3. September 2019
Free Tibet, www.freetibet.org

Acht Tibeter wegen “Organisierung des Pöbels zur Störung der öffentlichen Ordnung” festgenommen

Tibet Watch gelangten Berichte und Gerichtsdokumente in die Hände, denen zufolge acht Tibeter in Osttibet unter dem Verdacht der „Organisierung gewisser Leute zur Störung der öffentlichen Ordnung“ und zwei Personen wegen „Unruhestiftung“ festgenommen wurden.

Die Verdächtigten sind aus der Präfektur Golok in der Provinz Qinghai und werden in den Haftzentren von Machen und Darlag (Dari) festgehalten.

Die Gerichtsdokumente vom 26. Juli nennen den tibetischen Nomaden und Gemeinde-Aktivisten A-Nya Sengdra, 48, als einen derjenigen, der der schweren Anklage der „Organisierung gewisser Leute zur Störung der öffentlichen Ordnung“ verdächtigt wird.

Der Angeklagte A-Nya Sengdra habe zwei WeChat Gruppen aufgebaut, jede mit über 400 Mitgliedern, und drei andere WeChat Gruppen unter den Namen „Korruptionsbekämpfung“, „Umweltschutz“ und „Volksbegehren“ benutzt, um die politische Struktur der Region und die Aussagen seiner Bürger zu verleumden und anzugreifen. 

Anya Sengdra

Ein „Gefährte“ von ihm sei auch angeklagt worden, einer großen Zahl von Leuten zehn Audiobotschaften übermittelt zu haben, die nach Ansicht der Behörden von bösartiger Natur waren und die öffentliche Ordnung untergruben.

In den Gerichtsakten steht, A-Nya Sengdra wäre früher in Schmuggelei involviert gewesen, während Tibet Watch hinzufügte, dass er ein Jahr wegen des unerlaubten Besitzes eines Gewehrs und Munition im Gefängnis gesessen habe und 2018 angeblich wegen Störung der öffentlichen Ordnung wieder verhaftet wurde (1).

Neben A-Nya Sendra wurden Sothor, Jimtri, Asho, Dosang, Wanggyal, Gyaltsen, Abhi, Ugen Tsering und Wanchen festgenommen.

Ugen Tsering und Wanchen sind Mönche, während die anderen vermeintlichen Tatverdächtigen um A-Nya Sengdra Nomaden sind und dem Nomaden-Wohlfahrtsverband der Stadt Kyangche und des Kreises Machen in der Präfektur Golok angehören.

Tibet Watch berichtete, daß alle etwa um dieselbe Zeit festgenommen wurden, doch das genaue Datum nicht bestätigt werden konnte.

Der chinesische Menschenrechtsanwalt Lin Qinlei teilte Tibet Watch mit, der Fall von An-Nya Sengdra stünde im Zusammenhang mit dem landesweiten Feldzug gegen „Unterweltkräfte“.

Im Januar 2018 kündigte Peking ein scharfes Vorgehen gegen „Unterweltkräfte“ in ganz China an und weitete dies auch auf Tibet aus. Traditionelle und soziale Aktivitäten unter den Tibetern wie lokale Bemühungen zum Schutz der Umwelt und zum Erhalt der Sprache wurden auf diese Weise als illegal erklärt (2).

Im Juni berichteten staatliche chinesische Medien, daß China besonders tibetische „Separatisten“ ins Visier nehme, denn Bandenkriminalität in Tibet gehe meistens von „separatistischen Kräften“ und Leuten, die zur „Dalai Clique“ gehörten, aus.

In Tibet seien ganze Banden am Werk, die es nicht so sehr auf Geld abgesehen hätten als auf Unruhestiftung.
Human Rights Watch sagte, die Politik gegen die „Unterweltkräfte“ habe damit zu tun, daß „die Regierung behauptet, sie bekämpfe ausländische Manipulation und Infiltration, doch die neuen Restriktionen in der Autonomen Region Tibet bezwecken vor allem, die Autorität der KPC zu erhöhen“.

  1. 20.12.2018, China nimmt einen Aktivisten gegen Korruption aus politischen Gründen fest,
    http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2018/AnyaSengdra_20.12.18.html

  2. 23.12.2018 Eine „100 Tage Kampagne“ gegen schädliche „Unterweltkräfte“ im Bezirk Sangchu gestartet, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ftc/2018/100%20Tage%20Amchok_21.12.18.html