Ein Dutzend Tibeter nach Besetzung ihres enteigneten Landes in Dzoege festgenommen
Die Behörden in der Provinz Sichuan nahmen mindestens ein Dutzend Tibeter fest, von denen sie nachher einen freiließen. Sie hatten das Land, das ihnen vor fünf Jahren für ein staatliches Entwicklungsprojekt weggenommen worden war, wieder besetzt.
Die Bewohner der Ortschaft Thangkor im Bezirk Dzoege (chin. Ruo’ergai) in der TAP Ngaba hatten am 15. Mai an die Regierung appelliert, ihnen ihr Land zurückzugeben, weil dort überhaupt keine Entwicklungsarbeiten stattfanden und die Lokalbehörden es statt dessen an Privatpersonen verpachteten.
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Protest tibetischer Nomaden am 28. Januar in Chengdu
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Doch die Behörden vor Ort schlugen, durch den Appell verärgert, zurück und strichen den betroffenen Familien die Unterstützungsgelder. Als diese sich beklagten, versprach die Verwaltung, den Konflikt bis zum 20. September zu lösen, aber als dann nichts geschah, „besetzten die Tibeter wieder das Land“, verlautet aus einer dortigen Quelle.
„Daraufhin entsandten die Behörden ein Polizeikontingent aus dem Bezirk Dzoege und aus Ngaba und gingen am 22. September gegen die Tibeter vor“. Der Quelle zufolge wurden mindestens 12 Tibeter in Gewahrsam genommen, darunter auch sechs, die an dem Appell mitgewirkt hatten, nämlich Dobe, Shetruk, Tsering Kyab, Patra, Tsering Tashi und Tsokyi. Tsokyi, die Schwester des Organisators der Aktion, Jigje Kyab, wurde „schwer geschlagen und dann laufen gelassen, während die 11 anderen „im benachbarten Bezirk Marthang (Hongyuan) festgehalten werden“.
Jigje Kyab, 39, ist nun verschwunden, und niemand weiß etwas über seine Lage. Im April tauchte Jigje oder Jigme Kyab unter, nachdem zwei Lokalbeamte ihn zu Hause aufgesucht hatten. Damals teilte er durch ein Video mit, er „sei der Festnahme entgangen“ und befände sich an einem sicheren Ort.
Er war von den anderen dazu ausersehen worden, die Dokumente aufzubewahren, die den Anspruch auf den rechtmäßigen Besitz des ihnen vor fünf Jahren weggenommenen Landes auswiesen. Kyab sagte, er sei untergetaucht, damit er den Fall den höheren Provinzbehörden vortragen könne.
Er hatte auch bei der Organisation eines Protestes der Tibeter von Thangkor am 28. Januar in der Provinzhauptstadt Chengdu eine Rolle gespielt. Während einer Sitzung des Provinz-Volkskongresses demonstrierten sie vor dem Gebäude für die Rückgabe ihres Landbesitzes. Die Behörden ließen den Protest ziemlich schnell auflösen, wobei sie 11 Personen festnahmen. Später ließen sie alle bis auf zwei wieder frei.
Quellen zufolge eigneten sich die Behörden vor fünf Jahren einen Teil des zur Ortschaft Thangkor gehörenden Landes zum Zwecke eines Entwicklungsprojektes gewaltsam an, und obwohl die dort ansässigen Tibeter wiederholt von der Bezirksregierung dessen Rückgabe forderten, erhielten sie nie eine positive Antwort.
Die Requirierung von Agrarland zu lukrativen Immobiliengeschäften durch geldgierige Lokalregierungen löst jedes Jahr Tausende von sogenannten „Massenvorfällen“ in ganz China aus. Das führt oft zu Gewalteinsätzen, der Festnahme der Initiatoren und intensiver Druckausübung auf die Lokalbevölkerung, sich den Wünschen der Regierung zu fügen.
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