22. Mai 2019
Central Tibetan Administration, www.tibet.net

Human Rights Watch ruft China auf, unverzüglich über 80 tibetische Langzeithäftlinge freizulassen

Die chinesischen Behörden sollten unverzüglich die tibetischen Mönche und andere friedliche Regimekritiker, die seit den landesweiten Protesten vom März 2008 noch immer und willkürlich in Haft sind, freilassen, erklärte Human Rights Watch am 24. Mai bei der Herausgabe einer neuen Zusammenstellung von 80 Fällen. Viele von ihnen sind mehr als ein Jahrzehnt im Gefängnis, doch es gibt es keine Informationen über ihren Aufenthaltsort, ihren Zustand oder die gegen sie erhobenen Anklagen.

Es bleibt schwierig, die Zahl der im Zusammenhang mit den Protesten von 2008 unrechtmäßig eingesperrten Tibeter festzustellen, genauso wie die Einzelheiten über ihre Fälle in Erfahrung zu bringen. Die Informationen über Urteile in den tibetischen Gebieten sind sehr begrenzt, denn Personen, die anderen im Ausland etwas über Festnahmen und Strafverfolgungen mitteilen, laufen Gefahr, selbst verhaftet zu werden. Chinas offizielle Medien gaben nur einige der Urteile von 2008 bekannt, meistens ohne weitere Einzelheiten zu nennen. Diese Zusammenstellung tibetischer politischer Gefangener von Human Rights Watch beruht - aller Zensur und Einschüchterung der Regierung zum Trotz - auf den gelegentlichen Verlautbarungen örtlicher Quellen.

„Tibeter, die nichts anderes taten, als friedlich die Einhaltung ihrer Menschenrechte zu fordern, wurden ungerechterweise zu langen Gefängnisstrafen verurteilt“, sagte Sophie Richardson, die Leiterin des China-Ressorts von Human Rights Watch. „Die chinesischen Behörden sollten diese Gefangenen unverzüglich freilassen“.

In den meisten von Human Rights Watch erfaßten Fällen durften die Angehörigen die Gefangenen nicht kontaktieren und wurden auch nicht über ihren Verbleib informiert. Es besteht Grund zu ernster Besorgnis um den Gesundheitszustand vieler dieser Langzeithäftlinge wegen der in der Haft üblichen schweren körperlichen Mißhandlungen und der Verweigerung medizinischer Hilfe.

Karma Samdrup

Die genauen gegen die Beschuldigten erhobenen Anklagen sind für gewöhnlich unbekannt. Abgesehen vom Vorwurf der Brandstiftung gegen einige Personen scheinen die Anklagen größtenteils gewaltlose politische Aktivitäten zu betreffen, wie die „Gefährdung der Staatssicherheit“ oder das „Ausplaudern von Staatsgeheimnissen“. Es gibt keine Hinweise dafür, daß irgendeiner der Angeklagten vor ein unabhängiges und unbefangenes Gericht gestellt worden wäre, wie das internationale Recht dies vorsieht. Karma Samdrup, ein Umweltaktivist, ist von diesen Fällen der einzige Angeklagte, dem eine anwaltliche Vertretung vor Gericht zugestanden wurde (1).

Zu diesen Fällen zählen auch die drei gelehrten Mönche aus dem Kloster Drepung in Lhasa, Jampel Wangchuk, Konchok Nyima und Ngawang Chonyi (2), die am 11. April 2008 festgenommen wurden. Alle drei waren ausgezeichnete Mönchs-Lehrer. Sie gehörten zu den bedeutendsten Schülern des verstorbenen Lamrim Rinpoche, eines hochverehrten Lamas von Drepung. Er war nicht vom Staat ernannt worden, was darauf hinweist, daß die Behörden seinen fortgesetzten Einfluß als eine Bedrohung für ihre Kontrolle über das Kloster empfanden. Den Mönchen wurde vorgeworfen, daß sie es versäumt hätten, im vergangenen Monat eine Protestaktion im Kloster, an der sie jedoch, wie Berichte beweisen, gar nicht teilgenommen hatten, zu verhindern. Zwei Jahre später, im Juni 2010, verurteilte das Gericht sie bei einer nicht öffentlichen Verhandlung zu lebenslänglicher Haft, respektive zu 20 Jahren und zu 15 Jahren Gefängnis, ohne jedoch bekanntzugeben, weshalb sie angeklagt worden waren.

