29. März 2012
Department of Information and International Relations, www.tibet.net
Radio Free Asia, www.rfa.org

31. Feuerprotest in Tibet: Mönch des Klosters Kirti verbrennt sich selbst und stirbt

Abschiedsworte von Jamphel Yeshi, der sich am 26. März in Indien verbrannte

Ein 20jähriger Mönch des Klosters Kirti ist das 31. Opfer der Selbstverbrennungswelle aus Protest gegen Pekings Herrschaft in Tibet.

Der 20jährige Lobsang Sherab rief Parolen gegen die „diskriminierende“ Politik Pekings, als er in der Gemeinde Cha in der TAP Ngaba, Provinz Sichuan, in Flammen stand. Dies teilte der in Indien im Exil lebende Mönch Kanyag Tsering mit.

„Die Selbstverbrennung ereignete sich am 29. März um 19.10 Uhr auf der Hauptstraße der Ortschaft Cha. Die Worte, die er dabei äußerte, waren nicht deutlich zu verstehen, aber klar ist, daß Sherab gegen die rücksichtslose Politik der chinesischen Behörden protestierte“.

„Er starb auf der Stelle“, erklärte Tsering. „Tibeter, die am Ort waren, versuchten seinen Körper in Sicherheit zu bringen, doch die chinesischen Sicherheitskräfte traten dazwischen und ließen dies nicht zu; zur Empörung der Tibeter nahmen sie die Leiche an sich und brachten sie weg“. „Sie befahlen auch den Läden in der Gemeinde, zu schließen, wohl als eine Vorsichtsmaßnahme“.

„Zwei Tage zuvor war Sherab in seinem Dorf Raruwa im Bezirk Ngaba gewesen“, vermutlich um Anstalten für die Selbstverbrennung zu treffen.

Sherab, der von seinen Eltern und drei Geschwistern überlebt wird, ist der 31. Tibeter, der sich seit 2009 selbst in Flammen setzte, während immer mehr Leute gegen Pekings Herrschaft protestierten und nach der Rückkehr des Dalai Lama riefen.

Sherab, der Sohn von Sodon (Vater) und Nyima (Mutter), kam mit 9 Jahren in das Genden Tenpel Ling Kloster, eine kleinere Einrichtung von 31 Mönchen, später trat er in das riesige Kloster Kirti ein, wo er erfolgreich seine buddhistischen Studien abschloß.

Indessen starb ein anderer Tibeter am Mittwoch, dem 28. März, in Indien, zwei Tage nachdem er sich in Neu-Delhi in Brand gesteckt hatte. Es ist dies die zweite tödliche Selbstverbrennung eines Exil-Tibeters, 1998 hatte sich Thupten Ngodup in Indien selbst verbrannt.

Jamphel Yeshi übergroß sich mit Benzin, zündete sich an und von Flammen umlodert rannte er am Montag entlang einer Straße der Hauptstadt Neu-Delhi, aus Protest gegen den Besuch des chinesischen Präsidenten Hu Jintao in Indien.

Bilder, die Jamphel Yeshi zeigen, wie er brennend an anderen Demonstranten vorbeistürmt, erschienen in Zeitungen und auf Websites in der ganzen Welt. Yeshi wohnte in der Flüchtlings-Enklave Majnu ka Tila am Nordrand der Hauptstadt, wo seit Jahrzehnten Tausende von Exiltibetern leben.

Auf die Welle der Selbstverbrennungen hin starteten die bekannte tibetische Bloggerin Woeser und der ehrwürdige tibetische Lama Arjia Rinpoche einen Aufruf, mit diesen feurigen Protesten Schluß zu machen. Tibeter, die die chinesische Herrschaft ablehnten, sollten vielmehr „am Leben bleiben, um weiter kämpfen und ihr Ziel verfolgen zu können“.

Lobsang Sangay, der Chef der tibetischen Exilregierung in Dharamsala, erklärte, daß er entschieden gegen die Selbstverbrennungen sei, die eigentliche „Schuld“ an dem Geschehen aber bei den Hardlinern in Peking zu suchen sei. Er warf Peking vor, seit über einem halben Jahrhundert alles daran zu setzen, um „das tibetische Volk und seine Kultur zu vernichten“.

30. März 2012

Jamphel Yeshi hinterließ eine bewegende aus fünf Punkten bestehende Abschiedsbotschaft in seinem Zimmer, ehe er sich am 26. März vor aller Augen in Brand steckte:

1. Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama - das leuchtende Vorbild für den Frieden in der Welt. Wir sollten alles tun, damit Seine Heiligkeit nach Tibet zurückkehren kann. Ich bete darum und glaube fest, daß das tibetische Volk innerhalb und außerhalb Tibets eines Tages vereint sein wird, und alle gemeinsam die tibetische Nationalhymne vor dem Potala Palast singen werden.

Photomontage von Tsering Woeser
Jamphel Yeshes Worte an seine Landsleute

2. Meine lieben tibetischen Landsleute, im Hinblick auf unser zukünftiges Glück und den Weg vor uns ist Loyalität erforderlich. Sie ist Geist und Leben eines Volkes, sie ist der Mut, die Wahrheit zu suchen, sie ist der Wagenlenker, der uns zum Glück führt. Meine tibetischen Landsleute, wenn Ihr nach Gleichheit und Glück verlangt, so wie andere Leute auf der Welt sie haben, müßt Ihr euch dieses Wort „Loyalität gegenüber Eurem Land“ tief ins Herz schreiben. Loyalität ist die Weisheit, sie ermöglicht, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden, Ihr müßt große Anstrengungen unternehmen, seien Eure Werke nun groß oder klein.

3. Freiheit ist die Grundlage des Glücks für alle Lebewesen. Ohne Freiheit sind die sechs Millionen Tibeter wie eine im Wind flackernde Butterlampe, ohne Richtung und Ziel. Meine tibetischen Landsleute aus den drei Provinzen Tibets, uns ist allen klar: Wenn wir unsere Kraft vereint einsetzen, wird die Frucht uns sicher sein. Verliert daher nicht Eure Entschlossenheit und Kraft.

4. Was ich hier mitteilen möchte, ist das Anliegen von sechs Millionen Tibetern. Jetzt, wo wir uns endgültig auf unser Ziel zu bewegen: Wenn ihr Reichtum besitzt, ist es Zeit, ihn einzusetzen. Wenn Ihr Qualitäten habt, ist es nun Zeit, sie zu nutzen, um zu Ergebnissen zu kommen. Wenn Ihr über Euer Leben bestimmen könnt, meine ich, der Tag sei gekommen, Euer Leben hinzugeben. Der Zweck, daß Tibeter in unserem 21. Jahrhundert ihren kostbaren Körper verbrennen, ist, daß die Welt von dem Leiden der sechs Millionen Tibeter erfahre, daß ihnen die grundlegenden Menschenrechte vorenthalten werden. Wenn Ihr Liebe und Mitgefühl habt, dann steht auf für das hilflose tibetische Volk!

5. Wir fordern die Freiheit, unsere Religion und Kultur praktizieren zu können. Wir fordern die Freiheit, unsere eigene Sprache verwenden zu dürfen, wir fordern dieselben Rechte wie andere Leute, die anderswo auf der Welt leben, sie haben. Ihr Menschen in aller Welt, stellt Euch hinter uns und erhebt Euch für Tibet! Tibet gehört den Tibetern, Sieg sei Tibet!“