schluß
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Einleitung |
Die Entstellung der Geschichte zu politischen Zwecken ist ein kennzeichnendes Merkmal fast aller internationalen Kontroversen. Dies gilt besonders für den Fall der Beziehungen zwischen China und Tibet. Moderne chinesische Historiker versuchen regelmäßig zu beweisen, daß Tibet historisch gesehen schon immer ein Teil Chinas gewesen ist. Die folgende Untersuchung einer Reihe geschichtlicher Perioden und Ereignisse versucht, einige der diesen Themenkreis umgebenden Mythen zu entlarven.
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Teil 1 |
Beziehungen zwischen den tibetischen Königen und der chinesischen Tang Dynastie (7. bis 9. Jahrhundert)
Die ersten dokumentierten Kontakte zwischen Tibetern und Chinesen gab es im 7. Jahrhundert im Gefolge der Vereinigung Tibets unter König Songtsen Gampo und der Errichtung der chinesischen Tang Dynastie. Zwei Begebenheiten werden gewöhnlich für diese Periode hervorgehoben: die Heirat einer chinesischen Prinzessin mit Songtsen Gampo im Jahr 641 und ein 821 zwischen den zwei Ländern unterzeichnetes Friedensgelöbnis.
Die Chinesen hingegen beanspruchen, daß Tibeter und Chinesen durch diese Heirat und eine Reihe von weiteren Zusammenkünften und Bündnissen "politische und verwandtschaftliche Bande der Einheit geknüpft und enge wirtschaftliche und kulturelle Verbindungen, die ein solides Fundament für die endgültige Gründung einer vereinten Nation legten, geschaffen" hätten (Tibet: Its Ownership and Human Rights Situation, China White Paper, 1992).
In Wirklichkeit zeigen diese Ereignisse aber, daß Tibet und China zu jener Zeit unabhängige Staaten von gleicher Macht gewesen sind. Die Eheverbindung von 641 erfolgte auf Ersuchen der Chinesen, nachdem tibetische Heere Städte in der heutigen Provinz Sichuan erobert hatten (Tibet: A political History, Tsepon WD Shakabpa, 1967). Der Vertrag von 821 definierte trotz seiner familiären Sprache (die sogenannte "Onkel-Neffen-Beziehung") tatsächlich die Beziehungen zwischen zwei "voll souveränen Staaten" (Tibet and Imperial China, Josef Kolmas, 1967)
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Teil 2 |
Tibet und China unter den Mongolen: Die Yuan Dynastie (13. und 14. Jahrhundert)
Während des frühen 13. Jahrhunderts vereinigte Dschingis Khan die nomadischen Stämme von Nordasien zu der mächtigen Mongolischen Konföderation, die bald zu einem kontinent-überspannenden Großreich wurde. Sowohl Tibet als auch China fielen unter die Herrschaft dieses Reiches: Die Tibeter nach der friedlichen Unterwerfung von 1244-47, und die Chinesen nach der Niederlage der Jin Dynastie in Nordchina (1234) und der folgenden mongolischen Unterwerfung der südlichen Song Dynastie (1235-79).
Chinesische Historiker behaupten jedoch, daß Tibet auf diese Weise "offiziell in das Territorium der Yuan Dynastie Chinas inkorporiert wurde" (China White Paper). Weiterhin argumentieren sie auf etwas unerklärliche Weise, daß "diese Einigung der ganzen Nation dem Fortschreiten der Geschichte und dem Wunsch aller Nationalitäten entsprochen" hätte (Highlights of Tibetan History, Wang Furen & Suo Wenqing, 1984).
Daß Tibet und China beide unter den politischen Einfluß der Mongolen gerieten, bedeutet noch lange nicht die Vereinigung der zwei Länder. Nord-Burma, Nord-Vietnam, Korea und große Gebiete Sibiriens waren ebenfalls Teil des riesigen mongolischen Reiches, doch wird keines dieser Länder heute von Peking beansprucht. Tibetische Mönche genossen in der Tat eine gewisse Dominanz in religiösen Angelegenheiten, nachdem der lamaistische Buddhismus zur offiziellen Religion des Mongolen-Reiches erhoben wurde.