Jamphel Wangchuk
Konchok Nyima
Ngawang Chonyi

Drei Tibeter aus Lhasa wurden der Spionage überführt und zu harten Freiheitsstrafen verurteilt - von 14 Jahren bis lebenslang -, weil sie angeblich Informationen über die Proteste von 2008 an Leute außerhalb Chinas geschickt hätten. Die offiziellen Medien berichteten damals von weiteren Urteilen, einer sehr wahrscheinlich unvollständigen Liste von 40 Namen, über die seitdem nichts mehr bekannt wurde.

Die größte Häufung von Langzeiturteilen außerhalb Lhasas betrifft jene, die an den Demonstrationen vom 16. und 17. März 2008 in Ngaba beteiligt waren, als die Sicherheitskräfte Verlautbarungen zufolge über 25 Tibeter töteten. Es wird vermutet, daß mindestens fünf zu 13 oder mehr Jahren verurteilte Tibeter noch im Gefängnis sind: Lobsang Choedar, beschuldigt, eine führende Rolle in dem Protest in der Kreisstadt Ngaba gespielt zu haben; Ludrup Yeshe und Ludrup Phuntsok, der Beteiligung an dem Protest in der Gemeinde Amchok beschuldigt; Karma und Tsekho, der Beteiligung an dem angeblichen Angriff auf das Verwaltungsgebäude der Gemeinde Lota beschuldigt.

Bei einer weiteren Gruppe von Gefangenen handelt es sich um Verwandte und Freunde der Opfer von Selbstverbrennungen, die zwischen 2011 und 2013 des „vorsätzlichen Mordes“ beschuldigt wurden - einer neuen Anklagekategorie, die die Behörden einführten, um von diesen Protesten abzuschrecken -, weil sie die Feueropfer moralisch unterstützt hätten, was einer Anstiftung zum Selbstmord gleichkäme. Es wird angenommen, daß mindestens zehn solcher Personen noch inhaftiert sind.

Zu denjenigen, die wegen der Proteste von 2008 noch Strafen verbüßen, gehören auch drei Mönche, ein Schriftsteller und zwei Geschäftsleute, die wegen zweifelhafter Anschuldigungen verurteilt wurden. Die Behörden beschuldigten einen Aktivisten und Philanthropen, Karma Samdrup, Gräber ausgeraubt zu haben, als er sich der Schließung einer von seinen Brüdern geführten Naturschutzorganisation widersetzte. Dorje Tashi, ein erfolgreicher Immobilieninvestor, wurde wegen der unwahrscheinlichen Anklage, tibetische Exilgruppen finanziell zu unterstützen, zu lebenslänglich verurteilt (3).

Dorje Tashi

Zwei Gefangene verbüßen lebenslängliche Haftstrafen, die 1999 und 2000 über sie verhängt wurden, als sie sich auf friedliche Weise politisch engagiert hatten. Der Mönch Choeying Khedrup wurde wegen des Druckens von Protestflugblättern verfolgt. Lama Bangri Choktrul Rinpoche, der ein Waisenhaus in Lhasa gegründet hatte, wurde wegen „Konspiration mit der Dalai Clique“ verurteilt. Seit seiner Überführung in das Gefängnis Chushul 2006 gibt es keine Nachricht mehr von ihm.

Die chinesische Regierung sollte unverzüglich den Status, den Verbleib und das Wohlergehen dieser Gefangenen überprüfen und es ihnen ermöglichen, von ihren Familien, Anwälten und Ärzten aufgesucht zu werden, sagte Human Rights Watch. Alle wegen friedlicher Aktivitäten eingesperrten Tibeter sollten sofort auf freien Fuß gesetzt werden.

Bei Chinas jüngster Allgemeinen Periodischen Überprüfung (Universal Periodic Review) durch den Menschenrechtsrat der UNO im März 2019 sagten chinesische Vertreter, sie würden die Empfehlungen zur Vermeidung von Folter in den Haftzentren akzeptieren, die Rechte der Inhaftierten respektieren, die religiöse Freiheit der ethnischen Minderheiten schützen und mit den UN-Menschenrechtsmechanismen kooperieren. Es gibt jedoch keinerlei Anzeichen dafür, daß die chinesische Regierung ernste Maßnahmen ergriffen hätte, um für diese seit langem anhaltenden besorgniserregenden Probleme in der Autonomen Region Tibet (TAR) oder anderswo Abhilfe zu schaffen.

