14. Juni 2017
The Tibetpost International (TPI), www.thetibetpost.com

Rosa Herzen können die Repression in Tibet nicht verbergen - Neue Kampagne zur Verbesserung der Loyalität gegenüber der Partei

Wie die in New York ansässige Organisation Human Rights Watch (HRW) feststellte (1), erscheinen die Propagandakampagnen zur Gewinnung der Herzen und Gemüter der Tibeter fast tragisch vor dem Hintergrund der Repression in Tibet.

„In den Augen vieler Menschen ruft der Slogan ,die vier Lieben’ eher Bilder einer Pop-Musik-Performance oder einer Selbsthilfephilosophie wach, aber nicht die jüngste Kampagne eines autoritären Regimes, wo es um politische Loyalität geht. Da greift die Chinesische Kommunistische Partei wieder einmal zu freundlichen Begriffen, um ihre Repression der Menschenrechte zu verbergen“, heißt es in dem Artikel von HRW.

„Tibet, eine Region, die für systematische, vom Staat unterstützte Menschenrechtsverletzungen bekannt ist, wimmelt jetzt nur so von Plakaten, welche ‚die vier Lebensregeln und Lieben’ feiern. Die Menschen werden bei dieser Kampagne aufgefordert, das Herzstück zu lieben, wobei die Freundlichkeit der Partei besonders betont wird, das Mutterland zu lieben, wobei die Einheit betont wird, das eigene Heim zu lieben, wobei die Betonung darauf liegt, was man selbst beitragen kann, und sein eigenes Leben zu lieben, wobei die Betonung auf dem Wissen liegt’“.

Das heißt übersetzt: Kritisiert nicht die Politik oder die Funktionäre, sondern erweist dem Herzstück, nämlich der KPC, und ihrem Führer Xi Jinping Dankbarkeit und Loyalität. Der einzige Weg, das „Mutterland zu lieben“, ist, gegen alles zu sein, was diese „Einheit“ bedroht. Dazu gehört natürlich jede wirkliche Kritik an der Partei oder am Staat und jede Diskussion von Unabhängigkeit oder echter Autonomie. Ein guter Bürger zu sein, heißt, seine Anstrengungen darauf zu richten, was man „beitragen“ kann, wobei natürlich die Partei entscheidet, was beigetragen werden kann und was nicht.   

Es ist daher nie zu früh, die Leute mit dieser Denkart zu indoktrinieren: Bilder aus Grundschulen in Lhasa zeigen, wie Kinder „ihre Herzen dem Großvater (Präsident) Xi ausschütten“. Eines trägt die Unterschrift: „Worte aus dem Herzen in kleinen Häppchen ausgesprochen“.

Die Kampagnen zur Gewinnung der Herzen und Gemüter der Tibeter erscheinen tragisch vor dem Hintergrund der Repression, die dort herrscht. In den letzten Jahren haben die Behörden die Wirtschaft der Region in einer Weise umgestaltet, daß sie der Zentralregierung zugute kommt, aber dabei die Tibeter von den Entscheidungsprozessen effektiv ausschließt, und sie wie im Falle einiger nomadischer Gemeinschaften noch viel schlechter dastehen läßt als vorher.

Die Behörden sind mißtrauisch bezüglich der Loyalität der Tibeter, sie haben den Sicherheits- und Überwachungsapparat massiv vergrößert und systematisch die staatliche Kontrolle in alle Aspekte der religiösen Praxis eingeführt. Indessen haben Tibeter und viele andere Menschen in ganz China buchstäblich keine Möglichkeit, die Politik und die Strategien, die so tief in ihr Leben eingreifen, mitzuentwickeln, sie zu ändern oder Einwände dagegen vorzubringen.

„Propaganda wird, gleichgültig wie süß sie ist, und gleichgültig wie viele rosa Herzen verwendet werden, nur schwerlich die Art von Loyalität oder Respekt hervorbringen, die die chinesischen Behörden von den Tibetern erwarten. Auf der anderen Seite könnte die Beachtung der Menschenrechte der Tibeter sie diesem Ziel viel eher näher bringen“, sagte Sophie Richardson, die China-Expertin bei HRW.

(1) https://www.hrw.org/news/2017/06/13/pink-hearts-cant-conceal-repression-tibet-propaganda