21. August 2006

Free Tibet Campaign
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Folter befürchtet: Der tibetische Lehrer Dolma Gyab wurde wegen eines unveröffentlichten Manuskripts zu zehn Jahren Haft verurteilt

Der Geschichtslehrer Dolma Gyab (chin: Zhou Ma Jia oder Zhuo Shique) wurde wegen angeblicher Spionage zu zehn Jahren Haft verurteilt. Er wurde im März 2005 verhaftet und im September desselben Jahres vor Gericht gestellt. Seine Berufung wurde abgelehnt, und er ist gegenwärtig in dem in der Nähe von Lhasa gelegenen Gefängnis Chushur (chin: Quishui) inhaftiert.

Es gibt keinerlei offizielle Informationen über seine Verhaftung oder die gegen ihn vorgebrachten Beschuldigungen. Es konnte jedoch ein von Dolma Gyab geschriebener und an die Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen adressierter Brief aus der Anstalt geschmuggelt werden. Daraus geht hervor, daß er wegen eines unveröffentlichten Buchmanuskripts mit dem Titel: "Himalaya in Bewegung" verhaftet wurde, in dem er sich unter anderem mit den Themen Demokratie, Autonomie und Tibet befaßt. Er beabsichtigte auch ein Buch über Geologie und Umweltschutz zu veröffentlichen, aber "in voreingenommener Weise urteilten sie [die chinesischen Behörden] wieder, daß ich ausländischen Mächten geheime Informationen zugänglich machen wollte”.

Dolma Gyab fährt in seinem Brief fort: "Sie haben mir die Freiheit genommen, aber sie können es mir nicht nehmen, daß ich mich für den Umweltschutz und die Gesundheitsversorgung der Frauen einsetze; sie können mich umbringen, aber meine Liebe zur Geographie können sie nicht töten”.

Während des Besuchs des UN-Sonderberichterstatters für Folter im November 2005 wurde Dolma Gyab aus seiner Zelle entfernt und versteckt gehalten.

Hintergrund

Dolma Gyab, 30, ist ein hochgebildeter Lehrer, der Geographie und Geschichte an der Universität von Qinghai studierte und die Universität Peking mit dem Magistergrad abschloß. 2003 besuchte er Dharamsala, den Sitz des Dalai Lama, wo er Englisch und Hindi lernte. Wie seine Freunde berichten, äußerte er sich sehr besorgt und freimütig über die Zerstörung der empfindlichen Umwelt in Tibet. In seinem Brief schreibt er, während seines Indien-Aufenthalts habe er der tibetischen Regierung-im-Exil nahegelegt, sich intensiver mit dem Umweltschutz und der Gesundheitsversorgung von Frauen zu befassen.

Aktion

Bitte schreiben Sie an nachstehend angegebene Regierungsvertreter und fordern Sie:

  •          Dolma Gyab, der lediglich sein Grundrecht auf Gedanken-, Gewissens- und Meinungsfreiheit ausgeübt hat, welches in den Artikeln 18 und 19 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und des Internationalen Abkommens über bürgerliche und politische Rechte garantiert wird, umgehend freizulassen, oder ihm eine faire und öffentliche Gerichtsverhandlung gemäß den internationalen Menschenrechtsnormen zuteil werden zu lassen;
  •         eine Garantie, daß Dolma Gyab keiner Folter ausgesetzt wird und wegen des Abfassens seines Briefes nicht zusätzlich bestraft wird;
  •         Dolma Gyab zu gestatten, Besuche von seiner Familie und von unabhängigen Menschenrechtsbeobachtern zu erhalten, sowie von Ärzten, die ihn auf seinen gesundheitlichen Zustand untersuchen sollen;
  • ·         Untersuchungen bezüglich der Anwendung von Folter und ungerechtfertigter Inhaftierung politischer Gefangener vorzunehmen und die Schuldigen vor Gericht zu stellen.

Secretary of the Tibet Autonomous Regional Party Committee
Zhang Qingli
Zhonggong Xizang Zizhiqu Weiyuanhui
Lhasashi
Xizang Zizhiqu
People’s Republic of China
Anrede: Dear Secretary

President of the Tibet Autonomous Regional High People's Court
Nyima Zhamdui Yuanzhang
Xizang Zizhiqu Gaoji Renmin Fayuan
Lhasashi
Xizang Zizhiqu
People’s Republic of China
Anrede: Dear President

Bitte senden Sie Kopien der Briefe an den Chinesischen Botschafter in Berlin:

Botschaft der Volksrepublik China
S. E. Herrn Ma Canrong
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin
Fax: 030-2758 8221

Dear Party Secretary,

I am deeply disturbed to learn of the arrest of Dolma Gyab, (Chinese name: Zhou Ma Jia or Zhuo Shique), a history teacher from Lhasa. He was sentenced to ten years imprisonment on charges that appear to be espionage after being detained in March 2005 and sentenced in September of the same year. Dolma Gyab appealed against the conviction but the court upheld the sentence and he is currently being held in Chushur (Chinese: Quishui) prison, near Lhasa.

According to a letter written in prison by Dolma Gyab, the reason for his arrest was his unpublished manuscript of a book entitled "Restless Himalayas" which deals with issue of Tibet and his plan to write a book on geology and the protection of the environment. Allegedly, the Chinese authorities accused him of "providing intelligence to foreign power".

I also understand that during the visit of the UN Special Rapporteur on Torture in November 2005 in Chushur prison Dolma Gyab was moved from his cell and kept hidden.

Freedom of thought, conscience and expression are fundamental human rights and are guaranteed by Articles 18 and 19 in the Universal Declaration of Human Rights and by the International Covenant on Civil and Political Rights. Thus China must fulfil its obligations under international human rights law.

I urge the prison authorities to guarantee his safety and refrain from punishing Dolma Gyab for writing the letter. I also call for his immediate release or to bring him to a fair and public trial under international human rights standards and to allow Dolma Gyab to be visited by his family, as well as by independent medical practitioners and human rights monitors to examine his health conditions.

I also urge you to investigate the alleged use of torture and unfair detainment of political prisoners and bring the perpetrators to justice.

Yours Sincerely,

Fertige Appellpostkarten an 12 Adressen gerichtet, siehe hier