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Tibeter widersetzen sich den Wiederaufbauplänen der Regierung in Jyekundo
Die ortsansässigen Tibeter wenden sich gegen die Pläne der chinesischen Regierung zum Wiederaufbau der von dem Erdbeben am 14. April verwüsteten Gegend um Jyekundo (chin. Yushu). Sie sagen, durch die geplanten neuen staatlichen Gebäude und Schulen würden sie von ihren wertvollen Grundstücken, lukrativen Geschäften und Wohnungen im Zentrum von Jyekundo verdrängt.
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Die von dem Erdbeben heimgesuchte Stadt Kyegu am 19. April
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Ferner berichten sie, der einzige Hinweis auf die Pläne der Regierung seien Anschläge in chinesischer Sprache gewesen, obwohl die meisten von ihnen dieser Sprache nicht mächtig sind. Sie konnten die Bedeutung der Baupläne für ihre Stadt nur mühsam anhand von Bildern entziffern. Free Tibet ist besorgt, daß die ortsansässigen Tibeter, die über 97% der Einwohner von Jyekundo ausmachen, von der chinesischen Verwaltung bei der Planung des Wiederaufbaus nicht genügend einbezogen werden, und daß ihre Bedürfnisse nicht respektiert werden.
Die Grundstücke an den zwei Hauptstraßen von Jyekundo sind von hohem Wert und die Geschäfte an diesen Durchfahrtsstraßen sehr einträglich, denn sie profitieren von dem saisonbedingten Handel, der während der berühmten jährlichen Reiterspiele besonders floriert. Die chinesische Verwaltung plant offensichtlich, die dortigen Bewohner und Geschäftsbesitzer an die Peripherie der Stadt zu bewegen. Ein Umzog dorthin würde sich sehr negativ auf den Lebensunterhalt dieser Tibeter auswirken.
Die von den Plänen betroffenen Tibeter versuchten wiederholt mit den Offiziellen zu sprechen und ihre Bedenken vorzubringen. Außerdem sollen sich am 1. Juni bis zu 200 Tibeter vor den Toren der Präfekturverwaltung von Jyekundo versammelt haben, weil sie hofften, mit dem auf Besuch weilenden chinesischen Vizepräsidenten Xi Jinping sprechen zu können. Aber dazu kam es nicht.
Offiziellen Medien zufolge beabsichtigt China, für den Wiederaufbau der von dem schweren Erdbeben heimgesuchten Gegend 32 Mrd. Yuan (US$ 4,68 Mrd.) bereitzustellen.
Radio Free Asia zitiert einen Mönch des dortigen Klosters, Tsering Gyatso: „Wichtig ist, daß in der verwüsteten Gegend eine Menge Einwohner Grundstücke gekauft hatten, auf denen sie ihre Häuser bauen wollten. Und nach dem Erdbeben will die Regierung sie nun alle an einen anderen Ort bewegen, wo sie ihre Häuser bauen sollen. Dazu hat die Regierung pro Haushalt 80 Quadratmeter Wohnfläche vorgesehen, obwohl die bisherigen Grundstücke einiger Familien viel größer sind, bis zu eintausend Quadratmeter. Einige von ihnen hatten die Ersparnisse ihres ganzen Lebens in diesen Grund und Boden investiert.“ Die Tibeter seien außerdem gar nicht glücklich über das Land, das ihnen die Regierung zuweisen will, weil es ziemlich weit entfernt ist.
Und die Vorsitzende von Free Tibet, Stephanie Brigden kommentiert: „Es ist empörend, daß die chinesische Administration in dieser tibetischen Stadt die Einwohner über die geplanten Veränderungen, die eine derart negative Auswirkung auf ihr Leben haben werden, in einer Sprache informiert, die sie nicht sprechen, geschweige denn lesen können.
Free Tibet ist sehr besorgt, daß die dortigen Tibeter bei der Planung des Wiederaufbaus von Jyekundo kein Mitspracherecht bekommen. Wir fürchten, daß die Zerstörung dieser tibetischen Stadt dem chinesischen Regime eine Gelegenheit bietet, einer unwilligen Bevölkerung die chinesischen Prinzipien der Stadtplanung aufzuzwingen. In einer Stadt, deren Einwohner so überwiegend tibetisch sind, ist es wesentlich, daß die Einheimischen miteinbezogen werden und daß der tibetische Charakter der Stadt bei dem Wiederaufbau respektiert wird.“
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