8. März 2017
The Tibetpost International (TPI), www.thetibetpost.com

Jugendlicher, der Dalai-Lama-Bilder auf WeChat hochlud, wurde bei seiner Verhaftung geschlagen

Die chinesische Polizei im Bezirk Sershul, Osttibet, verprügelte und inhaftierte einen Tibeter, weil er angeblich Bilder der tibetischen Nationalflagge und Seiner Heiligkeit des Dalai Lama ins Internet gestellt und sie dann mit anderen Leuten geteilt hatte.

Gedhun, ein junger Tibeter, wurde kürzlich von der chinesischen Polizei im Dorf Wonpo in der Gemeinde Dzamey der Dzachukha Gegend von Sershul, Bezirk Kardze (ehemals Kham), festgenommen, wie jemand mit guten Kontakten zu dem Gebiet TPI mitteilte.

Gedhun

Wie es heißt, wurde der Mann festgenommen, weil er Inhalte mit Bezug zu Tibet, wie etwa „verbotene Bilder der Nationalflagge und des Dalai Lama“ auf WeChat verbreitet hatte. WeChat (1) ist die populärste Chat App in China, zu vergleichen mit Facebook, Twitter, WhatsApp bei uns.

„Gedhun wurde zuerst heftig geschlagen und dann von der chinesischen Polizei festgenommen. Ortsansässige Tibeter glauben, daß seine Festnahme etwas mit den sich auf Tibet beziehenden Online-Inhalten wie „Lang lebe die tibetische Sprache“ oder der „Bewegung der sechs Millionen Tibeter“ zu tun habe, verlautet aus der Quelle.

„Einige andere ließ die Polizei nach einer gründlichen Vernehmung wieder laufen, während eine unbekannte Zahl von Tibetern, nämlich die, die Gedhuns Online-Eintrag unterstützten, noch in Haft ist“, verlautet aus der Quelle, die anonym bleiben möchte.

„Nachdem die Polizei ihn so schwer zugerichtet hatte, wurde er in kritischem Zustand in ein dortiges Krankenhaus gebracht… die anderen Festgenommenen wurden ebenfalls verletzt“.

Offiziell wurde kein Grund für die Festnahmen genannt, es stehen auch sonst noch keine Details zur Verfügung. Viele befürchten eine umfassende Überwachung der Tibeter auf der ganzen Welt wegen des WeChat Messengers. Weil die Regierung jeden sich auf Tibet beziehenden Inhalt als ‚heikel’ einstuft, unterliegen solche Einträge bei WeChat nun der Zensur.

Es gab schon Fälle, wo Tibeter zu langen Haftstrafen verurteilt wurden, weil sie Chat-Botschaften, Lieder und Bilder auf WeChat verbreiteten, die etwas mit Seiner Heiligkeit dem Dalai Lama und dem religiösen, kulturellen und linguistischen Erbe Tibets, die Peking zufolge gegen China gerichtet sind, zu tun haben.

Die chinesische App für WeChat betreibt serverseitige Zensur. Wenn man eine Nachricht schickt, so geht sie durch einen Remote-Server, auf dem die Regeln für die Anwendung der Zensurmaßnahmen gespeichert sind. Wenn eine Nachricht ein Schlüsselwort enthält, das blockiert ist, wird die Botschaft einfach nicht gesendet. Um Zensur in einem System mit serverseitiger Implementierung wie bei WeChat zu dokumentieren, muß man ein paar Schlüsselwörter zum Testen zusammenstellen, diese Schlüsselwörter dann durch die App schicken und die Ergebnisse aufzeichnen.

Die bei WeChat betriebene Zensur ist dynamisch, die Schlüsselwörter-Listen werden auf der Basis von neuen Tibet betreffenden Ereignissen aktualisiert, so daß von internationalen und unabhängigen Nachrichten-Websites gesammelte Überschriften blockiert werden.

Hunderte von Tibetern, darunter Schriftsteller, Blogger, Sänger und Umweltaktivisten wurden willkürlich verhaftet oder mit langen Gefängnisstrafen belegt, weil sie versucht hatten, ihre Ansichten kundzutun oder Neuigkeiten über die Lage in Tibet mit der Außenwelt zu teilen. Dies ist ein deutlicher Beweis für die überall herrschende staatliche Verfolgung der freien Meinungsäußerung in Tibet.

1949 drangen Streitkräfte des kommunistischen China in Tibet ein, was Peking eine „friedliche Befreiung“ nennt. Seit dieser Zeit wurden über 1,2 Millionen Tibeter getötet und über 6000 Klöster zerstört. Mord, Vergewaltigung und willkürliche Inhaftierung, Folter und grausame und erniedrigende Behandlung waren für die Tibeter in Tibet allgegenwärtig. Doch die Behörden behaupten immer noch, daß „Tibet von China friedlich befreit“ worden sei, und daß die Tibeter in einem „maoistischen, sozialistischen Paradies“ leben würden. 

(1) WeChat, https://de.wikipedia.org/wiki/WeChat, ist ein beliebter chinesischer Chat-Dienst mit 762 Mio. Nutzern.