30. Oktober 2021
Free Tibet, www.freetibet.org

Tibetischer politischer Gefangener nach fünf Jahren Haft in krankem Zustand entlassen


Gendun Drakpa (Dapaka) war 2015 unter dem Vorwurf der „Anstiftung zum Separatismus“ willkürlich inhaftiert worden.

Quellen haben Free Tibet bestätigt, daß einer der 2015 willkürlich verhafteten tibetischen Mönche des Klosters Thangkor Soktsang in Ngaba nach Verbüßung einer fünfjährigen Haftstrafe wegen „Anstiftung zum Separatismus“ freigelassen wurde.

Kloster Thangkor Soktsang

Der 45-jährige Gendun Drakpa kehrte nach seiner Freilassung im August 2021 nach Hause zurück, mußte jedoch aufgrund seines schlechten Gesundheitszustands in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Aufgrund einschneidender Kommunikationsbeschränkungen stehen keine weiteren Informationen über seinen Zustand zur Verfügung.

Trotz seiner Freilassung ist Gendun Drakpa nur bedingt frei. Er wurde auf Bewährung entlassen und muß sich jeden Monat bei der örtlichen Polizeistation melden. Sowohl er als auch seine Familie stehen unter strenger staatlicher Überwachung.

Am 24. August 2015 stürmten bewaffnete Polizisten das Kloster Thangkor Soktsang in Ngaba; sie drangen in das Zimmer von Gendun Drakpa und Lobsang Sherab ein und nahmen die Mönche willkürlich fest.

Nach über einem Jahr in Isolationshaft wurden die beiden in einem Prozeß hinter verschlossenen Türen wegen „Anstiftung zum Separatismus“ und „Weitergabe von Informationen an Tibeter im Ausland“ zu fünf bzw. vier Jahren Gefängnis verurteilt. Keiner von ihnen erhielt Zugang zu einem Rechtsbeistand oder die Möglichkeit, sich selbst zu verteidigen, wie dies nach den internationalen Menschenrechtsrichtlinien vorgeschrieben ist. Niemand von den Familien der beiden Männer wurde erlaubt, an dem Prozeß  teilzunehmen und anwesende Beobachter wurden einer strengen Kontolle unterzogen.

Der angebliche „Separatismus“, zu dem sie angestiftet haben sollten, betraf friedliche Proteste tibetischer Nomaden im Jahr 2015. Den beiden Mönchen wurde nicht ihre Teilnahme an den Protesten, die als Reaktion auf die Beschlagnahmung von Land im Dorf Ka Bharma in Ngaba erfolgten, zur Last gelegt, als vielmehr, Informationen über diese Proteste an Außenstehende weitergegeben zu haben.

Die Behörden dort enteigneten im Jahr 2010 über 400 Hektar Land und die Häuser von 20 Familien mit dem Zweck, umweltfreundlichere ländliche Gebiete zu schaffen. Diese Pläne wurden jedoch aufgegeben, und die chinesischen Behörden haben das Land an private Unternehmen verpachtet.

Langfristige Gesundheitsprobleme sind bei tibetischen Gefangenen als Folge der brutalen, unmenschlichen und entwürdigenden Behandlung im Gefängnis weit verbreitet. Kunchok Jinpa, Tenzin Nyima und Tashi Phuntsok gehören zu einer langen Liste von tibetischen politischen Gefangenen, die nach ihrer Freilassung gestorben sind.

Tibeter werden von den chinesischen Behörden unter dem Vorwand der „Anstiftung zum Separatismus“ routinemäßig festgenommen und in Haft gehalten. Ausdruck der tibetischen Kultur und Identität werden von den chinesischen Behörden häufig als separatistische Akte bezeichnet.

Die chinesischen Behörden kontrollieren jegliche Information über den Status tibetischer politischer Gefangener und drohen ihren Familien und Verwandten mit schwerwiegenden Konsequenzen, sollten sie solche Informationen preisgeben. Der tibetische politische Gefangene Gendun Drakpa wurde im August in schlechtem Gesundheitszustand entlassen, aber diese Information wurde erst letzten Monat bekannt. Trotz seines schlechten Gesundheitszustands ist Drakpa verpflichtet, sich jeden Monat bei der örtlichen Polizei zu melden.