3. August 2002
Department of Information and International Relations (DIIR)

Central Tibetan Administration
Dharamsala, 176 215, H.P. India, e-mail: diir@gov.tibet.net, website: www.tibet.net

Presseerklärung: Chinas Panchen Lama ist kein tibetischer Panchen Lama

Inhalt
Was die Tibeter von Chinas Panchen Lama halten
Der Zehnte Panchen Lama - Ein Leben voller Leid und Opfer
Chronologie der Ereignisse um die Anerkennung des 11. Panchen Lama

Teil 1

Was die Tibeter von Chinas Panchen Lama halten

Das von Peking hochgejubelte Treffen von Premierminister Zhu Rongji am 31. Juli mit dem 13-jährigen Jungen, den die Chinesen dem tibetischen Volk als den 11. Panchen Lama aufzwingen wollen, ist ein weiterer Akt bei ihren Bemühungen, internationale Anerkennung für den Knaben zu gewinnen.

Die chinesische Führung meint wohl, daß ihre Kontrolle über Tibets Geistlichkeit auch ihre Herrschaft über die Gemüter der Tibeter und ihre Loyalität garantieren würde. Was sie jedoch nicht sehen will, ist, daß sich die Autorität eines geistlichen Würdenträgers eben daher ableitet, daß er von einem anderen, vom Volke verehrten Vertreter der Geistlichkeit anerkannt wurde. Eine Reinkarnation, die vom Volk nicht respektiert wird, ist eine nutzlose Marionette in den Händen der Obrigkeit.

Die chinesische Regierung hofft, das Bild dieses Jungen der Welt einzuprägen, indem sie ihn ihr unentwegt als den Panchen Lama Tibets vorführt. Sie meint wohl, wenn eine Lüge nur oft genug wiederholt wird, würde sie zur Wahrheit.

Bei dem tibetischen Volk führt diese Art von Manövern nur dazu, die nationale Sorge um das Schicksal eines anderen 13-jährigen Knaben, Gedhun Choekyi Nyima, der nun schon 7 Jahre irgendwo an geheimem Ort gefangen gehalten wird, zu vertiefen. Die chinesischen Behörden entführten ihn, kurz nachdem Seine Heiligkeit ihn im Mai 1995 zum 11. Panchen Lama erklärt hatte. Wenige Monate später, im Dezember 1995, ließen sie eine Gruppe tibetischer Lamas im Jokhang Tempel in Lhasa antreten und zwangen sie, die groteske Zeremonie der Losziehung aus der Goldenen Urne zur Bestätigung der Wahl Pekings zu vollziehen.

Die Ablehnung Gedhun Choekyi Nyimas und seine Verschleppung durch die chinesische Regierung rief bei den Tibetern großen Ärger hervor. Sie brachten anonyme Wandzeitungen an, auf denen sie sich zu dem von Seiner Heiligkeit auserkorenen Panchen Lama bekannten. Die öffentliche Stimmung war zu dieser Zeit in Tibet dermaßen geladen, daß die Behörden ein massives Aufgebot an Sicherheitspersonal aufmarschieren ließen und eine neue Welle der "politischen Umerziehung" starteten. Sogar im Kloster Tashilhunpo, dem traditionellen Sitz des Panchen Lama, begehrten Hunderte von Mönchen bei einer Umerziehungs-Versammlung auf und forderten die Einsetzung des "echten Panchen Lama" und "ihres Chadrel Rinpoche". Das war insofern ein beachtliches Ereignis, als die chinesischen Behörden bis dahin Tashilhunpo als ein vorbildliches Kloster gerühmt hatten, dessen Loyalität sie für gegeben hingenommen hatten.

Im September jenen Jahres veröffentlichte Tibet Information Network, eine Nachrichtenagentur in London, eine Liste von 48 Tibetern, die inhaftiert worden waren, weil sie ihrem Glauben an den von Seiner Heiligkeit, dem Dalai Lama, anerkannten Panchen Lama Ausdruck verliehen hatten. Selbstverständlich waren es mehr, deren Namen man jedoch nicht kennt.

Daß die Tibeter diese Einmischung in ihre jahrhundertealte spirituelle Tradition sehr übel nehmen, entgeht der chinesischen Obrigkeit natürlich nicht. Dies erklärt auch die Entscheidung der Chinesen, mit der Tradition zu brechen und ihren Günstling nicht ins Tashilhunpo Kloster zur geistlichen Ausbildung zu bringen. Sie wissen genau, würden sie ihn nach Tashilhunpo bringen, so würde die Verachtung des tibetischen Volkes nur allzu deutlich zu Tage treten. Und das könnte spirituell gesehen wieder zunichte machen, was sie bisher durch reine Gewaltanwendung erreicht haben.

