8. März 2015
Free Tibet, www.freetibet.org

Erste Selbstverbrennung 2015 in Tibet: 40Jährige verbrennt sich in Ngaba

Eine Frau Anfang 40 starb am 6. März in Osttibet, nachdem sie sich in Brand gesetzt hatte. Zu der ersten Selbstverbrennung seit Dezember 2014 kam es vier Tage vor dem 10. März. Mit ihr steigt die Zahl der Selbstverbrennungen in Tibet seit 2008 auf 137.

Norchug

Norchuk verbrannte sich am Freitag nachmittag in einem Heustadel in ihrem Dorf Trotsuk im Bezirk Ngaba. Sie stand dem Kloster Dephu sehr nahe. Einer Nomadenfamilie entstammend, gelobte sie kürzlich, von nun an ganz vegetarisch zu leben. Tibeter betrachten reine Vegetarier als Personen von großer Tugend. Die Behörden äscherten ihren Körper ein - wie es nach Selbstverbrennungen meist der Fall ist, um die Familien daran zu hindern die traditionellen Bestattungsriten durchzuführen.

Am 7. März protestierte in Ngaba ein Mönch namens Gendun Phuntsok alleine auf der sogenannten „Heldenstraße“ in Ngaba, die auch als „Straße der Märtyrer“ bekannt ist etwa um 13 Uhr Ortszeit. Bei seiner Demonstration trug Phuntsok ein Foto des Dalai Lama und rief, daß er wieder nach Tibet zurückkommen solle. Er forderte auch Freiheit und Gleichheit für die Tibeter. Er wurde verhaftet und über sein Befinden wie über seinen jetzigen Aufenthaltsort ist nichts bekannt.

Der Monat März ist in Tibet gewöhnlich wegen des Jahrestages des Volksaufstandes von 1959 gegen die chinesische Herrschaft und damit dem wichtigsten Tag des tibetischen politischen Kalenders ein Monat großer politischer Spannung. Die landesweiten Demonstrationen von 2008 begannen im März und die erste Selbstverbrennung fand ebenfalls im März 2011 im Bezirk Ngaba statt.

Im Vorfeld zu dem Jahrestag stocken die Behörden üblicherweise ihr Sicherheitsaufgebot auf und in mehreren Teilen Tibets wurde die Militärpräsenz massiv verstärkt. Es tauchten Bilder von der militärischen Drohkulisse bei dem Monlam-Gebetsfest in Osttibet auf, worauf man im Klosterhof dichte Reihen bewaffneter Soldaten und gepanzerter Fahrzeuge sieht.

Militärischer Aufmarsch im Kloster Kumbum

Die Direktorin von Free Tibet, Eleanor Byrne-Rosengren, kommentierte:

„Der Höhepunkt der Selbstverbrennungen 2012 ist längst Vergangenheit, aber es ist klar, daß das Potential für weitere Selbstverbrennungen noch vorhanden ist. Es ist unglaublich und bedauerlich, daß China immer noch nicht gelernt hat, daß seine Politik der Unterdrückung in Tibet eine der Hauptursachen aller Formen der tibetischen Proteste ist, einschließlich der Selbstverbrennung. Chinas Versuche, die Tibeter diesen März einzuschüchtern, sind ebenso töricht wie mit eiserner Faust durchgeführt. Die Tibeter werden protestieren, solange ihnen die Freiheit verweigert wird, doch Peking will immer noch nicht zugeben, daß die Art und Weise, wie es mit Tibet und dem tibetischen Widerstand umgeht, sich wieder und wieder als Mißerfolg erwiesen hat“.