Die chinesischen Behörden sollten damit aufhören, Menschen wegen einer friedlich zum Ausdruck gebrachten abweichenden Meinung zu verfolgen, vor allem unter so mißbräuchlichen Beschuldigungen wie „Gefährdung der Staatssicherheit“ und „Separatismus“, erklärte Human Rights Watch. Die Regierung sollte UN-Menschenrechtsexperten Zugang zu den tibetischen Gebieten gewähren, so daß sie die angeblichen Rechtsverletzungen dokumentieren und öffentlich über etwaige Maßnahmen berichten können, um die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Besorgte Regierungen sollten China öffentlich und vertraulich mahnen, sich an die bei der Universal Periodic Review gemachten Zusicherungen zu halten.

„Die Grausamkeit und Unehrlichkeit, welche die chinesischen Justizbeamten bei der Strafverfolgung dieser Fälle an den Tag gelegt haben, verlangt eine dringende, unabhängige Untersuchung“, sagte Richardson. „Die chinesische Regierung sollte nicht nur die in böser Absicht Eingesperrten freilassen, sondern auch jene bestrafen, die für diese ungeheuerlichen Rechtsbeugungen verantwortlich sind“.     

Politische Häftlinge mit langen Haftstrafen

Die folgenden Fälle, die nun näher erläutert werden, betreffen tibetisch-buddhistische Mönche und andere Tibeter, die zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, einschließlich lebenslanger Haftstrafen und der Todesstrafe:

  • Die Drei von Drepung
  • Die "Spionage" Verurteilungen vom März 2008 in Lhasa
  • Weitere lange Haftstrafen im Zusammenhang mit den Protesten vom März 2008
  • Die Urteile von Ngaba vom März 2008
  • Verurteilungen wegen "vorsätzlicher Tötung"
  • Lange Haftstrafen nach 2008
  • Lebenslängliche Haftstrafen vor 2008

Die Drei von Drepung

Jampel Wangchuk, Senior-Mönch und Zuchtmeister im Loseling Kolleg von Drepung, wurde am 11. April 2008 festgenommen und wegen nicht offen gelegter Anklagen zu lebenslänglicher Haft verurteilt.

Konchok Nyima, Lehrer der heiligen Schriften am Gomang Kolleg von Drepung, ursprünglich aus Dzoege in Ngaba, wurde am 11. April 2008 festgenommen und wegen nicht offen gelegter Anklagen zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt.

Ngawang Chonyi, Lehrer der heiligen Schriften am tantrischen Kolleg von Drepung, wurde am 11. April 2008 festgenommen und 2010 wegen nicht offen gelegter Anklagen zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt (1).

Die Spionage-Verurteilungen von Lhasa vom März 2008

Wangdu, ein ehemaliger Mönch und politischer Gefangener, der zur Zeit seiner Festnahme im März 2008 für ein HIV/AIDS Programm des australischen Burnet Institute in Lhasa tätig war, wurde offiziellen Medien zufolge am 27. Oktober 2008 wegen Spionage zu lebenslanger Haft verurteilt. Zuletzt wurde er, von einer Wache begleitet, 2012 in einem Hospital in Lhasa gesehen (4).

Yeshe Choedron, Ärztin im Ruhestand, wurde im März 2008 zu Hause in Lhasa festgenommen und am 7. November 2008 wegen Spionage zu 15 Jahren Haft verurteilt, weil sie angeblich „Informationen, die der Sicherheit und den Interessen des Staates schaden an die Sicherheitsabteilung der Dalai-Clique“ geliefert habe. Am 4. April 2012 wurde sie zur Notfallbehandlung aus dem Gefängnis Drapchi ins Krankenhaus des Public Security Bureau in die Stadt Lhasa gebracht (5).

Migmar Dhondrup, Reiseleiter und Mitarbeiter einer Nichtregierungsorganisation, die Gemeindeentwicklungsarbeit leistet, wurde beschuldigt, "Informationen vor und nach dem Vorfall vom 14. März an die Dalai-Clique zu schicken", und am 27. Oktober 2008 zu 14 Jahren Haft verurteilt (6).

