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von Tashi Tsering
Stoppt den Run der internationalen Konzerne auf Tibets Gold!
Für westliche Bergbauunternehmen ist Tibet ein noch weitgehend unberührtes Terrain. Deshalb haben auf dem tibetischen Hochplateau bisher nur kleinere Privatunternehmen Bergbau betrieben. Das ist hauptsächlich auf mangelndes Kapital, technologisches Know-how und die Infrastruktur im Transportsektor zurückzuführen. Außerdem fehlte es den Chinesen an dem politischen Vertrauen, um Tibet für westliche Unternehmen zu öffnen. Doch die Umstände haben sich jetzt geändert. China ist zu einer boomenden Wirtschaftsmacht geworden, und mit westlichen Gesellschaften werden Verträge abgeschlossen, um ihr Kapital und technisches Können ins Land zu ziehen vor allem steht nun das ideale Transportmittel, die unlängst fertiggestellte Eisenbahn von Golmud nach Lhasa, zur Verfügung. Diese veränderten Umstände führten dazu, daß sich jetzt chinesische und westliche Unternehmen danach drängen, sich der Bodenschätze Tibets zu bemächtigen. Und damit droht die Gefahr einer großflächigen Umweltzerstörung, vergleichbar mit der Abholzung der Wälder Tibets von den sechziger bis zu den neunziger Jahren.
Bedauerlicherweise halten die chinesische Regierung bzw. die von ihr kontrollierten Unternehmen stur daran fest, ihre Pläne zum Abbau der Bodenschätze Tibets in die Tat umzusetzen. Daher sollten die Vorsteher der örtlichen Gemeinschaften möglichst bald, d.h. ehe es zu spät ist, über die drohenden Gefahren unterrichtet werden und auf ihren gesetzlichen, ihnen nach der chinesischen Verfassung zustehenden Rechten bestehen. Sie sollten sich mit den zuständigen Behörden, mit Vertretern der Zivilgesellschaft und den Medien in Verbindung setzen, um das öffentliche Bewußtsein für die sozialen Kosten und den hohen Preis, den der Abbau von Bodenschätzen der Umwelt abverlangt, wachzurütteln. Außerdem sollten sie verlangen, daß Chinas eigene Gesetze, etwa das Gesetz zur Überprüfung der Folgen für die Umwelt von 2003, bei der Durchführung dieser Projekte beachtet werden.
Ob westlichen Konzernen im Hinblick auf diesen Goldrausch zu einem Engagement in Tibet geraten oder davon abgeraten werden sollte, ist dieser Tage, wo einige Unternehmen bereits beginnen, Bergwerke in Tibet zu betreiben, ein heiß diskutiertes Thema. In den ”Richtlinien für Internationale Entwicklungsprojekte und nachhaltige Investition in Tibet”, die von der Tibetischen Regierung im Exil in Dharamsala formuliert wurden, wird angedeutet, daß die Tibeter keine westlichen Bergbaukonzerne bei sich haben wollen. Bei dieser ganzen Debatte sollten sich die Tibeter klar darüber sein, daß Bergbau nicht Entwicklung bedeutet, sondern eine Ausbeutung von Ressourcen. Zusätzlich zu dem Verlust von wertvollen Bodenschätzen sind die Kosten des Bergbaus für die Umwelt gigantisch, gleichgültig wie wissenschaftlich und sorgfältig bei dem Abbau vorgegangen wird. Wenn das Glas zerbrochen ist, ist es unwichtig, ob es mit einem Hammer oder mit behandschuhten Händen zerbrochen wurde: Ein zerbrochenes Glas ist allemal ein zerbrochenes Glas. Wenn der westlichen Investitionswut kein Widerstand entgegen gesetzt wird, wird sich die Bergbauindustrie in Tibet noch mehr ausweiten, und Ausbeutung und Umweltschädigung werden sowohl durch die Aktivitäten chinesischer als auch westlicher Gesellschaften rasant um sich greifen.
Bei den modernen von westlichen Konzernen in Tibet eingeführten Goldabbauverfahren werden sehr viele Maschinen, Chemikalien und Wasser gebraucht. Für jede Unze Gold, die gewonnen wird, müssen Hunderte von Tonnen Fels bewegt und aufbereitet werden. 200 Tonnen Gestein ergeben schätzungsweise 1 Unze Gold, von der 80% nichtlebensnotwendigen Zwecken wie der Schmuckherstellung zugeführt werden. Da Zyanid die Chemikalie der Wahl für die Goldgewinnung ist ein Teelöffel einer 2%igen Zyanidlösung reicht, um einen Menschen zu töten , kann nicht genug vor den Gefahren für die Umwelt flußabwärts gewarnt werden, besonders da die für westliche Gesellschaften interessanten Bergwerke alle an Flüssen liegen. Zusätzlich ist die Bergbauindustrie so aufgebaut, daß die örtlichen tibetischen Gemeinschaften keine Vorteile davon haben werden, abgesehen von vielleicht ein paar Hilfsarbeiterjobs, die zudem mit hohen Risiken und Vergiftungsgefahren verbunden sind. Und in dem Maße, wie in Tibet immer mehr Terrain in Bergbaureviere umgewandelt wird, werden immer mehr Menschen und ihre Gemeinschaften Opfer von Zwangsumsiedlungen.
Wenn man die westlichen Bergbaugesellschaften von ihrem Vorhaben abbringen will, Gewinne durch die Plünderung der Bodenschätze Tibets und damit einer Ausweitung seiner ohnehin bestehenden Probleme zu machen, dann ist es jetzt Zeit zu handeln. Gegenwärtig gibt es nur ein paar, zumeist kanadische, Unternehmen, die an dieser Ausbeutung beteiligt sind, und ihre Bergwerke haben den Betrieb noch nicht voll aufgenommen. Wenn es keinen Widerstand gibt, werden diese Bergwerke voll in Betrieb genommen und noch vergrößert werden, und viele weitere Unternehmer werden im Zuge des Goldrausches angezogen werden. Die Continental Minerals in Vancouver z.B. ist gegenwärtig dabei Gelder bereitzustellen, um ihre 12 qkm große Goldmine Shenthongmon bei Shigatse in Zentraltibet voll der Nutzung zuzuführen und an einem weiteren in der Nähe befindlichen Areal von 109 qkm einen Geschäftsanteil zu erwerben. Nun ist das Schicksal der Shenthongmon Berge ohnehin besiegelt, denn selbst wenn Continental sich aus Tibet zurückziehen sollte, würden chinesische Gesellschaften die Goldmine übernehmen und weiterbetreiben. Dennoch ist eine Kampagne gegen Continental und andere westliche Unternehmen, die in Tibet operieren, sinnvoll, damit sie ihre Geschäftstätigkeit nicht ausweiten und damit andere Gesellschaften davon abgehalten werden, in ein politisch umstrittenes Territorium wie Tibet vorzudringen.
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