Mai 2005
Free Tibet Campaign
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Kampagne: "Stop the Torture in Tibet" - das Drapchi Gefängnis

In Drapchi, das die offizielle Bezeichnung Gefängnis No. 1 der Autonomen Region Tibet (TAR) trägt, saßen seit 1987 über 620 politische Gefangene ein. Gegenwärtig sind dort mindestens 140 politische Gefangene inhaftiert. Zwei Kilometer nördlich des Stadtkerns von Lhasa gelegen, ist es das berüchtigste Gefängnis Tibets – bekannt für die äußerst brutale Mißhandlung politischer Gefangener. Es hält mit mindestens 27 Personen, die seit 1989 den grausamen Folterungen erlagen, den traurigen Rekord an Todesfällen politischer Gefangener in Tibet.

Folter und Mißhandlung von Gefangenen

Fast alle wegen politischer Proteste festgenommenen Personen werden während des gesamten Polizeigewahrsams ohne jegliche Verbindung zur Außenwelt gehalten und exzessiv geschlagen, häufig um sogenannte Geständnisse zu erpressen. Folter und Mißhandlung gehen auch nach ihrer Verurteilung im Gefängnis weiter.

Ehemalige Gefangene haben von einem umfangreichen Repertoire von Foltermethoden, Mißhandlungen und Mißbrauch berichtet. Norzin Wangmo, eine Nonne, die aus politischen Gründen in Drapchi inhaftiert war, bezeugte: "Wenn die Sonne schien, zwangen sie uns, mit ausgestreckten Armen in der Sonnenhitze stillzustehen, dabei mußten wir Bücher auf unseren Armen und unserem Kopf balancieren, so daß wir uns nicht bewegen konnten. Dies ging stundenlang so, bis uns die Gliedmaßen anschwollen und heftig schmerzten... Dann schlugen sie uns, ließen uns aber weiter in der Sonne stehen."

Der ehemalige Mönch und Insasse von Drapchi Ganden Tashi berichtet von den Leiden, die er in dieser Vollzugsanstalt durchmachte: "Ich wurde im Gefängnis unmenschlich gefoltert und war lange Zeit gelähmt ... Wenn ich nicht aus medizinischen Gründen vorzeitig entlassen worden wäre, wäre ich wohl im Gefängnis gestorben und niemand hätte je davon erfahren".

Die in Drapchi verwendeten Foltertechniken sind:

  • gezielte Fußtritte und Schläge
  • Verwendung von Folterwerkzeugen wie elektrischen Viehstöcken
  • wochenlange Isolationshaft in Zellen ohne sanitäre Einrichtungen
  • extreme physische Beanspruchung bis zur Erschöpfung
  • Nahrungsentzug
  • unhygienische Unterbringung in überfüllten Räumen
  • Verweigerung einer sachgemäßen medizinischen Betreuung.

Todesfälle

Mindestens 27 politische Gefangene sind während ihrer Haft in Drapchi gestorben, wobei ihr Tod eine Folge von Folter, Mißhandlung und dem Mangel an ärztlicher Behandlung bei ernsten Erkrankungen ist. Die chinesischen Behörden versuchen, die Zahl der Todesfälle möglichst gering zu halten, indem sie diejenigen, die dem Tode nahe sind, vorzeitig aus medizinischen Gründen entlassen.

Die Struktur von Drapchi

In Drapchi werden die Häftlinge in "Tsonkhul" (Gefängnistrakt) genannten Einheiten untergebracht (früher wurden sie als "Rukhag" bezeichnet). Politische Gefangene werden gewöhnlich von den Strafgefangenen getrennt gehalten, um sie an der Verbreitung von "konterrevolutionärer Propaganda" zu hindern. Männliche politische Gefangene werden in den "Tsonkhul" 7 und 8 und weibliche politische Gefangene in "Tsonkhul" 3 inhaftiert.

"Tsonkhul" 9, ein Trakt mit 24 Zellen, der 2000 eröffnet wurde, ist für neu eingelieferte Gefangene und solche mit einem besonders strengen Haftregime vorgesehen. Der ehemalige politische Gefangene Takna Jigme Sangpo, der acht Monate in "Tsonkhul" 9 verbrachte, berichtet, daß diejenigen Häftlinge, die während der politischen "Ermittlungssitzungen" keine zufriedenstellenden Antworten geben, zur Strafe dorthin kommen. "Sie werden dort von sechs Monaten bis zu einem Jahr eingesperrt, um ihren Willen zu brechen", sagte er.

Proteste

Ungeachtet der großen Gefahren und zu erwartenden negativen Folgen haben Gefangene während der seltenen Besuche ausländischer Diplomaten in Drapchi immer wieder friedlich protestiert. So etwa im März 1991 beim Besuch des US Botschafters in China, im Oktober 1997 während des Besuchs der UN Arbeitsgruppe für willkürliche Verhaftung, und am heftigsten im Mai 1998 im Vorfeld zum Besuch der EU-Botschafter, wobei acht Gefangene starben. All diese Versuche des Aufbegehrens wurden brutal unterdrückt, die Teilnehmer entsetzlich geschlagen, in Einzelhaft gesetzt und durch Urteilsverlängerung bestraft.

Seit Mai 1998 gab es kaum mehr Besuche von Diplomaten in Drapchi. Im September 2004 sagte die UN Arbeitsgruppe für willkürliche Verhaftung ihren Besuch in Drapchi ab, nachdem die chinesischen Behörden ihre Bitte um ein Treffen mit denjenigen Gefangenen, die als Folge des Besuches von 1997 schwer mißhandelt worden waren, abgelehnt hatten.

Bitte schreiben Sie an die nachstehend genannten Amtsträger und fordern Sie folgendes von China:

  • Einstellung der Folter in Drapchi und unverzügliche Freilassung aller politischen Gefangenen
    [All torture in Drapchi is stopped and all political prisoners are released],
  • Schulung der Vollzugsbeamten und Polizisten, die in Drapchi mit "Politischen" zu tun haben, durch unabhängige Experten
    [Training for guards and police involved in ‚policing’ Drapchi, by independent bodies],
  • Die Verpflichtung, niemals militärische Einheiten in Drapchi oder irgendeinem anderen Gefängnis einzusetzen
    [An undertaking never to deploy military troops in Drapchi or any other prison],
  • eine Untersuchung der Todesfälle und Berichte von Folterungen in Drapchi durch unabhängige Experten (etwa indem dem Internationalen Komitee des Roten Kreuzes Zugang gewährt wird)
    [An investigation into deaths and claims of tortures in Drapchi, by independent bodies (e.g. allow access by the International Committee of the Red Cross, etc)],
  • Zutritt für UN Teams in Drapchi – unter der Bedingung, daß keiner der Insassen für seine etwaige Kooperation später bestraft wird
    [Access for UN teams to investigate Drapchi on the condition that no inmate will be punished for cooperating].

Governor of Drapchi Prison
Jianyuzhuang
Xizang Zizhiqu Di Yi Jianyu
Lasashi 850003
People's Republic of China
Salutation: Dear Governor

Minister of Justice
Zhang Fusen Buzhang
Sifabu
10 Chaoyangmen Nandajie
Chaoyang Qu
Beijingshi 100020
People's Republic of China