20. Juli 2004
Tibet Justice Center
Environment and Development Program
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Chinesisches Gesetz und der Dammbau am Renzonghai See

Aus: TRIN-GYI-PHO-NYA: TIBET'S ENVIRONMENT AND DEVELOPMENT DIGEST
Vol. 2, Issue 4

Mit freundlicher Genehmigung von Tibet Justice Centre: Bilder des Renzonghai aus dem vergangenen Jahr, das rechte Foto zeigt die illegalen Bauaktivitäten
Bilder mit freundlicher Genehmigung von River Watch East and Southeast Asia

Sowohl chinesische Touristen als auch Umweltaktivisten haben ihr Entsetzen über das illegale Renzonghai-Staudammprojekt zum Ausdruck gebracht. Die Tianwan River Hydropower Development Co. (TRHDC), eine Baufirma für Elektrizitätswerke im Besitz der Sichuan Investment Group ist dabei, heimlich Straßen und Brücken zu errichten und alte Baumbestände in der Nähe des in den malerischen Bergen des Distrikts Dartsedo in der Provinz Sichuan (chin: Kangding) gelegenen heiligen Sees Renzonghai abzuholzen.

Bereits im Juni 2003 hat die TRHDC in illegaler Weise vorbereitende Bauarbeiten vorgenommen. Dabei handelte es sich um Straßenbau, das Fällen von Bäumen entlang der Straße und das Anhäufen von Erde und Steinen am Seeufer. Am 8. Juni 2003 forderte das Umweltschutzamt von Sichuan die unverzügliche Einstellung des Projekts, denn die TRHDC hatte die Arbeiten ohne die erforderlichen Genehmigungen sowohl des Umweltschutzamts als auch des Bauamts aufgenommen. Der Baustop konnte jedoch nicht durchgesetzt werden.

Kurz danach strahlte das nationale chinesische Fernsehen eine Reportage über den Dammbau am See Renzonghai aus, welche die Aufmerksamkeit des Parteisekretärs der Provinz, Zhang Xue-zhong, wie auch des Gouverneurs, Zhang Zhong-wei, erregte. Sie wiesen das Forstamt und das Bauamt von Sichuan an, Nachforschungen anzustellen, die schließlich zu einem zeitweiligen Baustop führten. Allerdings wurde das Projekt bald wieder aufgenommen.

Diese illegale Bautätigkeit führen die Bemühungen der Regierung zur Wahrung der Unversehrtheit des artenreichen Ökosystems dieses heiligen Berglands mit der Bezeichnung "Gongga Mountain National Scenery and Natural Conservation Area" ad absurdum. Das Renzonghai- Staudammbauprojekt beinhaltet die Errichtung von Pumpspeicherkraftwerken am Renzonghai- und am Bawanghai-See, welche durch einen Wasserableitungstunnel verbunden werden sollen. Falls die illegalen Arbeiten nicht unterbunden werden, wird das Wasserkraftwerk innerhalb der nächsten drei Jahre fertiggestellt werden, was gravierende und permanente Umweltschäden zur Folge haben wird.

Umweltaktivisten befürchten zu Recht, daß dies nur der erste Schritt zur Errichtung weiterer Wasserkraftwerke in der "Gongga Mountain National Scenery and Natural Conservation Area" sein könnte, da auch andere Baufirmen für Wasserkraftwerke wie Huaneng International um die Nutzbarmachung der reichhaltigen Wasserressourcen der Gegend konkurrieren. Dank der Süßwasserressourcen der Region können hier mehr als 1.000 Spezies seltener tropischer Pflanzen überleben. Das Gebiet beheimatet insgesamt 2.000 verschiedene Tierarten, und es verfügt über üppige Bestände an alten Nadel-, Misch- und Bambuswäldern. Weiter beherbergt es zahlreiche bedrohte und endemische Tierarten wie Wapitis, Gnus, Schwarzbären und Pandas. Die verantwortungslose Errichtung von Staudämmen stellt eine erhebliche Gefahr für alle diese Arten dar.

Die Auswirkungen auf die Einwohner der Gegend, hauptsächlich Tibeter sowie Yi und Han-Ethnien, werden wahrscheinlich ebenfalls unerfreulich sein. Daher ist es keine Überraschung, daß einer im vergangenen Jahr durchgeführten Umfrage zufolge 39 von 40 der dort lebenden Tibeter das Projekt ablehnen. Die traditionelle Basis für den Erwerb ihres Lebensunterhalts – nämlich Land- und Viehwirtschaft sowie das Sammeln von Heilkräutern – würde durch die Abholzung von altem Baumbestand und die Überflutung ihres Weidelandes zerstört. Bewohner, die wirtschaftlich vom Aufblühen des Tourismus abhängig sind, stehen dem Projekt ebenso skeptisch gegenüber, denn die Hauptattraktion der Gegend liegt in der ursprünglichen Schönheit ihrer Natur.

Berichte lassen darauf schließen, daß zumindest die beiden tibetischen Dörfer Zimei und Weishida in Liuba Xiang durch den angestauten See überflutet werden. So empörend es auch ist, die Zukunft des facettenreichen traditionellen Lebensstils dieser Menschen liegt in den Händen von korrupten Beamten, denen sie noch nicht mal ein Sack Zement wert sind!

Briefaktion

Besorgten Lesern wird nahegelegt,

dem chinesischen Premierminister Wen Jiabao (Adresse: Wen Jiabao, Premier of the State Council, General Office of the State Council, 2 Fuyou Street, Beijing, China 100017 oder Prime Minister Wen Jiabao, Guowuyuan, 9 Xihuang-Chenggenbeijie, Beijingshi 100032, People's Republic of China/VR China) zu schreiben und ihn zu bitten, den korrupten örtlichen Regierungsvertretern Einhalt zu gebieten, die TRHDC davon abzubringen, das Ansehen der Kommunistischen Partei Chinas weiter zu schädigen, und das Bekenntnis der Partei zum Schutz der "ethnischen Minderheiten" in China und zum Umweltschutz in die Tat umzusetzen.

(Concerned readers are encouraged to urge the Chinese Premier Wen Jiabao (address: Wen Jiabao, Premier of the State Council, General Office of the State Council, 2 Fuyou Street, Beijing, China 100017) to stop the corrupt local officials and the Tianwan River Hydropower Development Co. (TRHDC) from further misrepresenting the Chinese Communist Party and to follow through with the Party's commitments to protect China's "ethnic minorities" and the environment).

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