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Teil 3 |
Die Entfaltung der Dalai Lamas und der chinesischen Ming Dynastie (15. bis 17. Jahrhundert)
Im 15. Jahrhundert war die politische Autorität in Tibet in die Hände von miteinander wetteifernden religiösen Hegemonien übergegangen, bis sie schließlich von einem System der Herrschaft unter den Dalai Lamas abgelöst wurde. In China stürzte die Ming Dynastie die Mongolen und konzentrierte dann ihre Kraft vornehmlich auf wirtschaftliche Expansion und Erforschung der Meere.
Eines der am wenigsten glaubhaften Argumente der chinesischen Seite ist, daß die Ming Dynastie irgendwie einen territorialen Anspruch auf Tibet von den Mongolen geerbt hätte. Es gibt überhaupt keinen Beweis, daß Tibet zu jener Zeit China untergeordnet gewesen wäre. Es bestand zwar weiterhin Verbindung zwischen den Ming Kaisern und den tibetischen Lamas, aber über ihre Bedeutung und ihr Niveau gehen die Meinungen etwas auseinander. Auch in dieser Periode existierten Tibet und China als voneinander getrennte und völlig souveräne Staaten.
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Teil 4 |
Tibet unter dem Einfluß der Manchus: Die Qing Dynastie (18. bis 19. Jahrhundert)
1644 eroberten Manchu Heere Peking und setzten die Qing Dynastie ein. Bei ihrer Expansion nach Südchina wurde der lokale Widerstand mit brutaler Gewalt zertrümmert. In Tibet versuchte der 5. Dalai Lama daher, friedliche Beziehungen zu der aufblühenden Manchu Macht herzustellen und wurde in der Folge 1652 nach Peking eingeladen.
Im Laufe der nächsten 50 Jahre gelang es den Manchus, Differenzen zwischen rivalisierenden Gruppen in der tibetischen Regierung auszunutzen und eine gewisse Einflußsphäre in Lhasa aufzubauen: Vertreter der Manchus, die "Amban" genannt wurden, waren von 1728 bis zum Fall der Dynastie 1911 in Lhasa stationiert. Es gibt jedoch ziemliche Meinungsverschiedenheit über das tatsächliche Ausmaß ihrer Machtbefugnis. Die chinesischen Behauptungen, die Ambans seien "gleichrangig mit dem Dalai Lama und dem Bainqen Erdeni (Panchen Lama) gewesen (China White Paper) scheinen etwas übertrieben, denn sogar während einer Zeit der Manchu Expansion unter der Kaiser Qianlong /1732-95) hatten sie die Anweisung, "sich nicht in die Innenpolitik Tibets einzumischen und sich jeder Ausbeutung zu enthalten" (Tibet: A Political History).
Tibet fiel zu dieser Zeit zwar unter eine gewisse Form der Manchu "Protektion" und unterstand nominell der Regierung in Peking, und die Region Amdo geriet nach einem Aufstand gegen die Manchus 1724 unter deren direkte militärische Kontrolle. Aber diese Art der Regierung und Besatzung war so wie diejenige der Mongolen keine echt chinesische, und die Unterstellungen, daß Tibet in jener Zeit zu einem Bestandteil des chinesischen Kaiserreiches geworden sei, sind gänzlich unhaltbar.
Nach Abdankung des letzten Qing Kaisers meuterten die chinesischen Truppen in Lhasa. Die Tibeter forderten ihren Rückzug. Ende 1912 verließen die chinesischen Truppen Tibet, und der Dalai Lama erklärte die Unabhängigkeit Tibets.
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Teil 5 |
Tibet als Ziel westlicher Aggression: Die Simla Konvention (1914)
Zum Ende des 19. Jahrhunderts hatte Tibet große strategische Bedeutung für Großbritannien und Russland gewonnen, da beide in einem Prozeß der Expansion ihrer imperialistischen "Einflußsphären" in Zentralasien begriffen waren. Nach einer Reihe von Handelsmissionen und militärischen Expeditionen (wie derjenigen von Younghusband 1904, welche die Ohnmacht der Manchus über Tibet bloßstellte), konnten die Briten einen Vorteil erringen und beriefen daher 1914 eine Dreiparteien-Konferenz in Simla ein, um den Status Tibets und die Grenzen zu klären.
Die Tibeter kamen zu der Konferenz mit einem schriftlichen Zeugnis, welches die historische Unabhängigkeit Tibets bewies. Die chinesische Delegation argumentierte einfach, die Unterwerfung Tibets durch die Mongolen und die Manchus beweise, daß es ein Bestandteil Chinas geworden sei und daher nun als ein Teil der neuen Republik China von Peking aus regiert werden müsse.
