21. Februar 2008
Free Tibet Campaign
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Neuer Bericht: Chinas Angriff auf die tibetische Sprache hat System

In einer Presseveröffentlichung zum „Internationalen Tag der Muttersprache“* schildert Free Tibet Campaign (FTC) in welchem Maße das Überleben des Tibetischen als geschriebener und gesprochener Sprache im heutigen Tibet gefährdet ist.

Der neu erschienene Report von Free Tibet Campaign „Forked Tongue: Tibetan language under attack“ (Mit gespaltener Zunge: Der Angriff auf die tibetische Sprache)** listet als erstes die Rechte der Tibeter nach dem Art. 5 der Allgemeinen Erklärung der UNESCO zur kulturellen Vielfalt auf, nämlich das Recht, „sich selbst in der Sprache seiner Wahl auszudrücken und seine Arbeiten zu erstellen und zu verbreiten, insbesondere in seiner Muttersprache“, sowie den „Anspruch, den jeder auf eine qualitativ hochwertige Bildung und Ausbildung unter voller Achtung seiner kulturellen Identität hat“.

Nimmt man diese Sätze ernst, wird jedem klar, daß die chinesische Regierung nur ein Lippenbekenntnis ablegt, wenn sie behauptet, die tibetische Sprache zu schützen, in Wahrheit ist sie jedoch entschlossen, den Gebrauch der tibetischen Muttersprache zu untergraben und sie schließlich ganz zu eliminieren.

FTC zufolge machen die chinesischen Behörden, die das Land besetzt halten, denjenigen Tibetern das Leben unmöglich, die nicht fließend Mandarin-Chinesisch sprechen, indem sie Gesetze erlassen, die den Tibetischunterricht in den Schulen auf ein Minimum reduzieren und in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens die tibetische durch die chinesische Sprache ersetzen.

Dazu erklärte Anne Holmes, die Kampagnenreferentin von FTC: „Um ihr Ziel, Mandarin zur Verkehrssprache in Tibet zu machen, zu erreichen, fördern die Behörden die Massenimmigration von Han Chinesen, die kein Bedürfnis und auch nicht den Wunsch haben, Tibetisch zu lernen. Daher müssen sich jetzt tibetische Eltern zwischen ihrer einzigartigen Kultur und der Zukunft ihrer Kinder entscheiden“.

UNESCO zufolge gibt es heute zwischen sechs- und siebentausend gesprochene Sprachen auf der Welt. Groteskerweise wird jedoch Tibetisch auf der UNESCO-Website weder als eine selbständige noch als eine chinesische Sprache geführt***. Noch ehe es diesen Report herausgab, richtete FTC mehrmals Bitten um Klarstellung dieses Versehens an die UNESCO-Mitarbeiter. Leider erfolgte bisher keine Antwort.

Tsering Dorje, ein ehemaliger tibetischer Lehrer aus Amdo, der jetzt in Indien wohnt und FTC für die Publikation Forked Tongue seine persönlichen Erfahrungen schilderte, kommentiert: „Es ist schön und gut, daß die UNESCO jeden Februar einen Tag der Muttersprache veranstaltet, aber wie soll das zum Schutz der tibetischen Sprache beitragen?“

Im Geiste des Internationalen Tages der Muttersprache ruft FTC China auf, ein Gesetz zu erlassen - und für dessen Umsetzung zu sorgen -, das Tibetisch in der Autonomen Region Tibet (TAR) zur offiziellen Sprache erklärt.

Tsering Dorje zufolge wäre ein solches Gesetz „der einzige Weg, um die tibetische Sprache zu retten und den Tibetern in ihrem eigenen Land Gleichbehandlung und gleiche Chancen zu gewährleisten“.

Der Abgeordnete Norman Baker, Mitglied der britischen Parlamentariergruppe für Tibet, schloß sich diesem Aufruf an und erklärte: „Die chinesische Regierung verfolgt ganz bewußt eine Politik der Auslöschung von allem, was irgendwie Tibetisch ist, worunter sogar die eigene Sprache der Tibeter in ihrem eigenen Land fällt. Es ist doch klar, daß in Tibet Tibetisch die offizielle Sprache sein sollte. Die Welt muß nun handeln. Tibet hat keine Zeit mehr“.

* Der Internationale Tag der Muttersprache ist ein von der UNESCO ausgerufener Gedenktag zur Förderung sprachlicher und kultureller Vielfalt und Mehrsprachigkeit. Er wird seit dem Jahr 2000 jährlich am 21. Februar begangen.

** Der Report kann hier heruntergeladen werden: http://www.freetibet.org/Forked.pdf

*** Sprachen des Asien-Pazifik-Raums sind bei UNESCO aufgelistet unter:
http://portal.unesco.org/education/en/ev.php-URLID=22495&URLDO=DOTOPIC&URL SECTION=201.html

Um weitere Auskunft wende man sich an:Matt Whitticase, email: matt@freetibet.org, Tel. +44 (0) 207 324 4605/+44 (0)7515 788456