2. Dezember 2003

Tibet Information Network
City Cloisters, 188-196 Old Street, London EC1V9FR, ph: +44(0)207 814 9011, fax +44(0)207 814 9015, e-mail: tin@tibetinfo.net, www. tibetinfo.net,

Sechs Jahre Haft für Yeshe Gyatso

Aus TIN zugegangenen Berichten geht hervor, daß gegen Khyamtoe Yeshe Gyatso, ein angesehenes Mitglied der Lhasa Municipality People's Political Consultatiave Conference (auf Präfekturebene), eine sechsjährige Haftstrafe verhängt wurde. Der über siebzigjährige Yeshe Gyatso wurde offenbar im Juni 2003 wegen angeblicher "separatistischer Aktivitäten" verhaftet. Damit wäre er einer der ältesten zur Zeit inhaftierten politischen Gefangenen. Der Gefangenen-Datenbank von TIN zufolge ist der älteste Gewissensgefangene, von dem man in den letzten sechzehn Jahren politischen Widerstands erfuhr, der heute ungefähr 83 Jahre alte Serpa Sichoe, ein Hirte aus Sog Shen, Präfektur Nagchu. Er wurde im Jahr 2000 verhaftet und bis heute ist nichts über sein Strafmaß bekannt.

Yeshe Gyatso, der in der traditionellen tibetischen Regierung Ministerstatus inne hatte, war bereits am Aufstand von 1959 beteiligt und saß zehn Jahre im Gefängnis. Weitere Jahre verbrachte er in der sogenannten "las mi rukhag", einer Arbeitseinheit, in der Ex-Häftlinge, die nach ihrer formellen Entlassung nicht voll rehabilitiert waren, unter ständiger Beobachtung gehalten wurden. Er gehörte zu denjenigen Angehörigen der Aristokratie, die während der 80er Jahre rehabilitiert wurden. Damals boten die Chinesen, die einen weiteren Versuch starteten, ihre Kontrolle über Tibet zu legitimieren, vielen früheren Aristokraten nominelle Posten und gewisse Privilegien an. In diesem Zusammenhang wurde Yeshe Gyatso Mitte der Achtziger Mitglied der Chinese People's Political Consultative Conference (CPPCC) des Bezirks Lhasa. Wie die Mehrzahl der Aristokraten besaß er niemals eine echte Entscheidungsvollmacht innerhalb der staatlichen Institutionen.

Unbestätigten Berichten zufolge erfolgte die Verhaftung von Yeshe Gyatso im Juni 2003, als die Behörden im Vorfeld zum Geburtstag des Dalai Lama besonders hart durchgriffen.