21. September 2014
Radio Free Asia, www.rfa.org, Free Tibet, www.freetibet.org

Tibetischer Student stirbt bei der ersten Selbstverbrennung seit fünf Monaten

Ein 22jähriger tibetischer Student verbrannte sich aus Protest gegen die chinesische Herrschaft vor einer Polizeistation in der Provinz Gansu. Dies ist, soweit man aus den Quellen erfuhr, die erste Selbstverbrennung unter den erbitterten Tibetern in China seit über fünf Monaten.

Wie die Quelle mitteilt, setzte sich Lhamo Tashi vergangene Woche vor der Polizeistation in der Stadt Tsoe (Hezuo), TAP Kanlho (Gannan), in Brand und rief Slogans, ehe er an Ort und Stelle seinen Verbrennungen erlag. Was er in seinen Slogans sagte, ist nicht bekannt.

Lhamo Tashi

Die Nachricht über Lhamo Tashis tödliche Selbstverbrennung am 17. September drang erst am Wochenende durch, vermutlich infolge der von den Behörden sofort nach dem Geschehen verhängten Kommunikationssperre.

Lhamo Tashi ist der erste Tibeter, der sich seit Tinley Namgyals Feuertod am 15. April verbrannte, und sein Protest ist die siebte Selbstverbrennung 2014. Damit stieg die Gesamtzahl der Selbstverbrennungen auf 132, als Zeichen des Widerstandes gegen die chinesische Herrschaft in Tibet und als Ausdruck der Forderung nach der Rückkehr des Dalai Lama aus dem Exil.

„Tashi verbrannte sich vor dem Polizeihauptquartier der Präfektur Kanlho“, teilte ein dort ansässiger Tibeter, der anonym bleiben möchte, RFA mit. „Er tat es für die Freiheit Tibets und er starb dabei“. Sein Protest fand gleichzeitig mit dem Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Indien statt.

Die chinesischen Behörden beschlagnahmten sofort Tashis Überreste. „Als Tashis Eltern von der Tat ihres Sohnes erfuhren, stürzten sie zu der Stelle und forderten die Herausgabe seines Körpers, doch die Behörden verweigerten dies“. Sie kremierten die Leiche und übergaben der Familie die Asche am 19. September.

Eine zweite Quelle, welche die Selbstverbrennung bestätigte, sagte, Tashi habe in Tsoe studiert. „Er war auch bei den Protesten gegen die chinesische Herrschaft 2008 dabei“. Damals wurde er vorübergehend festgenommen, aber dann wieder freigelassen. Tashis Eltern heißen Choedpa Tsering und Dhukar Tso und sind aus der Stadt Bora im Bezirk Sangchu.

Die Tibetische Zentralverwaltung, die tibetische Exilregierung mit Sitz in Indien, erklärte daß etwa 220 Tibeter in den Unruhen 2008 starben und ungefähr 7000 bei dem darauf folgenden harten Durchgreifen in der gesamten Region verhaftet wurden. Die chinesische Regierung gibt die Zahl der Todesopfer mit 22 an.

Das Tibetische Exilparlament verabschiedete einstimmig eine Resolution zum Ausdruck seiner Kondolenz und Solidarität mit dem Verstorbenen und seiner Familie:

„Wir sind tief betrübt, vom Tod von Lhamo Tashis in der Folge seiner Selbstverbrennung aus Protest gegen die repressive Politik Chinas in Tibet zu erfahren. Wir trauern und bekräftigen unsere Solidarität mit seinen Angehörigen“, sagte der Parlamentssprecher Penpa Tsering.