29. November 2018
Central Tibetan Administration (CTA), www.tibet.net

Zwang zur Schulung – eine andere Methode, den tibetischen Buddhismus zu kontrollieren

Zweiundvierzig Mitglieder buddhistischer Klöster in der Präfektur Chamdo werden gezwungen, an einer Schulung über die Politik der Chinesischen Kommunistischen Partei (KPC) und Schlüsselpositionen des 19. Treffens des Nationalkongresses teilzunehmen.

Die Chinesische Kommunistische Partei zwingt buddhistische Mönche in der Präfektur Chamdo, TAR, einen Kurs in Recht und Gesetz zu besuchen, um „die Kenntnis der Gesetze unter der Lokalbevölkerung zu vermehren“. Zuständig für die Durchführung der Schulung sind der örtliche Zweig der Einheitsfrontabteilung und das Amt für ethnische und religiöse Angelegenheiten.

Wie die Organisation Free Tibet in London mitteilte, wurden 42 Mönche aus buddhistischen Klöstern Mitte November des Jahres einer acht Tage dauernden Ausbildung unterzogen, in der es um die Kernbotschaften des 19. Nationalen Volkskongresses Chinas und der kommunistischen Parteipolitik ging. Die Kursteilnehmer müssen nun dafür sorgen, daß die erworbenen Kenntnisse an die Klöster und die anderen Mönche weitergegeben werden.

Diese Maßnahme scheint Teil eines größeren Programms der KPC zu sein, den tibetischen Buddhismus zu kontrollieren. Das Dekret No. 5 vom 13. Juli 2007 (1) der chinesischen Staatsbehörde für religiöse Angelegenheiten, mit dem alle reinkarnierten Lamas zur Registrierung verpflichtet werden, war einer der ersten direkten Eingriffe in die Verwaltung des tibetischen Buddhismus (2).

Schulung der Mönche in Chamdo
(Foto Free Tibet)

„Das ist ja so, als ob Lamas oder Tulkus, die ihr Ende nahen sehen, zuerst die Chinesische Kommunistische Partei über ihre Absicht, bald zu sterben, informieren und dann um Erlaubnis bitten müssen, im nächsten Leben als Tulku wiedergeboren zu werden“, kommentierte Thubten Samphel, der frühere Direktor des Tibet Policy Institute der Tibetischen Zentralverwaltung.

Kampagnen zur patriotischen Erziehung und Umerziehung der buddhistischen Mönche gibt es schon lange, eigentlich schon seit der Besetzung Tibets, doch in den letzten Jahren wurden sie immer mehr intensiviert. Es gibt eine systematische Repression des tibetischen Buddhismus und Maßnahmen ohne Ende zur Kontrolle der Klöster. Die Verwaltung der meisten der größeren Klöster Tibets wurde von der kommunistischen Regierung übernommen, die die sogenannten „Demokratischen Verwaltungsräte (Democratic Management Committee/DMC) dirigiert. Diese setzen sich aus „patriotischen“ Mönchen und Nonnen, Parteikadern und zuverlässigen Regierungsbeamten zusammen.

„Das in ganz Tibet eingeführte Programm zum Training in Rechtskunde macht deutlich, wie die KPC versucht, die tibetischen Klöster zu kontrollieren. Auf der Basis dieser Trainingsprogramme müssen die buddhistischen Mönche dann ein Examen ablegen, in dem sie auf ihre Loyalität hin geprüft werden (3). Statt das Wissen der Mönche in den religiösen Schriften, die sie studiert haben, zu prüfen, müssen sie nun Prüfungen in chinesischem Recht, in Politik, Propaganda und den neuesten Zusätzen zur chinesischen Verfassung ablegen“, sagte Thinlay Chukki, ein Mitarbeiter bei der Abteilung für UNO und Menschenrechte im Department für Information und Internationale Beziehungen (DIIR) der Tibetischen Zentralverwaltung (CTA).

Die repressive Politik der KPC mit ihrem Fokus auf die tibetisch-buddhistischen Institutionen trieb diese in die Opposition, was die chinesische Regierung wiederum zum Anlaß nahm, die buddhistischen Zentren als Keime des Widerstands gegen China zu betrachten. Es ist paradox, daß der chinesische Staat eben diesen tibetischen Buddhismus, den er zu unterdrücken und zu kontrollieren sucht, nun benutzen will, um die ganze Welt mit seiner gigantischen Initiative der Neuen Seidenstraße (Belt and Road Initiative) zu überziehen. 

(1) http://www.china-zentrum.de/fileadmin/downloads/china-heute/2007/China_heute_154_Dokumentation_Verwaltungsmassnahmen_fuer_die_Reinkarnation_Lebender_Buddhas_des_tibetischen_Buddhismus.pdf (Übersetzung des Dekrets von „China heute“, 2017)

(2) 16.11.2007, Maßnahmen zum Management der Reinkarnation lebendiger Buddhas im tibetischen Buddhismus, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/tin/NewsUpdate2007/Reinkarnationsgesetz.html

(3) 30.10.2018, Neues Training in Gesetzeskunde soll tibetische Mönche zu Propagandaträgern für den Staat machen, http://www.igfm-muenchen.de/tibet/ctc/2018/MonastischePropagandisten_30.10.18.html