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Die Regierung fordert von den Mönchen des Klosters Sera bei Lhasa Dankbarkeit und Gesetzestreue
Wie aus chinesischen Medienberichten hervorgeht, wird tibetischen Mönchen in dem zu Lhasa gehörenden Kloster Sera in einer neuen Offensive befohlen, sich streng an die chinesischen Gesetze zu halten und „gegen den Separatismus aufzustehen“.
Der Direktor des Kloster-Managementkomitees Lhakpa Tsering, ein tibetischer Beamter im Einsatz für die chinesische Regierung in Tibet, der am 13. März bei einer Pressekonferenz in Lhasa sprach, erklärte den Zuhörern, daß die Mönche jetzt durch „Widerstand gegen den Separatismus“ ihren Glauben bezeugen sollten.
„Die Mönche sollten sich der chinesischen Regierung gegenüber von Dank erfüllt fühlen und durch strenge Befolgung der Gesetze ihre Loyalität gegenüber der Nation zeigen“, erklärte Tsering vor 320 Mönchen, Polizisten aus den Polizeistationen rund um das Kloster, den Mönchsbeamten aus dem Managementkomitee, Vertretern der Feuerwehr und Bereitschaftsdienste und Sicherheitsleuten.
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Sera-Mönche bei der Pressekonferenz Foto: RFA |
Tsetan Dorje, der Abt des Klosters und Mitglied des Managementkomitees, der ebenfalls bei der Konferenz sprach, ermahnte die Zuhörer, bei ihrem Online-Verhalten Vorsicht walten zu lassen. Unter Berufung auf ein im Februar eingeführtes Regelwerk von „20 Verboten“ (1) mahnte er das Publikum, sich bei ihren Beiträgen auf den populären Medienplattformen WeChat und Weibo an die aufgeführten Einschränkungen zu halten und keine politisch heiklen Informationen und Materialien zu verbreiten.
Jampa Kelsang, der Direktor des Medien- und Bildungsausschusses des Klosters Sera, ermahnte die Versammelten, „Chinas Großherzigkeit in Tibet“ stets zurückzuzahlen, indem sie sich Peking gegenüber loyal verhalten und die obersten Staatsführer der herrschenden Kommunistischen Partei Chinas lieben.
Um die tibetischen Proteste und andere Herausforderungen für die Machthaber in Peking zu unterdrücken, begannen die chinesischen Behörden Anfang 2012 in den meisten buddhistischen Klöstern sogenannte „Managementkomitees“ einzurichten und diese unter die direkte Kontrolle durch Regierungsbeamte zu stellen.
Bis dahin wurden tibetische Klöster durch sogenannte „Demokratische Managementkomitees“ verwaltet, deren Mitglieder von der Regierung und lokalen Kadern nominierte Mönche waren, die dann von ihren eigenen Gemeinschaften gewählt wurden.
Während die Tibeter in aller Welt dieses Jahr den 60. Jahrestag des Volksaufstandes von 1959 gegen die chinesische Herrschaft begingen, berichtete das offizielle chinesische Sprachrohr „Global Times“, daß über 30.000 Mönche und Nonnen in Chinas Autonomer Region Tibet über ihre Kenntnisse der chinesischen Gesetze und Bestimmungen geprüft worden seien, in dem Versuch, die „soziale Stabilität“ zu festigen.
Beobachter sagen, daß es bei derartigen Initiativen der chinesischen Regierung zur vermehrten Kontrolle der tibetischen Klöster und der Mönche und Nonnen in erster Linie darum gehe, solche Bildungseinrichtungen in direkte Werkzeuge der Kommunistischen Partei zu verwandeln, die die Sprache der Partei sprechen.
Sonam Dagpo, der Sprecher der Tibetischen Zentralverwaltung in Dharamsala, also der Tibetischen Exilregierung, meinte hierzu, daß China in Tibet das Gesetz nur dazu verwende, um die tibetische nationale Identität, Sprache, Kultur und religiöse Freiheit zu unterdrücken.
„China ist für die Tausende von Tibetern verantwortlich, die ihr Leben unter dem chinesischen Regime verloren haben“, fügte Dagpo hinzu, „Chinas Behauptung, es habe Tibet ‚demokratisiert’, ist das komplette Gegenteil der Wahrheit“.
(1) Liste der Gebote und 20 Verbote, sowie weitere Bilder unter
https://www.freetibet.org/news-media/na/monks-sera-monastery-lectured-patriotism-and-separatism
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