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Sorge um das Leben eines Tibeters, der zum 10. März Fotos über WeChat verbreitete
Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie (TCHRD) wurde von zuverlässigen Quellen über die willkürliche Inhaftierung eines Tibeters am Vorabend eines heiklen politischen Jahrestages informiert.
Pema Samdup, 26, wurde am Morgen des 9. März dieses Jahres, einen Tag vor dem 60. Jahrestag des tibetischen Volksaufstandes von 1959, in Lhasa festgenommen. Einige Zeit später wurde er dem Public Security Bureau (PSB) in der Präfektur Chamdo (chin. Qamdo), mehr als 480 km östlich von Lhasa, überstellt.
Zuverlässige Quellen teilten dem TCHRD mit, daß Samdup aus „politischen Gründen“ und wegen der „Weitergabe von Fotos auf seinem WeChat-Konto“ festgenommen worden sei.
Samdup wurde im Dorf Khugyu der Gemeinde Sertsa im Kreis Tengchen (chin. Dengqen), Präfektur Chamdo, geboren und ist dort auch aufgewachsen. Er ist der jüngste der vier Söhne der Familie Ragshitsang. Zum Zeitpunkt seiner Inhaftierung arbeitete er als Angestellter in einem Restaurant mit Bar in Lhasa. Dies war ein Job, den er erst vor einem bißchen mehr als einem Monat angetreten hatte.
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Pema Samdup |
Die Angehörigen von Samdup haben keine formelle Mitteilung über seine Verhaftung erhalten und durften ihn auch nicht besuchen. Sein älterer Bruder Kunchok Tsegyal wurde von dem PSB des Landkreises Tengchen im Zusammenhang mit dem Fall zweimal zur Befragung einbestellt. Sein Vater ist extra nach Lhasa gereist, konnte ihn aber nicht ausfindig machen.
Die Verwandten von Samdup befürchten, daß er in den Haftanstalten von Chamdo lebensbedrohlichen Folterungen und Mißhandlungen ausgesetzt ist. „Meine schlimmsten Befürchtungen bestätigten sich, als ich von Samdups Inhaftierung in Chamdo hörte. Die Aufseher in Chamdo sind dafür bekannt, daß sie brutale Foltermethoden an politischen Gefangenen anwenden“, teilte ein enger Verwandter von Samdup, der im Exil lebt, dem TCHRD mit. „Ich fürchte jetzt um sein Leben. Er ist ein so kluger junger Mann, der sein ganzes Leben vor sich hat, und jetzt ist seine Zukunft völlig ungewiß.“
Im März 2018 machte Samdup in dem renommierten Gangjong Jigme Sherig Norbu College in Xining, das er vorher vier Jahre lang besucht hatte, seinen Abschluss. Er war ein hervorragender Student, der mit guten Noten und Auszeichnungen abschloß. An diesem College werden alle Fächer auf Tibetisch gelehrt und der Unterrichtsstandard ist sehr hoch. Nach dem Abschluss kehrte er in seine Heimatgegend im Kreis Tengchen zurück, um Arbeit zu suchen. Da er keine feste Anstellung finden konnte, beschloß er, nach Lhasa zu gehen.
Das TCHRD fordert die chinesischen Behörden in der Präfektur Chamdo nachdrücklich dazu auf, die Folter einzustellen und Pema Samdup keiner grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Strafe auszusetzen und ihn unverzüglich und bedingungslos aus der willkürlichen Haft freizulassen. Wir fordern auch, daß die chinesischen Behörden die physische und psychische Integrität von Pema Samdup unter allen Umständen gewährleisten, ihm die notwendige medizinische Versorgung und seinen Familienangehörigen sofortigen und ungehinderten Zugang zu ihm gewähren.
Die willkürliche Inhaftierung und die mutmaßliche Folterung von Pema Samdup wegen der bloßen Weitergabe von Fotos im Internet sind eklatante Verletzungen seiner Menschenrechte und Grundfreiheiten, wie sie in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und anderen internationalen Menschenrechtsinstrumenten, die von der Volksrepublik China unterzeichnet oder ratifiziert wurden, niedergelegt sind.
Pema Samdups Fall ist dem von Wangchuk ähnlich, der auch dieses Jahr verhaftet wurde, weil er Informationen über WeChat weitergegeben hatte.
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