Thupten Samphel
Staatssekretär, Abteilung für Information und Internationale Beziehungen der Tibetischen Regierung im Exil

Teil 2

Der Zehnte Panchen Lama - Ein Leben voller Leid und Opfer

Der letzte Panchen Lama wurde am 3. Februar 1938 in dem Dorf Darang Bidho in Amdo, Nordost-Tibet, geboren. Fast seit dem Augenblick seiner Geburt war er ein Gefangener des politischen Spiels zwischen den chinesischen Ambitionen in Tibet und Tibets hartnäckigem Widerstand gegen die chinesischen Ansprüche.

Der Panchen Lama war gerade elf Jahre als, als der Befehlshaber der Militärdivision Lanzhou der Volksbefreiungsarmee (PLA) in seinem Namen ein Telegramm an Mao Zedong schickte, in dem er um die "Befreiung Tibets" bat. Mao antwortete: "Das tibetische Volk hegt große Liebe zum Mutterland. Es widersetzt sich den ausländischen Imperialisten und ist willens, der neuen vereinten, und mächtigen Nation der Volksrepublik China anzugehören, in der alle alle die gleichen Rechte haben".

In Verfolgung ihrer Politik von "teile und herrsche" versuchte die kommunistische Regierung Chinas, den Panchen Lama als einen Rivalen zu Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama aufzubauen. 1951 wurde der Panchen Lama nach Peking eingeladen, und zwar zeitgleich mit der Ankunft einer tibetischen Delegation, welche schließlich gezwungen wurde, das "Siebzehn-Punkte-Abkommen über Maßnahmen zur friedlichen Befreiung Tibets" zu unterzeichnen. Während seines Aufenthalts in Peking wurde dem Panchen Lama befohlen, ein Telegramm an den Dalai Lama zu senden, in dem er die Wichtigkeit der "Verwirklichung des Siebzehn-Punkte-Abkommens unter der Führung der Volksrepublik China" betonte.

Am 28. April 1952 traf der Panchen Lama auf dem Weg zu seinem in Shigatse gelegenen Kloster Tashilhunpo in Lhasa ein. Während seines kurzen Aufenthalts in Lhasa hatte er zwei Audienzen bei Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama. Dieser hielt seine Eindrücke vom Panchen Lama während des Zusammentreffens in seiner Autobiographie "Mein Land und mein Volk" fest. Seine Heiligkeit sagt dort, daß der Panchen Lama "echten Respekt für meine Position zeigte, so wie es sich dem Brauch des Buddhismus gemäß einem älteren Mönch gegenüber gehört. Sein Benehmen war korrekt und angenehm, ich hatte, kurz gesagt, einen echten Tibeter vor mir, von dessen natürlichem Wohlwollen ich beeindruckt war. Ich war mir sicher, daß er, wäre er sein eigener Herr gewesen, von ganzem Herzen Tibet gegen die Eingriffe der Chinesen verteidigt hätte".

Nach der Flucht Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Indien im Jahre 1959 wurde der Panchen Lama zum stellvertretenden Vorsitzenden des "Vorbereitungskomitee für die Bildung der Autonomen Region Tibet" ernannt. 1960 machten ihn die Chinesen außerdem zum Vize-Präsidenten des Nationalen Volkskongresses, denn sie hofften, ihn als einen ihnen hörigen Sprecher für ihre Politik in Tibet benutzen zu können. Der Panchen Lama vertrat jedoch standhaft die nationalen Interessen Tibets. Er war tief erschüttert, als er erfuhr, daß die Chinesen Hunderttausende von Tibetern - Regierungsbeamte, hohe Lamas und Gelehrte, regionale Führungspersönlichkeiten und Menschen aus allen Schichten und Berufen - ins Gefängnis geworfen hatten. Er warf der chinesischen Führung vor, daß sie das gesamte tibetische Volk terrorisiere. Diese tat seinen Protest jedoch schnell ab, indem sie erklärte, derartige Fehler seien bei allen Reformbewegungen unvermeidlich.

