1. Juni 2010 |
Tibetan Plateau, http://tibetanplateau.blogspot.com/
Von Tashi Tsering |
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Prozess gegen bekannten tibetischen Umweltaktivisten und Antiquitätensammler
Es scheint, daß die Behörden Karma Samdup eine kriminelle Tat anhängten, weil er versuchte, seine zwei Brüder aus dem Gefängnis freizubekommen. Diese waren wegen „Gefährdung der Staatssicherheit“ im Zusammenhang mit einem kleinen Umwelt-Verein, den sie in ihrer Heimatstadt Gonjo gegründet hatten, verhaftet worden. Der tatsächliche Grund für ihre Festnahme scheint sich jedoch auf einen Vorfall zu beziehen, als sie versuchten, den lokalen Polizeichef am Jagen von geschützten Wildtieren zu hindern. The Times schreibt weiter: Chinas führender Privatsammler von tibetischen Kunstwerken und Antiquitäten, ein Umweltaktivist, wird wegen Grabplünderung vor Gericht gestellt, eine Anklage, die bereits vor zwölf Jahren gegen ihn erhoben, aber dann von der Polizei zurückgenommen wurde. Karma Samdup, der Anfang 40 ist und aus einem Dorf im Bezirk Gonjo (chin. Gongjue) in der unruhigen Präfektur Chamdo, TAR, stammt, könnte auf Grund der Anklage, die vermutlich auf politischen Differenzen zwischen dem prominenten tibetischen Geschäftsmann und den Behörden beruht, zu lebenslänglicher Haft verurteilet werden. Er wurde im Januar festgenommen, als er sich gerade in Chengdu aufhielt, um mit der Hyatt Hotelkette Pläne für den Bau eines museumsartigen Hotels in Lhasa zu besprechen. Er wurde in die vorwiegend moslemische Region Xinjiang verbracht, um dort wegen Grabplünderung vor Gericht gestellt zu werden. Diese Anklage wurde zuerst 1998 gegen ihn vorgebracht, aber bald wieder fallen gelassen, als sich herausstellte, daß der tibetische Geschäftsmann sich gar nicht bewußt war, daß die alten Kunstgegenstände, die er erwarb, ihm von Grabräubern verkauft worden waren. Er war im Besitz einer staatlichen Lizenz zum Kauf von Antiquitäten und überzeugte die Polizei, daß er nichts über die Herkunft der Gegenstände wissen konnte. Karma Samdup ist der dritte von drei Brüdern, die in den letzten Monaten in Haft genommen wurden. Karmas zwei Brüder wurden im August 2009 mit der Begründung festgenommen, ihre lokale Umweltschutzorganisation namens Kham Anchung Senggenamzong arbeite illegal. Karma selbst gründete die angesehene Umweltschutzvereinigung „Drei Flüsse“. Diese NGO bekam schon eine ganze Reihe von nationalen und internationalen Auszeichnungen für ihren Beitrag zum Schutz der tibetischen Kultur und des Wildbestandes auf dem tibetischen Hochland. Die Tochter des verstorbenen Panchen Lama ist Ehrenvorsitzende der Vereinigung. Die Brüder bekamen jedoch Probleme, als sie sich mit dem lokalen Polizeichef anlegten: Sie wollten ihn von der Jagd auf geschützte Wildtiere abhalten. Wegen eines Hinweises auf den Dalai Lama als Nobelpreisträger auf ihrer Website wurde der Fall zu einem ernsten politischen Verbrechen hoch gepusht. Der Polizeichef ist inzwischen befördert worden. Der jüngste der Brüder verbüßt eine Strafe von einem Jahr und neun Monaten in einem Laogai (Lager zur Umerziehung durch Arbeit), während der älteste wegen eines Kriminaldelikts angeklagt ist und noch auf seinen Prozeß wartet. Karma Samdup wollte den Fall seiner beiden Brüder möglichst nicht in die Öffentlichkeit geraten lassen, weil er hoffte, so eher ihre Freilassung erwirken zu können. Statt dessen wurde er nun selbst im Januar verhaftet. Aus einer Quelle, die den Sammler seit Jahren kennt, verlautet: „Es kam völlig überraschend für ihn. Er hatte nie gedacht, daß sie Mittel und Wege finden würden, um ihn hinter Gitter zu bringen“. Nach Auskunft von Karmas Anwalt Pu Zhiqiang sind diejenigen Personen, die sich tatsächlich des Raubs an den Altertümern schuldig gemacht hatten, längst bestraft worden. Er sagte: „Ich habe viel zu wenig an Beweismaterial gesehen, das eine kriminelle Anklage rechtfertigen würde. Es ist mir wirklich unerklärlich, besonders weil die Sache mit dem Grabraub über ein Jahrzehnt zurückliegt. Ich habe viele Fragen zu stellen“. Karma Samdhup, vormals ein stämmiger Mann, ist seinem Anwalt zufolge um etwa 18 kg abgemagert und befindet sich in niedergeschlagener Stimmung. Er halte sich nur noch durch das Lesen buddhistischer Schriften aufrecht. Seine Frau Zhenga sagte der Times: „Ich habe ihn seit seiner Festnahme nicht mehr gesehen. Verwandte dürfen ihn im Haftzentrum nicht besuchen. Ich versuchte, ihm einige Kleidungsstücke und Geld zu schicken, aber ich bekam zur Antwort, er brauche diese Dinge nicht. Als der Rechtsanwalt Pu mir erzählte, in welcher Lage er sich befindet, war ich sehr aufgewühlt“. Sie sagte ferner, die zwei Töchter des Ehepaars seien der Meinung gewesen, ihr Vater sei auswärts auf Geschäftsreise und waren sehr enttäuscht, als sie ihm am Kindertag nicht sahen. „Ich kann mir überhaupt nicht erklären, warum er verhaftet wurde, warum ein Fall, der vor zwölf Jahren abgeschlossen wurde, jetzt wieder aufgerollt wird. Er hat so viel Gutes getan, für die Kultur, für karitative Zwecke, für den Umweltschutz. Ich glaube nicht, daß er irgend jemandem etwas zuleide getan hat“. Mehrere Bilder von Karma Samdhup sind auf der Blog-Seite von Woeser zu sehen: http://woeser.middle-way.net/ |
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