14. Januar 2022
Central Tibetan Administration (CTA), www.tibet.net

Zwei tibetische Mönche werden seit fünf Monaten in Isolationshaft gehalten; Geflügel- und Schweinezucht am Ort der zerstörten Buddha-Statuen in Drango

Wie aus einer zuverlässigen Quelle hervorgeht, werden zwei tibetische Mönche, die vor fünf Monaten von chinesischen Beamten im Kreis Drango, Präfektur Kardze (ehemals Kham), festgenommen wurden, in Isolationshaft gehalten. Tenzin Norbu und Wangchen Nyima vom Kloster Nenang in Drango wurden am 15. August 2021 verhaftet und werden derzeit im Gefängnis des Kreises Tawu (chin. Daofu) in der Präfektur Kardze (chin. Ganzi) festgehalten.

Tenzin Norbu, Wangchen Nyima

Die Behörden haben den Familienangehörigen der beiden Mönche jegliche Informationen über ihre  Verhaftung und die gegen sie erhobenen Vorwürfe vorenthalten. Sie fürchten nun um deren Leben und Sicherheit, so die Quelle. Obwohl der Grund für ihre Verhaftung unklar ist, wird vermutet, daß die beiden Mönche an der Durchführung von informellem Unterricht in tibetischer Sprache, Kultur und Religion für einheimische tibetische Kinder im Kloster beteiligt waren. Chinas Bildungspolitik, die sich gegen den tibetischen Sprachunterricht in den Schulen richtet, hat dazu geführt, daß Eltern ihre Kinder zu solchen von örtlichen Klöstern organisierten, informellen Klassen schicken. Als Reaktion auf ihre Aktivitäten wurden die Mönche von den chinesischen Behörden besonders streng überwacht und ins Visier genommen.

„Die beiden Mönche gehören zu den Zielpersonen und werden von den örtlichen Behörden schon seit langem überwacht“, erklärte unsere Quelle. Wangchen Nyima, allgemein bekannt für seinen Einsatz für die Erhaltung der Bildung und Gesundheit der Tibeter, war bereits einmal verhaftet worden, wie eine zweite Quelle im Exil mitteilte. „Das war im Jahr 2015, als die chinesische Regierung die Schulen in seinem Kloster zur Schließung zwang. Sein Bruder Orgyan Choedrak wurde damals ebenfalls verhaftet“, sagte er.

Die beiden Mönche sind Brüder und Neffen von Tulku Choekyi Nyima, dem Abt des Klosters Nenang im Bezirk Drango (Luhuo) in Sichuan, wo die chinesischen Behörden vor kurzem in einem anderen Kloster zwei große, von tibetischen Buddhisten verehrte Statuen abgerissen haben. Tibeter, die sich gegen den Abriß wehrten, wurden verhaftet und verprügelt.

Tulku Choekyi Nyima war ein Schüler von Khenpo Jigme Phuntsok, einem verehrten Nyingma-Lama und dem Gründer von Larung Gar, der größten tibetisch-buddhistischen Klosterakademie.

Nach anderen Berichten „fing am 18. August 2021, drei Tage nach ihrer Verhaftung, die Versammlungshalle ihres Klosters Feuer, und Khenpo Thubten, ein Absolvent der buddhistischen Akademie Larung Gar in Sichuan, starb bei dem Brand. Ein Mönch namens Bukyo erlitt ebenfalls Verbrennungen und starb am nächsten Tag auf dem Weg ins Krankenhaus“. Die Tibeter vor Ort glauben, daß das Feuer in Nenang, das an der Verbindungsstraße zwischen Tawu und Drango liegt, von den Behörden selbst gelegt wurde.

Seit Dezember 2021, als zwei riesige Buddha-Statuen und andere Kultgegenstände wie Gebetsmühlen und Fahnen zerstört wurden, erleben die Tibeter in Drango so etwas wie das Wiederaufleben der Kulturrevolution. So werden sie gezwungen, offizielle Anordnungen zu befolgen, die ihre tibetische Identität, ihre Sprache, Kultur und Religion untergraben. Die Nichtbefolgung solcher Befehle hat ihre Verhaftung, Gefängnis, Folter und Mißhandlung zur Folge. Mindestens ein Dutzend Tibeter wurde festgenommen und gefoltert, weil sie Informationen über das jüngste harte Vorgehen der Behörden an Personen außerhalb Tibets weitergegeben hatten.

Drango-Zerstörungen und die Geflügel- und Schweinezuchtprojekte der chinesischen Regierung

Nach einer Reihe von Zerstörungen durch die chinesische Regierung in Drango, darunter die Demontage der 30 Fuß hohen Statue des Buddha Jampa Gonpo (Maitreya, des Buddhas der Zukunft) zwischen dem 21. und 22. Dezember, reißen die chinesischen Behörden nun auch die Unterkünfte von Lamas und Mönchen in Gaden Namgyal Ling in Drango ab.

Links ist ein Bild des Klosters Nenang zu sehen, rechts die verhafteten Mönche Tenzin Norbu und Wangchen Nyima

Darüber hinaus hat die Regierung Projekte zur Geflügel- und Schweinezucht gestartet, bei denen die Behörden die Tibeter zum Bau der Farmen zwingen und den Einheimischen mit hohen Geld- und Gefängnisstrafen drohen, falls sie nicht willfährig sind. Darüber hinaus planen die Behörden sogar, solche Geflügel- und Schweinefarmen an dem Ort zu bauen, an dem die vom Kloster Drango betriebene Gaden Nangten Schule im vergangenen Oktober abgerissen wurde.

Tibeter werden willkürlich verhaftet und inhaftiert, weil man ihnen angeblich eine „patriotische Erziehung“ und Ausbildung angedeihen lassen muß, bei der sie gezwungen werden, die Herrschaft der Kommunistischen Partei zu preisen und die chinesische Sprache zu lernen. Die Beamten bestrafen sie sogar dafür, daß sie nicht den „richtigen Gesichtsausdruck“ haben oder sich weigern, an den Schulungen teilzunehmen.

„Die andauernde Tortur, die sie bei der patriotischen Erziehung zu erleiden haben und die Mißhandlungen durch die chinesischen Beamten in Drango begannen bereits im November 2021“, erklärte unsere Quelle. Die Schläge waren so heftig, daß mehrere Tibeter das Bewußtsein verloren, während ein Mönch eine schwere Augenverletzung erlitt.