In seiner Eigenschaft als Vize-Präsident des Nationalen Volkskongresses reiste der Panchen Lama durch viele Gegenden Tibets. Im Mai 1962 unterbreitete er eine 70.000 Wortzeichen umfassende Petition an Mao Zedong und Zhou Enlai, in welcher die von der chinesischen Armee an den Tibetern begangenen Brutalitäten detailliert geschildert wurden. Unter anderem hieß es darin: "Die Einführung der Reformen fügte dem Buddhismus dermaßen ernsten Schaden zu, daß er nun kurz vor der Auslöschung steht... Viele Gefangene kamen auf schreckliche Weise zu Tode, als die Diktatur des Proletariats eingeführt wurde. Dadurch wurde die tibetische Bevölkerung in den letzten Jahren erheblich reduziert... Abgesehen von den alten Menschen, Frauen und Kindern wurden in den tibetischen Gebieten Qinghais, Gansus, Sichuans und Yunnans die meisten der gesunden, kräftigen und intelligenten Leute ins Gefängnis geworfen."

Der "Vorsitzende" Mao Zedong reagierte wütend auf diese Petition und nannte sie einen "vergifteten Pfeil, der auf die Kommunistische Partei Chinas gerichtet ist".

Der Panchen Lama brachte die chinesische Führung auch 1964 gegen sich auf, als er in Shugtri Lingka, seiner Residenz in Lhasa, vor einer großen Menschenmenge erklärte, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama für ihn "die Zuflucht für dieses und für das nächste Leben" sei.

In der Folge griffen bei einer Sitzung des TAR Vorbereitungs-Komitees, das vom 18. September bis zum 4. November 1964 tagte, Zhang Guohua und andere chinesische Funktionäre den Panchen Lama heftig an und warfen ihm vor, er sei gegen die Partei, gegen den Sozialismus und gegen das Volk. Er wurde daraufhin seines Postens als Vorsitzender des Komitees enthoben und den berüchtigten thamzing (Kampfsitzungen) unterworfen. Später wurde er nach Peking gebracht und unter Hausarrest gestellt.

Mit Ausbruch der Kulturrevolution verschlimmerte sich seine Lage noch mehr. Im August 1966 wurde er wieder mit einem thamzing gepeinigt und von den roten Garden angegriffen, gedemütigt und gefoltert. 1969 wurde er dann offiziell im Pekinger Qin Cheng Gefängnis inhaftiert, aus dem er erst im Oktober 1977 entlassen wurde.

Wei Jingsheng, Chinas bekanntester Dissident, schrieb am 3. März 1979 auf einer 20 Seiten langen Wandzeitung, das Leben im Qin Cheng Gefängnis sei damals dermaßen unerträglich gewesen, daß der Panchen Lama, ebenso wie andere Insassen, zu einer bestimmten Zeit versucht hätte, Selbstmord zu begehen. Er verweigerte die Nahrung und sagte, er wolle nicht mehr leben. "Ihr könnt meinen Körper zum Zentralkomitee bringen", soll er laut Wei erklärt haben.

Die Außenwelt erfuhr erstmals im am 26. Februar 1978 vom Wiederauftauchen des Panchen Lama, als die New China News Agency verkündete, daß er bei der fünften Tagung des Nationalkomitees der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes in Peking anwesend gewesen sei. Bis dahin wußten selbst die Tibeter in Tibet nicht, ob der Panchen Lama noch am Leben war oder nicht.

1980 wurde der Panchen Lama wieder als Vize-Präsident des Nationalen Volkskongresses eingesetzt. Unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis ersuchte er die chinesische Regierung um Erlaubnis, Tibet besuchen zu dürfen.

Als er in Lhasa eintraf, erklärte er: "Tibet ist meine Heimat und dieses Land liegt mir besonders am Herzen. Obwohl ich die letzten achtzehn Jahre abwesend war, schlug mein Herz stets für die Menschen in Tibet. Stets habe ich Tibet und mein Volk vermißt und mich um sein Wohlergehen gesorgt." Bis zu seinem Tode besuchte er Lhasa noch siebenmal und reiste außerdem durch verschiedene Teile Amdos und Khams.

Als er 1985 während des Monlam Festes zu einer Versammlung von Tibetern in Lhasa sprach, sagte der Panchen Lama. "Seine Heiligkeit den Dalai Lama und mich verbindet eine geistige Freundschaft. Es gibt keinen Unterschied zwischen Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und mir. Einige Leute versuchen, einen Keil zwischen uns zu treiben, aber das wird ihnen nicht gelingen".

