18. März 2008
Kloster Kirti Jepa, Dharamsala, Indien

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Anhalten der blutigen Konfrontationen im Bezirk Ngaba, Provinz Amdo, heute Sichuan

Mönche des Exilklosters Kirti in Dharamsala setzten die schrecklichen Aufnahmen der bei den Protesten in Ngaba Kirti am 15. und 16. März Getöteten zu einem Plakat zusammen, das Originalbild umfaßt 2,5 MB und eignet sich zum großformatigem Ausdruck.

Hier ist der Begleittext zu diesen Bildern, den Tamdin Dorjee am 18. März aus Dharamsala schickte:

Seit dem 16. März erhielten wir auf telefonischem Wege immer wieder zuverlässige Nachrichten über die anhaltenden Proteste.

1. Am 16. März veranstalteten die Mönche des Klosters Kirti Dongri, Bezirk Ngaba, eine friedliche Demonstration in der Stadt Lota. Sie holten zwei chinesische Flaggen vom Dach des Rathauses und der Schule herunter und verbrannten sie. Die chinesischen Behörden behaupten daraufhin, die Tibeter hätten um 2.00h nachts am 17. März das Rathaus und weitere Regierungsgebäude niedergebrannt. Zu dieser Zeit waren aber gar keine Tibeter auf dem Marktplatz von Lota unterwegs. Vermutlich wurden diese Gebäude von chinesischen Sicherheitskräften in Brand gesetzt, um die Tat den Tibetern anzuhängen.

2. Am 16. März gingen Fotos der Leichen von acht der von chinesischen Soldaten ermordeten Tibeter bei uns ein. Es waren Mönche, Nomaden, Bauern, Studenten und andere. Das älteste Opfer war 64 und das jüngste 17 Jahre alt.

3. Am 16. März wurden zwei Schüler aus Ngoeshul, das Mädchen Ngoedrup Tso und der Knabe Atisha, im Verlauf einer friedlichen Demonstration im oberen Landkreis Ngaba von Polizisten und Soldaten ermordet. Ein weiterer Tibeter wurde schwer verletzt.

4. Am 16. März um 14.00h (Ortszeit) veranstalteten die Mönche aus dem Kloster Ngaba Nangzhig eine friedliche Protestaktion, der sich die Bevölkerung aus der Ortschaft um das Kloster anschloß. Chinesische Soldaten und Polizeikräfte eröffneten das Feuer und töteten einen Mönch des Klosters Nangzhig.

5. Am 17. März wurden zwei Tibeter, die gerade an einer friedlichen Demonstration in der Stadt Meri Ma teilgenommen hatten und in die etwa drei Kilometer entfernte Ortschaft Lamlung gegangen waren, von chinesischen Soldaten brutal ermordet. Ferner erschossen chinesische Soldaten in Meri Ma den Knaben Sangye Zhisang und drei weitere namentlich nicht bekannten Tibeter. Ihre Leichen wurden von der chinesischen Polizei konfisziert. Durch Schläge mit Gewehrkolben wurden mehrere Tibeter schwer verletzt. Etwa 20 Tibeter wurden festgenommen und zum Verwaltungssitz von Ngaba gebracht. Die meisten Einwohner von Meri Ma sind aus ihren Häusern geflohen und verstecken sich nun in den umliegenden Bergen.

6. Am 17. März begannen 800 Tibeter, sowohl Laien als auch Mönche, aus dem Kloster Ngaba Amchog Tsenyi und der umliegenden Ortschaft friedlich gegen die chinesische Regierung zu demonstrieren.

7. Ungefähr zur selben Zeit brachen über 1000 Tibeter, vor allem Schüler der Gyalrong Barham kyi Geoe Oberschule zu einer friedlichen Demonstration gegen die chinesische Regierung auf. Als die Schüler der Barkham Mittelschule das Schulgelände verlassen wollten, schloß die Polizei das Haupttor und sperrte sie auf dem Gelände ein. Daraufhin begannen sie einen Hungerstreik und riefen: „Wir wollen unbedingt Seine Heiligkeit den Dalai Lama sehen. Deshalb sollte die chinesische Regierung seine Rückkehr nach Tibet gestatten.“

8. Die Tibeter des Bezirks Ngaba verfaßten drei Briefe an ihre Landsleute im Exil. Sie schrieben darin, daß die chinesische Regierung lügt, wenn sie behauptet, sie würde nicht auf Tibeter schießen; daß die meisten Leichen der zwanzig im Bezirk Ngaba von chinesischen Soldaten ermordeten Tibeter nicht an ihre jeweiligen Familien übergeben wurden; daß junge und alte Tibeter bereit sind, ihr Leben zu opfern, um Widerstand gegen das chinesische Regime zu leisten; daß sie fordern, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama nach Tibet zurückkommt und daß die Tibeter in Frieden und Freiheit leben wollen. Das Ziel ihres Protestes ist ferner, daß die Tibeter im Exil und diejenigen in Tibet wieder zusammenleben können.

9. Am Morgen des 18. März erhielten wir die Nachricht, daß die Einwohner einer zwischen den Bezirken Ngaba und Machu gelegenen Nomadensiedlung eine friedliche Demonstration veranstaltet haben.

10. Am 17. März um 8.00h morgens (Ortszeit) führten Mönche aus den Klöstern Boshod in Ngochi Tirod und Lhasol in Thewo Dragon eine Demonstration von mehr als 200 Tibetern an, aber als sie auf dem Weg vom Kloster Lhasol zu der Kreisstadt Thewo waren, wurden sie von über 100 Soldaten, die aus Yiwa Shang herbeigeeilt waren, aufgehalten.