27. Juni 2017
Free Tibet, www.freetibet.org, Radio Free Asia, www.rfa.org

Erdrutsch in Ngaba verwüstet ein ganzes Dorf - 100 Personen werden noch vermisst

Am Samstag, dem 24. Juni, um etwa 6 Uhr morgens, ereilte ein Erdrutsch das Dorf Xinmo im Bezirk Maowun, Autonome Präfektur Ngaba der Tibeter und Qiang (1), Provinz Sichuan. Von den 360 Einwohnern des Dorfes werden noch bis zu 141 vermißt, heißt es.

Der Erdrutsch vom Samstag erfolgte nach zwei Tagen heftigen Dauerregens. Offiziellen chinesischen Angaben zufolge ergossen sich etwa acht Millionen Kubikmeter Geröll, Schlamm und Gestein über das Dorf. 40 Häuser wurden unter dem Erdreich begraben.

Die Gesteinsmassen blockierten auch Flußkanäle, was dazu führte, dass die Wassermassen die 46 Häuser des unteren Teils des Dorfes überfluteten.

Das Dorf Xinmo im Bezirk Maowun

Kurze Videos (1), die Tibet Watch zugingen, zeigen das Ausmaß des Erdrutsches und der Sturzfluten. Autos wurden überflutet, und schlammiges Wasser ergoß sich in das Dorf Xinmo. 

Offizielle Medien zitieren einen Mann aus dem Xinmo gegenübergelegenen Dorf Lianghekou: „Ich wachte am Samstagmorgen früh auf, weil mein Haus schrecklich wackelte. Ich dachte zuerst, es sei wieder ein Erdbeben, aber als ich aus dem Fenster schaute, sah ich, daß Xinmo von einer Schmutzwolke eingehüllt war. Als der Staub sich gelegt hatte, war das Dorf verschwunden.“

Die chinesischen Behörden berichteten, Hunderte von Helfern samt Ausrüstung seien in das Dorf geschickt worden. Bis dato seien drei Personen einer Familie gerettet worden, während 15 für tot erklärt wurden. Die Zahl der Opfer würde weiter steigen.

Einer Quelle von RFA zufolge hat die Regierung indessen den Informationsfluß von dem Unglücksort gestoppt. Alle chinesischen Medien bekamen die Anweisung, sich an die Version der offiziellen Nachrichtenagentur Xinhua zu halten. Die mächtige Propaganda-Abteilung der herrschenden KP hat den lokalen Medien strikte Anweisungen erteilt: „Die erste Pflicht der Journalisten vor Ort ist es, das Lob der Rettungskräfte zu singen“, verlautet aus der Quelle. „Sie benutzen das Leben von Menschen, um Lobeshymnen zu singen. Sie haben überhaupt nichts dazugelernt“.

Die Rettungsarbeiten wurden von einigen Tibetern kritisiert. Ein Ortsansässiger stellte Videos in die sozialen Medien, wie die chinesischen Helfer am Katastrophenort arbeiten und schrieb: „Die chinesische Regierung rühmt sich immerzu, ein hochentwickeltes Land zu sein. Aber in Wirklichkeit ist es anders, schaut nur diese kümmerlichen Rettungsteams und ihre ungenügende Ausrüstung an. Diese Videos zeigen deutlich ihre Ineffizienz“.

Es waren zumeist ältere Leute und Kinder, die von dem Erdrutsch erfaßt wurden. Viele der jüngeren erwachsenen Einwohner waren um diese Zeit bereits zur Arbeit aufgebrochen.

Der Bezirk Maowun liegt 40 km vom Bezirk Wenchuan entfernt, der 2008 von einem starken Erdbeben betroffen wurde, bei dem über 80.000 Menschen starben oder vermißt wurden.

Der Bezirk Maowun ist historisch gesehen Teil der 18 Fürstentümer von Gyalrong, deren Einwohner von den Grenztruppen der tibetischen Königreiche der Vergangenheit abstammen. Infolge der Zersplitterung der großen tibetischen Königreiche ließen sich die Heerführer der tibetischen Grenztruppen später dort nieder und herrschten über ihre eigenen Gebiete. Aus diesen entstanden allmählich die 18 Fürstentümer. Aus diesem Grund wird Maowun auf Tibetisch „Reiterkreis“ genannt.  

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Qiang

(1) http://freetibet.us4.list-manage.com/track/click?u=fbd257777b8701cbf8f3e8790&id=60351932d4&e=e1ef6b73d5