5. August 2021
Radio Free Asia, www.rfa.org

Ranghoher tibetischer Mönch wird im Bezirk Ngaba unter unbekanntem Vorwurf festgehalten

Konmey, der Zuchtmeister und Erzieher, der im Kloster Trotsik in Ngaba, Provinz Sichuan, für die Disziplin Verantwortliche, hatte auf der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat Gebete rezitiert.

Die Polizei in der westchinesischen Provinz Sichuan hat den hochrangigen Mönch des tibetischen Klosters im Bezirk Ngaba festgenommen, weil er im Verdacht steht, auf der beliebten Social-Media-Plattform WeChat politisch heikle Diskussionen geführt zu haben, wie tibetische Quellen berichten.

Konmey

Konmey, ein 45-jähriger Mönch, der für die Disziplin im Trotsik-Kloster in Ngaba zuständig ist (tib. gekoe (དགེ་བསྐོས་), wurde am 20. Juli festgenommen und befindet sich nun in Haft, wie eine Quelle in Ngaba diese Woche RFA mitteilte.

„Er hatte in seiner WeChat-Gruppe Gebete verrichtet, aber er sprach nur über die Anzahl der Gebete, die er gesprochen hatte“, sagte die RFA-Quelle unter der Bedingung der Anonymität. „Er sagte überhaupt nichts Politisches.“

Konmey war in jungen Jahren in das Trotsik-Kloster eingetreten und zum Leiter von dessen Disziplinargremium aufgestiegen, wie eine Quelle aus dem in Dharamsala, Indien, ansässigen Zweig des Kirti-Klosters Ngaba mitteilte.

Über die konkreten Anschuldigungen gegen Konmey, seinen gegenwärtigen Aufenthaltsort und seinen Zustand sind aufgrund der strengen Kommunikationsbeschränkungen, die China weiterhin über Tibet verhängt, keine Einzelheiten bekannt, so die Quelle in Kirti.

Im Gespräch mit RFA sagte ein im Exil lebender Tibeter, er bezweifle, daß Konmey politisch heikle Themen Online diskutiert habe.

„Konmey ist jemand, der sich normalerweise in der Politik auskennt, aber er würde niemals in den sozialen Medien über politisch sensible Themen sprechen. Wir glauben, daß er wegen seiner Beteiligung an einer WeChat-Gruppe festgenommen wurde, in der er Gebete zu rezitieren pflegte“, so die Quelle. „Von sonstigen Gesprächen in dieser WeChat-Gruppe wissen wir nichts, es gab dort nur Gebete.“

Chinesische Kommunikationseinschränkungen in tibetischen Gebieten, die darauf abzielen, den Fluß von Nachrichten über Proteste oder andere Informationen an externe Kontakte zu stoppen, machen es unmöglich, mehr über Konmeys gegenwärtige Umstände zu erfahren, fügte die Quelle hinzu.

„In Ngaba herrschen derzeit strenge Restriktionen, so daß ich den Exiltibetern raten würde, nicht mit den in Tibet lebenden Tibetern zu kommunizieren“, sagte er.

Tibet war früher eine unabhängige Nation, die vor 70 Jahren gewaltsam von China eingenommen und in sein Staatsgebiet eingegliedert wurde. Die chinesischen Behörden haben die Region fest im Griff, lassen keine politischen Aktivitäten der Tibeter zu, schränken die friedliche Äußerung ihrer kulturellen und religiösen Identität ein und setzen sie der Verfolgung, Folter, Inhaftierung und Tötungen ohne Gerichtsbeschluß aus.