10. März 2022
Free Tibet, www.freetibet.org, Tibet Watch, https://www.tibetwatch.org/

Familien von Exil-Tibetern müssen Spionageprogramme auf ihren Handys installieren

Inhaftierung nach Telefonüberwachung  in den Kreisen Chamdo und Dragyab, die bis zu drei Monate dauern kann.

Die chinesischen Polizeibehörden in den Bezirken Dragyab (chin. Zhag'yab County) und Chamdo haben in den letzten zwei Jahren Familien mit Angehörigen im Exil besonders intensiv überwacht.

Landkreis Dragyab

Kürzlich wurde eine neue Überwachungsmethode eingeführt, nach der Tibeter mit Verwandten im Exil eine spezielle Applikation auf ihren Telefonen installieren müssen. Tibet Watch erfuhr aus erster Hand, daß die chinesischen Behörden diese Tibeter dazu verpflichteten, die Anwendungssoftware herunterzuladen, die einen beispiellosen Zugriff auf die Telefondaten ermöglicht. Jeder, der mit Fotos und Videos angetroffen wurde, die von den Polizeibehörden als „politisch sensibel“ eingestuft wurden, und der Kontakt zu außerhalb Tibets lebenden Tibetern hatte, wurde für zwei bis drei Monate willkürlich inhaftiert. Die Betreffenden wurden auch nach ihrer Freilassung weiterhin überwacht und in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt.

Drei Monate lang in der Haft gefoltert

Tibet Watch erhielt mit Verzögerung einen Bericht über die willkürliche Inhaftierung einer tibetischen Nonne, was auf die anhaltende Überwachung von Mobiltelefonen im Bezirk Dragyab hinweist. Eine lokale Quelle teilte mit, daß Lobsang Tsomo (བློ་བཟང་མཚོ་མོ།) Mitte November von der chinesischen Polizei festgenommen wurde, weil sie verdächtigt wurde, in Kontakt zu außerhalb Tibets lebenden Tibetern zu stehen. Sie wurde drei Monate lang in Polizeigewahrsam gehalten und während der Verhöre schwer geschlagen. Sie wird nicht nur ständig überwacht, es ist ihr auch verboten, den Zuständigkeitsbereich ihres Heimatbezirks zu verlassen. Die örtliche Quelle deutete an, daß mehrere andere Nonnen zusammen mit Lobsang Tsomo verhaftet wurden, aber eine Bestätigung dessen ist aufgrund der Überwachung der Kommunikation kaum möglich.

Zu den Auswirkungen der ständigen Überwachung auf das tägliche Leben der Tibeter meinte die Quelle: „Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit der Menschen und die Online-Zensur sind ein ernstes Problem und werden in Dragyab und Chamdo von Tag zu Tag schlimmer.“