30. April 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Pema Wangchen stirbt nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis an nicht näher angegebenen Gesundheitsproblemen

Pema Wangchen, ein ehemaliger politischer Gefangener Anfang Dreißig, starb am 26. April in einem Hospital in Chengdu. Tibet Watch, der für Nachforschungen zuständige Partner von Free Tibet, berichtet, daß sein Tod eine Folge der heftigen Folter ist, der er nach seiner Festnahme im April 2016 in der Polizeihaft ausgesetzt war.

Festgenommen wurde Pema Wangchen, weil er in seinem Heimatdorf Wogsang in der TAP Kardze anläßlich der Neujahrsfeierlichkeiten am 13. Februar 2016 die tibetische Nationalhymne gesungen hatte. Das diesbezügliche Video verbreitete sich rasend schnell Online, was die Aufmerksamkeit der Polizei erregte. Pema, ein Taxifahrer, wurde unterwegs von der Polizei festgenommen, die ihm aber keine Erklärung für seine Festnahme gab. Da sie nicht einmal einen Haftbefehl vorwiesen, meinte er, er sei angehalten worden, weil sie ihn verdächtigten, ohne Führerschein gefahren zu sein.

Pema Wangchen, Foto: Voice of Tibet

Der eigentliche Grund für seine Festnahme wurde ihm erst im Gewahrsam klar. Die Polizei vernahm ihn und fragte ihn, was für Lieder er denn in letzter Zeit gesungen habe. Einen Monat und vier Tage verbrachte er im Polizeigewahrsam, wo er hart geschlagen und gefoltert wurde. Wegen seines Gesundheitszustandes, der sich immer mehr verschlechterte, wurde er Anfang Mai 2016 aus dem Gewahrsam entlassen.

Ein Verwandter von Pema Wangchen, der im Exil lebt, sagte sein Zustand sei bei der Entlassung erbärmlich gewesen. Seitdem litt er an gesundheitlichen Problemen, und seine Lage verschlechterte sich in den folgenden drei Jahren zusehends. Am 21. April 2019 wurde er in ein Krankenhaus in Kardze eingeliefert, doch die Ärzte konnten seine Krankheit nicht diagnostizieren oder behandeln. Drei Tage später wurde er nach Chengdu in das San Liù San Krankenhaus gebracht, wo er nach zwei Tagen starb.

Pema Wangchen war alleinerziehender Vater von drei Kindern und Kraftfahrer von Beruf. Er war kurze Zeit in Indien gewesen, wo er zur Schule ging, kehrte aber später nach Tibet zurück. Außer von seinen drei verwaisten Kindern wird Pema Wangchen von seiner Mutter Khaga und seinem Vater Pega überlebt.

Pema Wangchens Bruder Palden Trinley, ein Mönch des Klosters von Kardze, wurde 2008 zusammen mit zwei anderen Mönchen festgenommen, als sie durch die Straßen in Kardze marschierten und „Lange lebe der Dalai Lama“ riefen. Palden Trinley verbüßte sieben Jahre im Gefängnis, im Mai 2015 kam er frei, durfte allerdings nicht in sein Kloster zurückkehren.

Als eine weitere Bestrafung für die Familie strichen die chinesischen Behörden ihr die Sozialleistungen, was sich als besonders nachteilig für die Kinder auswirkte. Seit Pema Wangchens Entlassung aus der Haft im Mai 2016 erhielt die Familie keine staatliche Unterstützung mehr, weil zwei ihrer Mitglieder politische Gefangene waren.