Wangdu
Yeshi Choedon
Migmar

Weitere lange Haftstrafen im Zusammenhang mit den Protesten vom März 2008

Sieben Mönche und ein Laie aus dem Kloster Dingka im Kreis Toelung, Bezirk Lhasa, TAR, wurden am 17. März 2008 wegen Beteiligung an einem Protest verhaftet und gehörten zu einer Gruppe von 30 Tibetern, die am 29. April 2008 verurteilt wurden: Pasang (Ngawang Yignyen), zu lebenslanger Haft; Nyima (Ngawang Choying) zu 15 Jahren; Migmar zu 15 Jahren; Yargye zu 11 Jahren; Kelsang Bagdro zu 15 Jahren; Karma Dawa zu 15 Jahren; Bagdro zu 15 Jahren; Jigme zu 15 Jahren. Sonam Norbu, ein Fahrer aus Lhasa, der unter den anderen Angeklagten in diesem Prozeß war, wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

Protest von Dranang

Eine Gruppe von Mönchen im Kloster Samye und von zu Besuch weilenden Gastlehrern wurde wegen Beteiligung an einem Protest im Juni im Kreis Dranang, Lhoka, TAR, am 15. März 2008 verurteilt: Tenzin Buchung, Gastlehrer, zu 15 Jahren; Tenzin Zopa, Gastlehrer, zu 13 Jahren; Gyaltsen, Mönch in Samye, zu 15 Jahren; Nyima Tashi, Mönch in Samye, zu 13 Jahren und Puntsok, Mönch in Samye, zu 13 Jahren (7).

Vorfall in der Gemeinde Kyambel

Eine Gruppe von Mönchen aus dem Kloster Tangkya im Kreis Gonjo, Chamdo, TAR, wurde am 22. September 2008 wegen eines angeblichen Bombenanschlags auf ein Regierungsgebäude in der örtlichen Gemeinde verhaftet und verurteilt: Gyurme Dondrup zu lebenslanger Haft; Kelsang Tsering zu lebenslanger Haft; Dorje Wangyal zu 15 Jahren; Kunzang Tenzin zu 15 Jahren; Rinchen Gyaltsen zu 10 Jahren; Tsewang Yeshi zu 9 Jahren und Kunga Puntsok zu 10 Jahren (8).

Protest von Machu

Die folgenden Bewohner von Machu, Kanlho, Gansu, wurden am 15. Juni 2008 wegen ihrer Beteiligung am Protest vom 16. bis 18. März 2008 verurteilt: Lama Kyab zu 15 Jahren; Kelbar zu 15 Jahren; Khechok zu 13 Jahren und Konchok zu 12 Jahren. Darüber hinaus wurde Sarpatsang Lodroe, ein Mönch im Kloster Tsendrok in Machu, am 15. Oktober 2008 wegen Beteiligung am Machu-Protest vom 16. bis 18. März 2008 zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt, und ein weiterer Mönch des Klosters Tsendrok, Gonpo Tsekho, am 16. Oktober 2008 zu 14 Jahren (9).

Protest von Phenpo Lhundrup

Lobsang Tsemey, ein Mönch des Klosters Ganden Choekor im Kreis Lhundrup, Bezirk Lhasa, und Doloe, ein Laie, wurden verhaftet und zu 15 Jahren Haft verurteilt, weil sie an den Protesten im Kreis Lhundrup vom 14. bis 15. März 2008 beteiligt waren. Unter ihren Mitangeklagten erhielten vier Mönche, Ganden Choedak, Tenzin Yeshe, Tenpa Dondrup und Tashi Namgyal, sowie zwei Laien, Lhakdron und Dorje Drolma, Strafen von bis zu 14 Jahren. Diese Urteile gehörten zu den vierzehn, die am 29. Oktober 2008 von drei Volksgerichten auf Kreisebene in Lhasa verkündet wurden (10).

Protest von Labrang Tsayu

Zwei Mönche des Klosters Tsayu im Kreis Sangchu, Kanlho, Gansu, wurden wegen Beteiligung an einem Protest in ihrer Gemeinde am 18. März verhaftet und am 24. November 2008 verurteilt: Lobsang, zu 21 Jahren und Konchok Jinpa zu 12 Jahren.

Unruhen vom 14. März 2008 in Lhasa

Lobsang Wangchuk, 26, aus dem Kreis Taktse, Bezirk Lhasa, TAR, wurde Anfang 2009 wegen seiner Beteiligung an dem Protest vom 15. März 2008 im Kreis Taktse zu 15 Jahren Haft verurteilt.

