Presseerklärung des Tibetischen Parlaments-im-Exil zur Lage in Tibet
Am 14. Oktober 2011 wurde der 40jährige Geshe Tsultrim Gyatso aus dem Kloster Ditsa in Amdo von der Geheimpolizei von Qinghai festgenommen. Während der letzten zehn Jahre war er der Leiter der Verwaltung des Klosters Ditsa. Er wirkte auch als Lehrer an mehreren tibetischen Schulen der Gegend.
Am 19. Oktober 2011, dem 49. Tag nach dem Tod des früheren Kalon Tripa [Premier] Juchen Thupten Namgyal, zelebrierten der Topden (1) des Dzogchen-Klosters in Derge in Kham und ein paar andere Personen der Tradition entsprechend ein Ritual für den Verstorbenen in der Tempelhalle. Die chinesische Polizei verbat ihnen, die Zeremonie durchzuführen, und nahm den Topden fest, weil er eine Gebetswache organisiert habe. Sein Verbleib ist unbekannt.
Am 19. Oktober 2011 wurde ein junger tibetischer Schriftsteller und Aktivist, Mechey, von der Geheimpolizei zu Hause festgenommen. Mecheys eigentlicher Name ist Choepa Lugyal und er stammt aus Yadzi in Nordost-Tibet. Er arbeitete für den Volksverlag von Gansu.
Dawa Tsering, ein 38jähriger Mönch des Klosters Kardze im Bezirk Kardze, setzte sich am 25. Oktober 2001 während eines alljährlich stattfindenden religiösen Ereignisses in Brand, während er „Lang lebe Seine Heiligkeit der Dalai Lama“ rief. Er wurde von Mitmönchen in das Volkskrankenhaus gebracht, aber lehnte dort weitere Behandlung ab, weil er sich für Tibet und das tibetische Volk angezündet habe. Sein körperlicher Zustand ist unbekannt.
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Neun "Helden", die sich selbst verbrannten
(Bildquelle: SOSTibet, Wien)
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Seit März dieses Jahr haben sich insgesamt zehn Tibeter, zumeist Mönche, um Tibets und der Sache Tibets willen selbst verbrannt. Von diesen zehn sind fünf gestorben, während der Zustand der anderen fünf unbekannt ist. Die chinesische Regierung beschuldigte die „Dalai Clique“, diese Personen zu ihrer Tat motiviert zu haben und bezeichnete mittels ihrer Propaganda-Maschinerie die Selbstverbrennungen der Tibeter als Akte des Terrorismus.
Das Tibetische Parlament-im-Exil erklärt hiermit, daß diese Anschuldigungen der chinesischen Regierung jeglicher Grundlage entbehren. Es ist unerhört, den Finger auf andere zu richten, und dabei zu verschweigen, daß die eigene Politik in Tibet verfehlt ist.
Das Tibetische Parlament-im-Exil bittet Regierungsgremien und Nicht-Regierungs-Organisationen in aller Welt, insbesondere die Vereinten Nationen, Schritte im Hinblick auf die ungerechte und verfehlte Politik, die China in Tibet betreibt, zu ergreifen. Außerdem sollten sie fordern, daß die Brandverletzungen jener Tibeter, die sich selbst anzündeten, medizinisch ordnungsgemäß behandelt werden.
Ebenso rufen wir die internationale Gemeinschaft auf, sie möge die chinesische Regierung drängen, Geshe Tsultrim Gyatso vom Kloster Ditsa unverzüglich freizulassen, sowie den Topden von Derge Dzogchen und den tibetischen Schriftsteller Mechey. Gleichzeitig fordern wir eine unabhängige Untersuchung der düsteren Lage in Tibet durch neutrale Journalisten, Forscher und Politiker. Wenn eine solche Untersuchung durchgeführt würde, käme es heraus, daß die chinesische Propaganda einer gleichen und harmonischen Gesellschaft nicht stimmt, und die Wahrheit würde ans Licht kommen.
Wir wehren uns entschieden gegen die von der chinesischen Regierung gepflegte Methode, andere für ihre eigenen Fehler verantwortlich zu machen.
(1) Person, welche die traditionelle Himmelsbestattung durchführt
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