3. Mai 2017
Free Tibet, www.freetibet.org, The Tibet Post International, www.thetibetpost.com

Organisator von Protesten gegen eine Goldmine starb, 11 Monate nachdem die Polizei ihn krankenhausreif geschlagen hatte

Tsewang Kyab, der wegen von ihm organisierten Protesten gegen eine Goldmine in der Gemeinde Amchok, Bezirk Sangchu, vor einem knappen Jahr festgenommen wurde, ist gestorben. Der etwas über 50jährige Tsewang Kyab starb nach langem Siechtum infolge der brutalen Mißhandlungen in der Polizeihaft. Im Juni 2016 wurde er festgenommen. Durch die heftigen Schläge und die Folterungen wurden seine inneren Organe beschädigt. Den dort ansässigen Tibetern zufolge führten diese Verletzungen zu seinem Tod am 25. April 2017.

Tsewang Kyab bei dem Protest

Nach 16 Jahren vergeblicher Appelle an die Regierung organisierten Hunderte von Tibetern im Mai und Juni 2016 Proteste gegen den groß angelegten Goldabbau am Berg Nyenchen Gong-Ngon Lhari. Den dort ansässigen Tibetern ist der Berg heilig und seit Jahrhunderten betrachten sie ihn als ihren Beschützer. Zusammen mit anderen Gemeindesprechern wurde auch Tsewang Kyab festgenommen.

In der Polizeihaft wurde er unter Schlägen und Folter verhört. Obwohl er zusammen mit den anderen später freigelassen wurde, kehrte er in schlechtem Gesundheitszustand nach Hause zurück und war von da an krank. Seine Angehörigen brachten ihn in verschiedene Krankenhäuser, doch er erholte sich nicht mehr und starb zu Hause.

Tsewang Kyab kam aus dem Dorf Angon in der Gemeinde Amchok, Bezirk Sangchu, TAP Kanlho, Provinz Gansu. Er war ein Umweltaktivist mit einem starken Gemeinschaftsgefühl. Bei den Gong-Ngon Lhari Protesten sprach er enthusiastisch darüber, was der Berg und sein Schutz für die Gemeinschaft bedeuten:

„Dieser Berg ist uns seit vielen Generationen heilig. Wie schaut es denn aus, wenn so ein heiliger und wunderschöner Berg nur um des Geldes willen verwüstet und verunstaltet wird? Das schmerzt uns zutiefst. Wir bitten um nichts anderes, als daß uns dieser heilige Berg erhalten bleibt.“

Während des Protestes wandte sich Tsewang Kyab an die chinesischen Behörden und bat sie, die Bergbautätigkeiten einzustellen. Dabei erklärte er ihnen, wie sehr die örtliche Bevölkerung den chinesischen Präsidenten Xi Jinping schätze, weil er gegen Korruption und Intrigen kämpfe, doch er bestand darauf, daß das Land für die Gemeinschaft heilig sei und daß ihnen erlaubt werden müsse, hier wohnen zu bleiben:

„Ihr sagt, daß dieses Land dem Staat gehört, wir leugnen diese Tatsache ja gar nicht, aber wir gehören auch hierher, und wir haben ein Recht darauf und den Wunsch, zu diesem Land zu gehören und es zu schützen und zu retten. Das Land, auf dem wir uns befinden, ist uns heilig, es schützt uns, es ist uns kostbar, es gibt uns Hoffnung und Glück, aber ihr zerstört es Stück um Stück um des finanziellen Profits einiger Leute willen. Es verursacht uns Schmerzen, wenn wir sehen, wie so etwas geschieht, denn wir wissen, daß wir es nicht zurückbekommen, wenn es erst einmal zerstört ist. Das können wir einfach nicht hinnehmen“.

Am 31. Mai 2016 protestierten etwa 300 Tibeter im Dorf Achok Yultso, Bezirk Sangchu, Amdo, gegen den Goldabbau an ihrem heiligen Berg. Die chinesische Polizei griff die Menge an, wobei sechs der Anführer des Protests brutal zusammengeschlagen und festgenommen wurden. Einer von ihnen, Tsewang Kyab, mußte schwer verletzt in ein Krankenhaus nach Chengdu gebracht werden, während die anderen fünf in Krankenhäuser in der Nähe eingeliefert wurden, wie aus einer dortigen Quelle verlautete.

Einwohner von acht Dörfern im Bezirk Amchok kamen am 4. Juni 2016 im Freien zusammen. Sie verbrannten Räucherwerk und setzten ihren Protest gegen den Bergbau am Gong-Ngon Lhari Berg fort. „Da kamen viele chinesische Polizisten und umstellten die Tibeter, Spannung baute sich auf. Auf Anraten angesehener religiöser Personen, die auch mit dabei waren, stellten die Tibeter schließlich ihren Protest ein.

Tibet Post International gelangte in den Besitz einer symbolischen Zeichnung, die den heiligen Berg Nyenchen Gong-Ngon Lhari und einen chinesischen Bagger zeigt, der schwere Umweltschäden anrichtet. In rot, weiß und gelb geschriebene Worte rufen die chinesischen Behörden auf, die Bergwerksoperationen einzustellen, weil ihre Aktivitäten „arrogant, illegal, zerstörerisch und egoistisch“ seien.

In den letzten Jahren hat die industrielle Ausbeutung von Tibets natürlichen Ressourcen rapide zugenommen. Die Umwelt Tibets wird in vielfältiger Weise geschädigt, während die Tibeter selbst keinen wirtschaftlichen Vorteil von dieser Ausbeutung haben, denn die erzielten Profite gehen an den chinesischen Staat.

In einem aus Tibet geschmuggelten Video sieht man Tsewang Kyab, wie er bei den Demonstrationen leidenschaftlich spricht. „Hört auf mit der Umweltzerstörung“, ruft er den Polizisten zu. https://youtu.be/2QmBZCvEpTw