Kangtsuk aus dem Kreis Taktse, wurde am 8. April 2009 wegen Brandstiftung zum Tode mit zweijähriger Bewährung verurteilt.

Tenzin Puntsok wurde am 8. April 2009 wegen Brandstiftung zum Tode mit zweijähriger Bewährung verurteilt.

Dawa Sangpo aus dem Kreis Taktse, wurde am 8. April 2009 wegen Brandstiftung zu lebenslanger Haft verurteilt.

Penkyi aus dem Kreis Sakya, Shigatse, TAR, wurde wegen Brandstiftung während des Protestes vom 14. März in Lhasa zum Tode verurteilt (11).

Penkyi, 23, aus dem Kreis Nyemo, Shigatse, TAR, wurde wegen Brandstiftung während des Protestes in Lhasa zu lebenslanger Haft verurteilt.

Chime Lhadzom, 20, aus dem Bezirk Namling, Shigatse, TAR, wurde zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.

Sonam Tsering, 27, aus dem Kreis Palyul, Kardze, Sichuan, wurde am 16. Oktober 2009 wegen Beteiligung am Protest von Lhasa im März 2008 verhaftet und am 20. Mai 2010 zum Tode mit zweijährigem Aufschub verurteilt (12).

Sonam Tsering
Urteile vom März 2008 in Ngaba

Lobsang Choedar, Mönch im Kloster Kirti in Ngaba und ehemaliger politischer Gefangener, wurde wegen Beteiligung an den Protesten im Kreis Ngaba am 16. März 2008 zu 13 Jahren Haft verurteilt. Von ihm hörte man zuletzt im Mai 2016, als es hieß, er sei bei schlechter Gesundheit.

Lhundrup Yeshe, ein Mönch im Kloster Amchok Tsenyi in Ngaba, wurde am 28. Oktober 2008 wegen Beteiligung an den Protesten vom 17. März in der Gemeinde Amchok zu 13 ½ Jahren Haft verurteilt.

Lhudrup Puntsok, Mönch im Kloster Amchok Tsenyi und Herausgeber der Klosterzeitschrift, wurde am 28. Oktober 2008 wegen Beteiligung am Protest in Amchok zu 13 Jahren Haft verurteilt (13).

Karma aus dem Haus Kherkhangtsang in der Gemeinde Lota, Kreis Ngaba, wurde wegen Beteiligung am Anschlag vom 17. März 2008 auf das örtliche Verwaltungsgebäude in Lota zu lebenslanger Haft verurteilt.

Tsekho, aus dem Haus Darjuktsang in der Gemeinde Lota, wurde wegen Beteiligung am Vorfall von Lota zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Urteile wegen "vorsätzlicher tötung"

Lobsang Konchok, ein Mönch im Kloster Kirti in Ngaba, wurde beschuldigt, acht Menschen zur Selbstverbrennung angestiftet zu haben. Am 28. Januar 2013 wurde er in einem von den staatlichen Medien veröffentlichten Prozeß wegen "vorsätzlicher Tötung" angeklagt und zum Tode mit Aufschub verurteilt (14).

Lobsang Tsondru, ein Mönch im Kloster Kirti in Ngaba, ist der Onkel und Mentor des 20jährigen Puntsok, des Kirti-Mönchs, der am 16. März 2011 in Ngaba einen Selbstverbrennungsprotest veranstaltete. Lobsang Tsondru wurde am 29. August 2011 wegen "vorsätzlicher Tötung" zu 11 Jahren Gefängnis verurteilt (15).

Lobsang Tenzin (Gyamokha), ein Kirti-Mönch, wurde am 30. August 2011 wegen "vorsätzlicher Tötung" im Zusammenhang mit Puntsoks Selbstverbrennung zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt (16).

Tsultrim Kelsang, ein Mönch im Kloster Nyatso Zilkar in Dzatoe, Yushu, Qinghai, wurde im September 2012 während einer Razzia durch Sicherheitskräfte in seinem Kloster verhaftet. Er wurde am 12. Juli 2013 zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, offensichtlich wegen Beteiligung an einem Selbstverbrennungsprotest in Dzatoe im Juni 2012. Berichten zufolge befand er sich zu diesem Zeitpunkt in einem schlechten Gesundheitszustand (17).