Die Verhandlungen waren zäh, und die schließlich vorgeschlagene Lösung anerkannte die chinesische "Suzeränität" über Tibet, aber garantierte gleichzeitig die Autonomie von "Westtibet" (U'Tsang und Westkham) und sah eine vollständige Kontrolle Tibets über seine internen Angelegenheiten vor. Der chinesische Vertreter bei der Konferenz paraphierte zwar das Abkommen, aber schritt unter dem Druck aus Peking nicht zu einer vollen Unterzeichnung. Großbritannien und Tibet erklärten nun, daß sie sich an die Bestimmung des Vertrages halten würden, während China keines der darin enthaltenen Privilegien zugute kommen würde.
Die Chinesen behaupten nun, daß ihre Nicht-Unterzeichnung den Vertrag "null und nichtig" gemacht hätte, und daß "die Simla Konferenz als ein schmählicher Akt des britischen Imperialismus in die Geschichte eingegangen sei" (Highlights of Tibetan History). Der legale Status der Simla Konvention steht noch zur Debatte, aber ihre wahre Bedeutung liegt in ihrer Anerkennung Tibets als ein unabhängiges Land, mit dem verbindliche Vereinbarungen getroffen werden konnten (z.B. der Lhasa Vertrag von 1904). Während der ganzen Herrschaftszeit der Kuomindang in China vermochte keine Regierung irgend einen Einfluß in Tibet auszuüben.
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Teil 6
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Kommunistische Invasion (1949-59)
Die Invasion Tibets durch Truppen der Volksbefreiungsarmee 1949-50 wird in der offiziellen chinesischen Geschichtsschreibung als eine "friedliche Befreiung" bezeichnet. Ein 17 Punkte umfassendes Abkommen wurde im Mai 1951 von der der kommunistischen Regierung den tibetischen Regierungsvertretern aufgezwungen, das angeblich "die Zustimmung und Unterstützung der Menschen aus jeder ethnischen Volksgruppe Tibets genoß" (China White Paper).
Tatsächlich aber trieb in Osttibet Diskriminierung und Unterdrückung der traditionellen Lebensweise Hunderte von Tibetern in die Berge, wo sie einen Guerilla Krieg führten, während Tausende westwärts nach Lhasa flohen, um der chinesischen Verfolgung zu entgehen. Im März 1959 explodierte der wachsende tibetische Widerstand in einem Aufstand gegen die chinesische Besatzung. Der 14. Dalai Lama floh ins Exil nach Nordindien; und widerrief sogleich das 17-Punkte Abkommen. Die folgende Niederschlagung des Aufruhrs in Tibet war brutal. Sogar die chinesischen Daten nennen eine Zahl 87.000 Toten bei dem Volksaufstand und den darauffolgenden Unruhen. Tibetische Quellen lassen vermuten, daß bis zu 430.000 Tibeter in dem Aufstand und den folgenden Jahren von Guerilla-Kampfhandlungen und als Gefangene in den Gefängnissen und Arbeitslagern umkamen.
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Teil 7 |
Im Laufe ihrer historischen Beziehungen machten sowohl Tibet als auch China Perioden von Stärke und Vorherrschaft, als auch welche von Schwäche und Teilung durch. Beide Länder waren gelegentlich in der Lage, ihre Nachbarn zu bedrohen oder zu beeinflussen. Aber die ostasiatische Auffassung von völkerrechtlicher Beziehung war flexibel genug, daß ein Land einem Nachbarn sogar für beträchtliche Zeiträume untergeordnet sein konnte, ohne seinen Charakter von Unabhängigkeit zu verlieren. Dies galt besonders in Fällen, wo eine Nation ihre besondere Identität aufrecht erhalten konnte.
Viele moderne chinesische Historiker haben behauptet, daß jene Länder, die unter den politischen Einfluß verschiedener chinesischer Dynastien gerieten, irgendwie zu Bestandteilen Chinas geworden seien. Das ist ein in die Irre führendes Argument, das sich nur auf eine doktrinäre Fehlinterpretation historischer Tatsachen gründet. Tibet hat schon immer eine besondere kulturelle, religiöse, linguistische und ethnische Identität bewahrt, und das alleine ist Beweis genug, um sein Recht auf Unabhängigkeit zu untermauern.
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