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China schlägt politisches Kapital aus dem Erdbeben in Osttibet
Die Medien führen die Welt mit ihren „China-Erdbeben“ Schlagzeilen in die Irre
Eine sehr reichhaltige Galerie des Erdbebens und der Rettungsarbeiten mit Bildern, die ein Mönch aus Tibet sandte, gibt es unter; Kurzlink: http://www.flexform.de/pyzlabci
Diese ergreifenden Bilder vermitteln den besten Eindruck von dem, was dort geschehen ist. Man sollte sie anschauen!
Die Schlagzeilen über das „Erdbeben in China“, die weltweit von den internationalen Medien verwendet werden, verschleiern, daß die Katastrophe in Tibet stattfand und eine Gegend auf dem tibetischen Hochland mit ausgesprochenem tibetischem Charakter traf.
Die wichtigsten internationalen Medien und Sender betitelten ihre Berichte heute mit „Chinas nationaler Trauertag für die Erdbebenopfer in China“. Free Tibet befürchtet, daß die ständige Berichterstattung mit nur auf China bezogenen Überschriften zu einer entstellten Sicht durch die chinesische Brille führen könnte, wobei nicht deutlich wird, daß die Tragödie die Tibeter betroffen hat.
Free Tibet befürchtet ebenfalls, daß diese irreführenden Schlagzeilen dazu führen könnten, daß die Bedürfnisse der Tibeter, die den überwiegenden Anteil der Bevölkerung von Yushu stellen, unberücksichtigt bleiben, wenn die unmittelbaren Bergungsarbeiten und die Katastrophenhilfe von einer langfristigen Phase des Wiederaufbaus der heimgesuchten Gegend abgelöst werden.
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Mönche tragen einen Toten auf einer Bahre zur Verbrennung
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Diese irreführenden Überschriften kommen auch den zunehmenden Bemühungen der chinesischen Administration, das Erdbeben zu politisieren, zugute. Diese betont immer wieder die von den chinesischen Helfern geleisteten Bergungsarbeiten und spielt die Rolle, welche die tibetischen Mönche bei dem Rettungswerk einnahmen, herunter.
Vor wenigen Tagen äußerte der chinesische Propagandachef Li Changchun, wie von Xinhua berichtet:
„Chinas höchste Entscheidungsträger, die neun Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Politbüros, trafen sich gestern spät abends in Peking, um eine Strategie für die Erdbebenhilfe zu konzipieren.“ Dabei bezeichnete der Propagandachef Li Changchun das Erdbeben und die Rettungsarbeiten als eine gute Gelegenheit für die Kommunistische Partei, ihr Image aufzubessern. „Wir sollten die Arbeit der Volksbefreiungsarmee, der bewaffneten Polizei, der Polizeioffiziere, Feuerwehrmänner und des medizinischen Personals bei der Rettung von Menschenleben nachdrücklich herausstellen und für eine breite Publizität sorgen“. Li fügte dann noch hinzu, die Medien sollten die Beschlüsse der KP und Zentralregierung im Hinblick auf das Erdbeben unverzüglich veröffentlichen.
In einem Artikel von AP steht, daß tibetische Mönche, die eine führende Rolle bei den Bergungsarbeiten spielten, zum Verlassen der Gegend aufgefordert wurden. Im staatlichen Fernsehen, das die Trauerzeremonie in allen Einzelheiten übertrug, sah man keine Mönche. Statt dessen wurde immer wieder die Leistung Chinas bei der Katastrophenhilfe betont, indem die chinesische Flagge auf Halbmast wehten und eine Rede des Parteisekretärs von Qinghai bei einer Zeremonie in Yushu wiedergegeben wurde.
AP berichtete, die Anordnung, daß die Mönche Yushu schnellstens zu verlassen hätten, sei vom Amt für Religiöse Angelegenheiten der Präfektur Kardze ergangen. Die tibetische Schriftstellerin Woeser hatte auch über ihre eigenen Kontakte zu dem betroffenen Gebiet erfahren, daß die Mönche gegen ihren Willen von dortigen Dienststellen zum Verlassen der Gegend gezwungen werden, die ihnen drohen: „Ihr müßt jetzt gehen, andernfalls werdet ihr große Probleme bekommen.“
Matt Whitticase, der Pressesprecher von Free Tibet, kommentierte die Nachricht, daß die Mönche zum Verlassen der Gegend gezwungen werden, folgendermaßen:
„Chinas Absicht, sogar diese entsetzliche Tragödie Tibets für sich auszuschlachten, ist in bedrückender Weise wenig überraschend. Das geschickte Ausradieren der Reaktion der Tibeter auf eine im wahrsten Sinne des Wortes tibetische Tragödie zeigt, wie notwendig es ist, daß die internationale Gemeinschaft alles unternimmt, um sicherzustellen, daß die Finanzierung des Wiederaufbaus transparent verläuft und sich in erster Linie an den humanitären Bedürfnissen des tibetischen Volkes orientiert und nicht den politischen Zwecken der chinesischen kommunistischen Partei und ihrer Mitläufer in Tibet zugute kommt.“
In einem anderen Artikel in The Asia Sentinel zitierte der allgemein anerkannte China-Analyst Willy Lam „politische Quellen in Peking“, die besagen, daß die Hauptsorge der chinesischen Führung bei dem Umgang mit dem Erdbebens die sei, den politischen Fallout auf Yushu und die unmittelbaren Nachbargebiete zu begrenzen. Lam fügte hinzu, daß die offiziellen chinesischen Medien angewiesen wurden, den Einsatz der tibetischen Mönche bei den Rettungsarbeiten herunterzuspielen. Statt dessen, so Lam, „wurden am Tag nach dem Erdbeben chinesische Zeitungen und Websites gemahnt, sich auf positive Aspekte zu konzentrieren, hauptsächlich darauf, wie die Soldaten, Polizisten, bewaffnete Volkspolizisten, Feuerwehrleute und anderes Personal, das Peking nach Qinghai entsandte, trotz des Sauerstoffmangels und der Minustemperaturen auf dem Hochland heroische Arbeit leisteten“.
Das beste Beispiel dafür, wie China auf eine humanitäre Katastrophe vor allem politisch reagiert, ist die Weigerung, dem Dalai Lama trotz seines diesbezüglichen Gesuchs eine Erlaubnis zum Besuch dieser von einer tragischen Katastrophe heimgesuchten tibetischen Gegend zu geben.
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