Lobsang Konchok
Lobsang Tenzin
Tsultrim Kelsang

Gendun Gyatso, ein Mönch im Kloster Bora, im Kreis Sangchu, Kanlho, Gansu, war einer von fünf Personen, die nach dem Selbstverbrennungsprotest von Sungdue Kyap in Bora im Dezember 2012 verhaftet wurden. Er wurde am 10. Dezember 2013 wegen "vorsätzlicher Tötung" zu 6 Jahren Haft verurteilt (18).

Phagpa aus Rebkong, Malho, Qinghai, wurde am 8. Februar 2013 zu 13 Jahren Gefängnis verurteilt, weil er Dolma Kyap vom Kloster Dowa in Rebkong und andere ermutigt habe, Selbstverbrennung zu begehen.

Lhamo Dorje, Kelsang Sonam und Tsetsung Kyab aus dem Kreis Luchu, Kanlho, Gansu, wurden wegen Beihilfe zur Selbstverbrennung von Tsering Tashi in Luchu am 29. November 2012 zu 15, 11 bzw. 10 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurden am 28. Februar 2013 vom Kreisgericht Luchu verurteilt (19).

Drolma Kyab aus Dzorge, Ngaba, Sichuan, wurde am 15. August 2013 wegen angeblicher Ermordung seiner Frau i der Behauptung, sie habe sich selbst verbrannt, zum Tode mit zweijährigem Aufschub verurteilt (20).

Dolma Kyap

Langzeit-Urteile nach 2008

Thabkhe Gyatso, ein Mönch im Kloster Labrang, wurde nach dem Protest vom 14. März 2008 verhaftet. Wegen "Gefährdung der Staatssicherheit" angeklagt, wurde er am 21. Mai 2009 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Er wurde 2011 als "halbgelähmt und mit nachlassender Sehkraft" beschrieben (21).

Tsultrim Gyatso, ein Labrang-Mönch, wurde im Mai 2008 verhaftet und am 21. Mai 2009 wegen "Gefährdung der Staatssicherheit" zu lebenslanger Haft verurteilt. Laut einem aktuellen Bericht wurde er 2017 für eine Operation in ein Krankenhaus in Lanzhou gebracht, während Thabkhe Gyatso sich 2018 für einen längeren Zeitraum im Gefängniskrankenhaus von Tianshui befand (22).

Pema Yeshe und Sonam Gonpo wurden am 28. Februar 2009 wegen angeblicher Beteiligung an einem Angriff auf ein Regierungsgebäude in der Gemeinde Tangkyi, Kreis Nyarong, Kardze, Sichuan, verhaftet. Pema Yeshe erhielt ein aufgeschobenes Todesurteil und Sonam Gonpo wurde zu lebenslanger Haft verurteilt (23).

Eine Gruppe von meist Senior-Mönchen aus dem Kloster Denma Choekor im Bezirk Jomda, Chamdo, TAR, wurde wegen ihrer vermeintlichen Beteiligung an dem angeblichen Bombenanschlag auf die örtliche Gemeindeverwaltung am 5. Januar 2009 verhaftet. Ngawang Tashi, Tenzin Gyaltsen und Tashi Dorje wurden später zu 15 Jahren, Jamyang Sherab zu 13 Jahren und Tsering Palden zu 12 Jahren verurteilt (24).

Konchok Tsephel aus dem Kreis Machu, Kanlho, Gansu, ist der Gründer der beliebten tibetischen Literatur-Website Chomei (oder Butterlampe). Am 26. Februar 2009 wurde er in seiner Wohnung verhaftet, und am 12. November wurde er wegen politischer Anschuldigungen zu 15 Jahren Haft verurteilt. Freunde bei der Verurteilung berichteten, daß er bei schlechtem Gesundheitszustand zu sein schien. Dies wurde durch neuere Berichte bestätigt (25).

Dorjee Tashi ist ein Unternehmer, der nach den Protesten vom März 2008 in Lhasa verhaftet wurde, dem die Finanzierung ausländischer tibetischer Gruppen vorgeworfen wird und der am 26. Juni 2010 zu lebenslanger Haft verurteilt wurde (3).

