20. Oktober 2016
The Tibetpost International, www.thetibetpost.com, Radio Free Asia, www.rfa.org

Mönch nach einem Soloprotest in Ngaba geschlagen und festgenommen

Ein junger tibetischer Mönch wurde im Bezirk Ngaba von der chinesischen Polizei brutal geschlagen, als er sich anschickte, gegen die repressive Herrschaft der chinesischen Regierung in Tibet friedlich zu protestieren. Es heißt, er sei am folgenden Tag in einem kritischen Zustand hospitalisiert worden.

Am 17. Oktober kurz nach Mittag lief Lobsang Tsultrim die Hauptstraße der Stadt Ngaba entlang und rief Slogans. Die chinesische Polizei nahm ihn sofort fest. Wegen der durch die Schläge der Polizei erlittenen Verletzungen kam er ins Krankenhaus.

Lobsang Tsultrim bei seinem Protest

Tsultrim rief “Lange lebe der Dalai Lama” und “Freiheit für Tibet”. Die chinesische Polizei war sogleich zur Stelle und schlug ihn fürchterlich. Der Mönch sei in kritischem Zustand, verlautet aus einer Quelle. Ein uns von dort zugegangenes Foto zeigt auch, wie der Mönch ganz alleine protestiert und dabei ein Portrait des Dalai Lama und eine Khatag hochhält.

Derselben Quelle zufolge wurde Tsultrim in der Polizeihaft gefoltert und schwer geschlagen, so daß er am folgenden Tag ins Krankenhaus eingeliefert werden mußte.

Am 18. Oktober befragte chinesische Polizei die Mönche des Klosters Kirti über den Vorfall und die Sicherheitskräfte in der ganzen Stadt wurden verstärkt. Die Ortsverwaltung kontrolliert nun alle Bewegungen von Tibetern, besonders der Mönche des Klosters.

Das Kloster Kirti in Ngaba und die Stadt Ngaba sind Schauplatz wiederholter Selbstverbrennungen und anderer Proteste von Mönchen, ehemaligen Mönchen und Nonnen gegen die chinesische Herrschaft.

Im Kloster Kirti wurde gerade eine viertägige Feier anläßlich der Fertigstellung eines großen neuen Gebäudes abgehalten, das als Residenz für den Abt des Klosters, der jetzt in Dharamsala im Exil lebt, dienen soll.

Die von den Behörden verordneten Einschränkungen bei dieser Feier, wozu auch das Teilnahmeverbot für Studenten aus der Gegend, die gerade Ferien hatten, zählte, “sind bis ins Unerträgliche gestiegen und sie mögen Tsultrim zu seiner Protestaktion bewegt haben”, verlautet aus der Quelle von RFA.

Eine ungewöhnliche Intensivierung der staatlichen Überwachungsmaßnahmen führte zu einer Zunahme von willkürlichen Verhaftungen und Festnahmen in der Region. Berichten zufolge ist Peking dabei, Tibet von der Welt zu isolieren, und Tibetern drohen lange Haftstrafen und Folter, wenn sie Informationen über derartige Proteste oder über Selbstverbrennungen weitergeben.

Hunderte von Tibetern, darunter Schriftsteller, Blogger, Musiker und Umweltaktivisten, wurden seit 2008 willkürlich festgenommen und sind im Gefängnis, weil sie versuchten, ihre Ansichten kundzutun oder Nachrichten über die Lage in Tibet an die Außenwelt weiterzugeben. Dies ist ein weiterer Beweis für das Vorgehen des Staates gegen die freie Meinungsäußerung in Tibet.

Immer wieder kommt es zu sporadischen Demonstrationen gegen die repressive chinesische Herrschaft, seit die pantibetischen Protestaktionen 2008 über das Land hinwegfegten. Insgesamt 145 Tibeter zündeten sich seit 2009 aus Protest gegen Pekings Herrschaft selbst an. Sie forderten „Freiheit in Tibet“ und die „Rückkehr Seiner Heiligkeit des Dalai Lama nach Tibet“.