26. Mai 2011
International Tibet Network, http://www.tibetnetwork.org

Das "Internationale Tibet Netzwerk" verurteilt die Blockade des Klosters Kirti und ruft zu weltweiter Solidarität auf

Die globale Tibet-Bewegung verurteilt die anhaltende Belagerung des Klosters Kirti durch die chinesischen Sicherheitskräfte. Sie fordert, daß allgemein mehr Druck auf China ausgeübt wird, damit die Krise in Ngaba ein Ende finde.

Quellen aus Ngaba zufolge halten chinesische Sicherheitskräfte das Kloster Kirti immer noch belagert, die Mönche werden der patriotischen Umerziehung unterzogen und überall herrscht ein Klima der Furcht.

Polizeitruppen in Ngaba

Das weltweite International Tibet Network (ITN) (1), dem sich fast 200 Tibet-Unterstützer-Organisationen auf sechs Kontinenten angeschlossen haben, übt scharfe Kritik an den chinesischen Behörden, weil sie die Mönche des Klosters Kirti und die in Ngaba (ehemals Provinz Amdo, chin. Aba, Provinz Sichuan) lebenden Tibeter weiterhin in übelster Weise schikanieren. Diese brutalen Maßnahmen, die seit der Selbstverbrennung und dem Tod des 20jährigen Mönches Phuntsog nun schon den dritten Monat im Gange sind, resultierten in über 300 Festnahmen, drei Todesfällen und der Verurteilung von zwei Mönchen zu drei Jahren Gefängnis (2).

ITN ruft die Regierungen in aller Welt auf, in einer öffentlichen Erklärung ihre Besorgnis über die Krise in Kirti zum Ausdruck zu bringen und mit deutlichen Worten direkt bei China zu intervenieren. Wir bitten außerdem führende Regierungsvertreter, bei jeder nur möglichen Gelegenheit China klarzumachen, daß es seine paramilitärischen Truppen aus Ngaba abziehen muß, daß alle Festgenommenen bedingungslos freigelassen werden müssen und internationalen Beobachtern und Medien uneingeschränkter Zugang zu der Region gewährt werden muß.

Seit dem 21. April, als über 300 Mönche gewaltsam von paramilitärischen Kräften abgeführt wurden, verschärfte sich die Lage immer mehr. Ältere Tibeter, die vor den Klostertoren Wache hielten und versuchten, den Abtransport der Mönche zu verhinderten, wurden erbarmungslos geschlagen, und zwei von ihnen - Dongko und Sherkyi - starben an den Folgen der heftigen Schläge (3). Das Tibetische Zentrum für Menschenrechte und Demokratie berichtete vom Tod eines weiteren jungen Tibeters namens Chukpel am 7. April, der den ihm beigebrachten schweren Verletzungen erlag. Und Anfang Mai wurden zwei Mönche von Kirti - Lobsang Dhargye und Kunchok Tsultrim - zu je 3 Jahren Gefängnis verurteilt (4). Von 25 weiteren Festgenommenen fehlt jede Spur, und die Behörden lassen immer wieder Personen verschwinden. Schüler einer Oberschule in Ngaba, die Sympathie mit den Mönchen zeigten, sind nun in ihrer Schule eingeschlossen und werden scharfen Ermittlungen unterzogen (3).

Ein vom tibetischen Nachrichtendienst von Voice of America am 20. April herausgegebenes Video widerlegt anschaulich die Behauptung Chinas, die Lage in Ngaba sei wieder zur Normalität zurückgekehrt (5).

Der ehrwürdige Lobsang Tenzin, der dem Schwesterkloster Kirti im Exil vorsteht, äußerte ITN gegenüber: „Etwa um 3 Uhr morgens am 22. April wurden über 300 Mönche festgenommen und gelten seither als vermißt. Die chinesische Verfassung garantiert allen Bürgern Religionsfreiheit, aber in den vergangenen zwei Monaten haben sie das historisch bedeutsame Kloster Kirti zu einem Gefängnis gemacht. Die Regierung droht sogar, es ganz zu schließen. Wir appellieren an die Politiker weltweit, an die religiösen Oberhäupter und ihre treuen Anhänger, sie möchten die chinesische Führung dringend ersuchen, ihre harten Maßnahmen gegen das Kloster Kirti einzustellen“.

Am 15. April rief Seine Heiligkeit der Dalai Lama zur Zurückhaltung auf und sagte: „Die Lage, in der sich das Kloster Kirti in Nordost-Tibet im Augenblick befindet, ist grauenvoll. Das Kloster, das etwa 2.500 Mönche beherbergt, ist vollständig von bewaffneten chinesischen Kräften umgeben, die zu einem gewissen Zeitpunkt sogar seine Versorgung mit lebensnotwendigen Nahrungsmitteln und anderen Gütern gestoppt haben. Ich mache mir große Sorgen, daß die Lage, wenn es so weitergeht, explodieren könnte, was katastrophale Folgen für die Tibeter in Ngaba hätte“ (6).

Bei den jüngsten Strategie-Gesprächen zwischen USA und China am 9. und 10. Mai brachte die US-Regierung das scharfe Vorgehen gegen das Kloster Kirti und die Festnahme von über 300 Mönchen zur Sprache, während die australische Premierministerin Julia Gillard und der EU-Ratspräsident Herman van Rompuy es offensichtlich versäumten, bei ihren Besuchen in China mit den dortigen Regierungsvertretern über diese Krise zu sprechen.

Tibeter und Tibet-Unterstützer weltweit appellieren an alle, die in nächster Zeit diplomatische Gespräche mit der chinesischen Führung führen oder China einen Besuch abstatten werden, ihre Sorge um die Sicherheit der Mönche und der Tibeter in Ngaba deutlich auszudrücken und ein Ende der Menschenrechtsverletzungen, die die chinesischen paramilitärischen Kräfte den Tibetern ständig zufügen, zu fordern.

Fußnoten

1) Das International Tibet Network ist ein globaler Zusammenschluß von 183 mit Tibet befaßten NGOs. Es ist bestrebt, die Effektivität der weltweiten Tibet-Bewegung zu maximieren. Mögen die Mitglieder-Organisationen auch zu dem zukünftigen politischen Status Tibets unterschiedliche Positionen vertreten, so betrachten sie doch alle Tibet als ein besetztes Land und setzen sich für ein Ende der Menschenrechtsverletzungen ein. Sie arbeiten darauf hin, daß das tibetische Volk das ihm gemäß dem Völkerrecht zustehende Recht auf die Bestimmung seiner politischen, wirtschaftlichen, sozialen, religiösen und kulturellen Status zurückerhält.

2) Der tibetische Mönch Phuntsok, 20 Jahre, setzte sich am 16. März, dem dritten Jahrestag des Massakers im Kloster Kirti 2008, als die Polizei auf die protestierenden Tibeter schoß und mindestens zehn von ihnen tötete, auf dem Marktplatz von Ngaba in Brand. Am 17. März starb er in einem Krankenhaus. Eine Chronologie der Ereignisse bis 23. Mai findet sich bei http://www.tibetnetwork.org/sites/default/files/NgabaTimeline23May2011.pdf, eine Liste der bekannt gewordenen Fälle von Festnahmen gibt es bei International Campaign for Tibet http://savetibet.org/files/documents/Kirti_prisoner_list_May_26.pdf.

3) Siehe International Campaign for Tibet

4) Siehe TCHRD dort sind auch Bilder von Lobsang Dhargye und Kunchok Tsultrim.

5) http://www.youtube.com/watch?v=zwmstGsFlJc

6) Das gesamte Statement Seiner Heiligkeit