Auf der Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses (TAR), die im März 1987 in Peking stattfand, kritisierte der Panchen Lama unverhohlen vor einer Versammlung von Tibetern die von der chinesischen Regierung in Tibet betriebene Bildungs- und Wirtschaftsentwicklungs- und Siedlungs-Politik, sowie die diskriminierende Behandlung der Tibeter.

Am 9. Januar 1989 traf der Panchen Lama in Shigatse ein, um die soeben renovierten Mausoleen des Fünften und Neunten Dalai Lamas einzuweihen. Am 24. Januar 1989 verkündete er Lama in Shigatse öffentlich, die chinesische Herrschaft in Tibet habe dem Volk mehr Zerstörung als Nutzen gebracht. Und am 28. Januar 1989, vier Tage nach dieser historischen Verurteilung, starb der Panchen Lama im Kloster Tashilhunpo.

Sein so plötzlicher und mysteriöser Tod gab zu einer Menge Spekulationen Anlaß. Wurde er umgebracht oder starb er eines natürlichen Todes? Jedoch wurde seit seinem Tod immer klarer, daß der Zehnte Panchen Lama ein Patriot und Märtyrer für die Sache Tibets gewesen war. Daran gehindert, seinen Gedanken und Gefühlen Gehör zu verschaffen und über ein Jahrzehnt lang eingekerkert und beschimpft, war er dennoch einer der heftigsten und mutigsten Kritiker der Politik Maos in Tibet.

Teil 3

Chronologie der Ereignisse um die Anerkennung des 11. Panchen Lama

28. Januar 1989: Der Zehnte Panchen Lama, Lobsang Trinley Choekyi Gyaltsen, stirbt in Shigatse, Tibet.

21. März 1991: Der chinesischen Regierung wird über ihre Botschaft in New Delhi mitgeteilt, daß Seine Heiligkeit der Dalai Lama bei der Suche nach der Reinkarnation des Panchen Lama gerne behilflich wäre. Seine Heiligkeit bringt zugleich den Wunsch zum Ausdruck, eine aus Mönchen bestehende Delegation an den Lhamoi Lhatso, einen heiligen See bei Lhasa, zu senden, um dort zu beten und in dem See prophetische Visionen zu schauen, die ihr den Weg zu der echten Reinkarnation weisen würden. China lehnte dieses Ansinnen drei Monate später mit dem Zusatz ab, es bestehe keine Notwendigkeit für eine "Einmischung von außen".

17. Juli 1993: Der amtierende Abt des Klosters Tashilhunpo und Leiter der offiziellen chinesischen Suchdelegation, Chadrel Rinpoche, übermittelt Kalon Gyalo Thondup einen Brief und Geschenke für Seine Heiligkeit den Dalai Lama aus Peking. Der Brief handelt von dem Fortschritt, der inzwischen bei der Suche nach der Reinkarnation gemacht wurde.

5. August 1993: Dharamsala übergibt der chinesischen Botschaft in New Delhi eine Antwort an Chadrel Rinpoche. Darin wird eine Einladung für eine Delegation unter seiner Leitung ausgesprochen, die nach Indien kommen soll, um die Dinge in bezug auf die Suche nach der Reinkarnation des Panchen Lama direkt zu diskutieren. Der Brief blieb unbeantwortet.

17. und 18. Oktober 1994: Ein Chinese mit engem Kontakt zur Regierung in Peking trifft mit hochrangigen Tibetern in Dharamsala zusammen. Bei diesen Besprechungen bittet Seine Heiligkeit ihn, er möge doch Peking daran erinnern, daß er immer noch auf eine Antwort auf seinen Brief an Chadrel Rinpoche warte. Seine Heiligkeit betont auch, wie wichtig es sei, sich bei der Suche nach der Reinkarnation des Panchen Lama streng an die traditionellen religiösen Vorschriften zu halten.

Januar 1995: Dharamsala schickt zwei Mitteilungen an den genannten Chinesen, in denen es an die im Oktober 1994 stattgefundene Besprechung erinnert und ihn bittet, auf eine baldige Antwort von der chinesischen Regierung zu dringen.

14. Mai 1995: Seine Heiligkeit erkennt Gedhun Choekyi Nyima, einen 6-jährigen Knaben aus Nagchu im nördlichen Tibet, als die Wiedergeburt des Panchen Lamas an.

17. Mai 1995: Die Nachrichtenagentur Xinhua bringt eine scharfe Reaktion eines Sprechers des chinesischen Amtes für Religiöse Angelegenheiten. Dieser bezeichnet den Akt Seiner Heiligkeit als illegal und beschuldigt ihn, "die feststehenden historischen Konventionen mißachtet und die religiösen Rituale untergraben zu haben".

