30. Juni 2018
Tibetan Review, www.tibetanreview.net

China drangsaliert die Familie einer geflohenen Tibeterin wegen angeblicher “Dalai Lama Vergehen”

Die chinesischen Behörden machen der Familie einer Tibeterin, die sie während ihres dritten Besuchs in ihrer Heimat im Kreis Nyalam, Präfektur Shigatse, TAR, mit einem Bild des Dalai Lama in ihrem Mobiltelefon erwischten, das Leben unmöglich. Sie hatte das Bild zudem über verschiedene soziale Online-Netzwerke in Umlauf gebracht. Die Frau, Kelsang Lhamo, ist inzwischen wieder aus Tibet geflohen und lebt nun in Südindien. Dies berichtete der in Oslo ansässige Radiodienst Voice of Tibet am 25. Jun.i

Sie gab an, ihre Angehörigen seien drei Tage lang festgehalten und vernommen worden, wobei ihr jüngerer Bruder von der Ortspolizei schwer geschlagen wurde. Zusätzlich zu der scharfen Vernehmung und den täglichen Heimsuchungen der Familie hoben die Behörden all ihre Vergünstigungen und Grundrechte auf.

Kelsang Lhamo

Abgesehen davon wurde die Familie davon abgehalten, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. So wurde ihr etwa letzten Monat verboten, den wertvollen und so geschätzten Cordyceps, der auf Tibetisch yartsa gunbhu heißt, zu sammeln. Für viele ortsansässige Tibeter ist dieser Pilz die Haupeinkommensquelle. Die chinesischen Behörden hätten etwa 400 Personen erlaubt, den Heilpilz zu sammeln, doch niemand von Kelsangs Angehörigen war darunter. In der chinesischen und tibetischen Medizintradition wird das Gewächs hoch geschätzt.

Die Behörden verboten auch der Schwester von Kelsang Lhamo, zu geschäftlichen Zwecken nach Nepal zu reisen, weshalb ihr Familiengeschäft pleite ging.

Als sie 2015 ihre Heimat besuchte, um ihren kranken Vater zu sehen, wurde Kelsang Lhamo von der Polizei festgehalten, weil sie Bilder des Dalai Lama online verbreitet hatte. „Sie konfiszierten mein Handy und meine Reisedokumente und wollten wissen, für welche Organisationen ich im Exil arbeite“, wurde sie zitiert. Daraufhin stand sie unter strenger Überwachung und durfte ihre Heimatgemeinde nicht mehr verlassen.

Wie berichtet wird, wurde sie schon früher einmal festgenommen, als sie in der Gegend von Ngari auf Pilgerreise war. Man befragte sie damals über ihre angeblichen Verbindungen zur tibetischen Exilregierung, ihre Audienz beim Dalai Lama und die Gründe, warum sie wieder nach Tibet gekommen sei.

Es wurde nicht klar, wann sie das erste Mal aus Tibet geflohen ist. In dem Bericht heißt es nur, seit 2008 habe sie ihre Heimat zweimal besucht.