Behörden lassen über 300 tibetische Häuser und Läden am Kokonor See abreissen
Wieder kam es zu einer gewaltsamen Zerstörung tibetischer Häuser und Anwesen. Die chinesischen Behörden machten im Dorf Trelnak im Bezirk Chabcha in der TAP Tsolho (Hainan), Provinz Qinghai, über 300 tibetische Häuser und Läden dem Erdboden gleich, während Bewohner, die versuchten sich gegen die Demolierung zu wehren, geschlagen und festgenommen wurden.
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Ein Bulldozer zerstört tibetische Bauten in Trelnak am Kokonor
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Einer Nachricht von Radio Free Asia zufolge begann die Abbruchaktion am 16. Oktober und dauerte sechs Tage lang. Diese Läden am Seeufer waren meistens mit großen persönlichen Anleihen finanziert worden. Sie waren aus Wellblech gemacht und hatten den Zweck, Touristen und Pilger zu dem beliebten Tso Ngonpo (Kokonor Lake oder Qinghai Lake) mit Essen zu versorgen. Obwohl sie nicht aus dauerhaftem Baumaterial gemacht sind, bilden sie für die dort lebenden Tibeter eine Quelle zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts.
Zu dem Vorfall kam es, „als eine Gruppe chinesischer Offizieller und Polizisten auftauchte und etwa 30 Gebäude einriß, die die Tibeter als Behausungen oder Buden um den Kokonor See gebaut hatten. Im ganzen wurden 300 Tibetern gehörende Unterkünfte zerstört und die Aktion geht immer noch weiter“, wie RFA von einer Quelle erfuhr.
„Bei dem Tumult wurden fünf tibetische Nomaden festgenommen und geschlagen, aber später wieder freigelassen“, verlautet aus der Quelle. „Am 19. Oktober wollten Lhachen Kyab und seine Frau Dobe, sowie Yangmo Kyab und ihr Mann Jampel zu ihrem Haus zurückkehren, um etwas von ihren Sachen zu holen, doch die Polizei verwehrte es ihnen“.
Ein 60jähriger Tibeter namens Luthar Kyab wurde auch geschlagen und mit der Pistole bedroht, ehe er zusammen mit den anderen vier zwei Stunden lang festgehalten wurde. „Später fand man ihn in einem Hospital wieder“.
„Die Behörden beschuldigten die Tibeter, sie würden die Gegend um den See verschmutzen und überfüllen, und deshalb griffen sie zu der Maßnahme, deren Läden und Häuser abzureißen, aber die Besitzer sind nun ohne jede Quelle für ein zusätzliches Einkommen“, klagte die Quelle.
In den letzten Wochen wurden wiederholt Fälle von aus ihren Häusern vertriebenen Tibetern bekannt. Die Vorfälle von Landnahme und Vertreibung aus Weideland in Bezirken wie Driru und Dzoege zeigen die Absicht der chinesischen Regierung, den Weg für die Niederlassung ethnisch chinesischer Siedler zu ebnen, was wiederum weitreichende Folgen für die lokale Umwelt hat.
Der amtierende tibetische Premierminister sagte anläßlich einer Auftaktveranstaltung für die Kampagne seiner Verwaltung für den Klimagipfel in Paris (COP21): „Die Entscheidung der chinesischen Regierung, die jahrhundertealte Praktik der tibetischen Nomaden, das Grasland als Weide zu benutzen, nicht mehr zuzulassen und sie zu vertreiben, um angeblich das Grasland zu beschützen, aber gleichzeitig zahllose ethnische Chinesen dort anzusiedeln, um diese Regionen zu urbanisieren, ist nicht allein ein Widerspruch in sich, sondern auch etwas, das enorme Konsequenzen für die Umwelt dieser Regionen haben wird. Die Tibeter müssen bei dem, was mit ihrem Land geschieht, ein Wort mitzureden haben.“
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