9. August 2000

Free Tibet Campaign

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Religionsfreiheit in Tibet weiter eingeschränkt: Privathäuser durchsucht

Die jüngste Kampagne gegen Religionsausübung in Lhasa ist mit der Durchsuchung von Privathäusern nach nunmehr verbotenen Thangkas und nach anderen Kultobjekten, wie Bildern des Dalai Lama und Weihrauchopfergefäßen ein Vorbote für die bisher ernsteste Bedrohung für die tibetischen religiösen Traditionen. Es wurde berichtet, daß in Gegenden wie Phenpo in Lhundrup Sicherheitspersonal um 2 Uhr nachts die Wohnungen der Bewohner nach Dalai Lama Bildern durchstöberte. Bei Übertretung dieser Verordnungen besteht daher ein großes Risiko auf Verhaftung. Wegen der Schwierigkeit, genaue Informationen zu bekommen, ist es nicht möglich zu sagen, welche Ausmaße diese neue Kampagne gegen die Religionsfreiheit hat oder wie lange sie anhalten wird. Sie ist die jüngste in einer langen Reihe von Kampagnen, um den Tibetern ihr Recht auf Ausdrucksfreiheit zu nehmen und sie stellt eine direkte Attacke auf ihre kulturelle Identität dar.

Den Schulkindern in Lhasa wurde erklärt, daß sie keine Klöster oder Tempel zum Beten mehr besuchen und in den Sommerferien zu keinen religiösen Zeremonien mehr gehen dürfen. Sie wurden gewarnt, daß sie aus der Schule geworfen würden, wenn sie Klöster oder Tempel aufsuchen, was um diese Zeit der Prüfungen sonst üblich war. Viele Schüler begleiteten bisher ihre Eltern auf Pilgerfahrten zu buddhistischen Heiligtümern.

Diese neuen Maßnahmen bedeuten, daß sich eine Kampagne zum ersten Mal auf alle Bürger von Lhasa erstreckt, besonders auf diejenigen, welche im Privatsektor arbeiten und mit Ausländern zu tun haben. Bisherige Kampagnen konzentrierten sich meist auf Regierungsbedienstete, Parteimitglieder oder auf die Klöster. Ein Tibeter im Exil meinte in bezug auf diese jüngste Kampagne, sie stelle "eine grundlegende Bedrohung für das Überleben der tibetischen Kultur und Traditionen" dar, weil jedes Haus seinen privaten Schrein oder Gebetszimmer hat. Der Versuch des Staates, die private Anbetung auszurotten, "erinnert an die Politik während der Kulturrevolution".

Bitte schreiben Sie an die chinesischen Politiker mit folgenden Forderungen:

Stellen Sie fest, daß das Recht auf Religionsfreiheit ein grundlegendes Menschenrecht für alle ist, wie es in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte und in der Chinesischen Verfassung steht. Auch das kürzlich veröffentliche Weißbuch über Tibet garantiert die freie religiöse Ausübung. Fordern Sie die Aufhebung dieser neuerlichen Restriktionen für Privathäuser, Schulkinder und Beschäftigte im Privatsektor und dem Tourismusgeschäft.

(State that the right to freedom of religion is a fundamental right for all, as stated in the Universal Declaration of Human Rights and in the Chinese Constitution. The most recent White Paper on Tibet also guaranteed religious activities. Ask for these recent restrictions on private homes, school students and those who work in private businesses and with foreigners be lifted.)

Premier Zhu Rongji
Guowuyuan
9 Xihuang-chenggen Beijie
Beijingshi 100 032
People's Republic of China
VR China

His Excellency,the Ambassador,
Mr. Ma Zhengang
49-51 Portland Place
London W1N 3AH
England

Botschaft der Volksrepublik China
S.E. Botschafter Lu Qiutian
Märkisches Ufer 54
10179 Berlin