17. Mai 1995: Chadrel Rinpoche wird auf seinem Weg nach Tibet in Chengdu verhaftet und nach Peking zurückgeflogen, wo er unter Hausarrest gestellt wird.

18. Mai 1995: Die Chinesen starten ihre Kampagne zur Verurteilung der Proklamation des neuen Panchen Lama durch Seine Heiligkeit den Dalai Lama. Touristen in Shigatse berichten von einem auffallenden Anstieg der Militär Präsenz.

Mitte Mai 1995: Gedhun Choekyi Nyima und seine Familie werden nach China gebracht, wohin bleibt unbekannt.

19. Mai 1995: In den Straßen Lhasas tauchen Plakate auf, auf denen der Behauptung Pekings, daß zur Wahl des Panchen Lama schon immer die goldene Urne gebraucht wurde, widersprochen wird.

20. Mai 1995: Dharamsala reagiert auf die chinesische Erklärung , indem es die historischen Konventionen für die Anerkennung von Wiedergeburten darlegt und Peking bittet, kein Politikum aus den religiösen Traditionen Tibets zu machen.

21. Mai 1995: Plakate zur Unterstützung des Kandidaten Seiner Heiligkeit des Dalai Lama tauchen in Shigatse auf.

23. Mai 1995: Einem Bericht aus Lhasa zufolge ordneten die chinesischen Behörden an, daß bei allen politischen Umerziehungs-Meetings von nun an das Verbot öffentlicher Diskussionen des Panchen Lama Themas bekanntzugeben sei.

12. Juli 1995: Chinesische Spezialeinheiten der Polizei stürmen eine große religiöse Zeremonie in Tashilhunpo, im Verlauf derer über hundert Mönche gedroht hatten, gegen die gewaltsame Intervention der chinesischen Regierung bei der Bestimmung des neuen Panchen Lamas zu demonstrieren.

14. Juli 1995: Das regionale Amt für religiöse Angelegenheiten in Shigatse ordnet offiziell an, Chadrel Rinpoche, Gyatrul Rinpoche und andere führende Lamas vom Kloster Tashilhunpo ihrer Ämter zu entheben. Acht pro-chinesische Personen, darunter Sengchen Lobsang Gyaltsen und Lama Tsering, werden als neue Verwalter des Klosters Tashilhunpo eingesetzt.

14. September 1995: Tibet Information Network, eine Beobachter-Gruppe in London, veröffentlicht eine Liste von 48 Tibetern, die im Zusammenhang mit der Diskussion um die Reinkarnation des Panchen Lama von der chinesischen Polizei verhaftet wurden.

8. November 1995: Die "Vereinte Front Chinas" zitiert 75 Tibeter, darunter den von den Chinesen ernannten Thronhalter aus dem Kloster Ganden, Bomi, zu einer Tagung nach Peking. Bei dieser legt die Vereinte Front eine Liste von drei von Peking ausgewählten Panchen Lama Kandidaten vor.

14. November 1995: Die 75 Teilnehmer an der Tagung der United Front kehren nach Lhasa zurück.

19. November 1995: Der von den Chinesen ernannte Ganden Thronhalter Bomi verschwindet aus seinem Heim.

29. November 1995: Bomi taucht in Lhasa auf, um die Lose zur Bestimmung des chinesischen Kandidaten für die Position des Panchen Lama aus der Goldenen Urne zu ziehen. Bei der Ziehung der Lose erscheint der Name des sechsjährigen Gyaltsen Norbu aus der Gegend von Nagchu in Nordtibet, der nun zum Panchen Lama gemacht wird.

8. Dezember 1995: Gyaltsen Norbu wird unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und dem Einsatz von über 500 PLA Soldaten in Tashilhunpo, dem traditionellen Sitz der Panchen Lamas, inthronisiert.

18. Januar 1996: Ein Sprengsatz explodiert im Haus von Sencheng Lobsang Gyaltsen in Lhasa, einem tibetischen Lama, der aus politischen Gründen zu seinem Amt gelangte und bei der Einsetzung des von den Chinesen erwählten Panchen Lamas eifrig mit ihnen kooperiert hatte.

2002: Peking verweigert weiterhin, den Aufenthaltsort von Gedhun Choekyi Nyima und seiner Eltern bekanntzugeben.

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