Karma Samdrup ist ein prominenter Umweltschützer und Philanthrop, der am 24. Juni 2010 zu einer Freiheitsstrafe von 15 Jahren wegen "Grabraub und illegalem Handel mit kulturellen Relikten" verurteilt wurde. Er und sein Bruder Rinchen Samdrup wurden am 7. August 2009 festgenommen, nachdem sie sich um den Erhalt der Tierwelt in ihrem Heimatland Gonjo, Chamdo, TAR, bemüht hatten, was den lokalen Behörden mißfiel. In seinem Prozeß, in dem er von einem unabhängigen Anwalt verteidigt wurde, gab er an, in der Haft gefoltert worden zu sein (1).

Sonam Lhundrup von Drango Kardze, Sichuan, wurde am 23. Januar 2012 wegen Beteiligung an einem Massenprotest in der Kreisstadt verhaftet und am 26. April 2012 zu lebenslanger Haft verurteilt (26).

Lobsang Phuntsok, ein Mönch des Klosters Kirti in Ngaba, wurde am 17. Oktober 2011 aus seinem Zimmer im Kloster entführt. Er wurde im Juni 2012 zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt, anscheinend wegen Kommunikation mit Menschen außerhalb des Landes; sein Aufenthaltsort ist unbekannt (27).

Thapkay Gyatso
Konchok Tsephel
Lobsang Phuntsok

Lebenslange Haftstrafen vor 2008

Choeying Khedrup, ein Mönch aus dem Kloster Tsanden im Kreis Sog, Nagchu, TAR, war einer von mindestens sechs Männern, die im März 2000 festgenommen wurden, weil sie Flugblätter für die Unabhängigkeit gedruckt und verteilt hatten. Er wurde am 29. Januar 2001 wegen "Anstiftung zur Spaltung des Landes" zu lebenslanger Haft verurteilt (28).

Bangri Choktrul Rinpoche (Jigme Tenzin Nyima), der Leiter der ehemaligen Gyatso-Waisenschule in Lhasa, wurde im August 1999 im Zusammenhang mit einem Ein-Mann-Protest in Lhasa verhaftet und zu lebenslanger Haft verurteilt. Er soll sich in einem schlechten Gesundheitszustand befinden (29).

Chatral Rinpoche (Jampa Trinley), ehemaliger Abt des Klosters Tashi Lhunpo und Leiter der Suche nach der Reinkarnation des 10. Panchen Lama, wurde im Mai 1995 verhaftet, kurz nachdem der Dalai Lama seine Wahl des Kandidaten bekannt gegeben hatte. Am 21. April 1997 wurde er wegen "Separatismus" und "Ausplaudern von Staatsgeheimnissen" zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt und blieb dann auf unbestimmte Zeit inhaftiert. Es wird angenommen, daß er einige Jahre später in der Haft gestorben ist, aber das wurde nie bestätigt. Sein Mitangeklagter, Jampa Chungla, der 1996 zu 5 Jahren verurteilt wurde, soll im November 2010 in der Haft gestorben sein (30).

Bangri Rinpoche
Chadrel Rinpoche



(1) 24.06.2010, Chinesisches Gericht verurteilt den bekannten Umweltaktivisten Karma Samdrup zu 15 Jahren Gefängnis,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2010/KarmaSamdrup15Jahre_24.6.html

(2) 22.12.2010, Sorge um drei zu extrem langen Haftstrafen verurteilte und verschwundene ranghohe Mönche des Klosters Drepung,
http://igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2010/DrepungMoenche-Sorge_22.12.html

(3) 12.08.2010, Reichster Mann Tibets in geheimem Gerichtsverfahren zu lebenslänglicher Haft verurteilt, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2010/YakHotel-DorjeeTashi_12.8.html

(4) 09.09.2009, Drei ehemalige politische Gefangene wegen „Verrats von Staatsgeheimnissen“ zu extrem langen Strafen verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ctc/2009/Wangdu_Phuntsok_Tsewang_9.9.html

(5) 16.12.2008, Chinesisches Gericht verurteilt sieben Tibeter zu Haftstrafen von acht Jahren bis lebenslänglich,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2008/LhasaEveningNews_7Tibeter_Haftstrafen.html

(6) 12.10.2009, Zwei tibetische Sozialarbeiter aus Lhasa zu 14 bzw. 15 Jahren Gefängnis verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2009/Migmar-Tenchoe-Lhasa_12.10.html

(7) 10.02.2009, Neun Mönche des Klosters Samye zu Haftstrafen verurteilt, ein anderer beging Selbstmord, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2009/Samye9Verurteilungen1Sebstmord_10.2.html

(8) 17.10.2008, Nach wie vor willkürliche Verhaftungen und Verurteilungen unschuldiger Tibeter zu extrem harten Strafen,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TSC/TSC_PM_17.10.html

(9) 18.03.2008, Chinesische Polizei tötet bei Protesten in Machu 12 Tibeter,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Phayul/2008/12ToteMachu.html

(10) 03.11.2008, China verurteilt wegen der März-Unruhen 14 Tibeter zu langen Haftstrafen,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2008/14Tibeter_Urteile_3.11.html

(11) 21.04.2009, Harte Urteile gegen drei Tibeterinnen: Todesurteil, lebenslänglich, zehn Jahre Gefängnis, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2009/DreiTiberinnen_Todesurteil_21.4.html

(12) 20.11.2010, Tibeter wegen Demonstrationen von 2008 zum Tode mit Aufschub verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2010/SonamTseringTodesurteil_20.11.html

(13) 04.11.2008, Die berechtigten Forderungen der Tibeter werden mit unmenschlichen Haftstrafen geahndet,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TSC/TSC_PM_4.11.html

(14) 01.02.2013, Tibeter in einem Schauprozess wegen angeblicher Anregung zu Selbstverbrennungen des „Mordes“ überführt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2013/LobsangKonchokLobsangTsering_1.2.html

(15) 29.08.2011, China verurteilt einen tibetischen Mönch, der seinen Neffen retten wollte, zu elf Jahren Gefängnis,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Phayul/2011/Kirti-3Moenche10-13Jahre.html

(16) 31.08.2011, Zwei weitere Mönche aus Kirti wegen „vorsätzlicher Tötung“ zu langen Haftstrafen verurteilt, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Phayul/2011/Kirti-3Moenche10-13Jahre.html

(17) 18.07.2013, Tibetischer Mönch wegen Selbstverbrennungen zu zehn Jahren verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2013/KalsangTsultrim_18.7.html

(18) 01.01.2014, Mönch im Zusammenhang mit Feuerprotest ein Jahr nach seiner Festnahme zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2014/GendunGyatso_1.1.html

(19) 02.03.2013, China verurteilt drei Tibeter zu bis zu 15 Jahren Gefängnis wegen „Selbstverbrennungs-Verbrechen“, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/Phayul/2013/LuchuUrteile_2.3.html

(20) 17.08.2013, Tibeter wegen Selbstverbrennung seiner Frau zum Tode verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2013/Dolma-Kyab_17.8.html

(21) 08.12.2011, Nach zwei Jahren im Gefängnis ist ein Mönch aus dem Kloster Labrang halbseitig gelähmt, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2011/ThapkeyGyatso_8.12.html

(22) 27.05.2009, China verweigert Angehörigen Zugang zu den zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Mönchen von Labrang,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2009/TsultrimGyatsoLabrang_Besuchverweigert_27.5.html

(23) 26.02.2010, Drei Tibeter in Nyarong zum Tode mit Bewährung, zu lebenslang und zu 16 Jahren verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2010/TodesurteileNyarong_26.2.html

(24) 27.05.2009, Chinesisches Gericht verurteilt sechs Mönche in Chamdo zu harten Strafen,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2009/SechsMoencheJomda_27.5.html

(25) 18.11.2009, Gründer einer tibetischen Website zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2009/KunchokTsephel15Jahre_18.11.html

(26) 30.04.2012, Harte Strafen für tibetische Demonstranten aus Drango, einmal sogar lebenslänglich, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2012/Drangolebenslang_30.4.html

(27) 18.06.2012, Acht Jahre Gefängnis für Kirti-Mönch,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2012/AdhuVillage_18.6.html

(28) 15.07.2006, Die Verurteilung eines Tibeters zu lebenslanger Haft 2001 wurde erst jetzt bekannt, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/RFA/2006/ChoeyingKhedrub.html

(29) 16.12.2004, Todesstrafe für Bangri Rinpoche in lebenslängliche Haft umgewandelt,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/TCHRD/2004/BangriDeathSentence.html

(30) 25.11.2011, Überraschender Tod von Chadrel Rinpoche, dem Leiter der Suchkommission nach dem Panchen Lama,
http://www.igfm-muenchen.de/tibet/diir/2011/ChadrelRinpoche-tot.html

Original: https://www.hrw.org/news/2019/05/21/china-free-tibetans-unjustly-imprisoned