China verbietet den Tibetern die Begehung des internationalen Tages der Muttersprache
Die chinesischen Behörden blockierten in letzter Minute die Abhaltung eines traditionellen tibetischen Sprachwettbewerbs im Bezirk Ngaba, wegen angeblicher „politischer Implikationen“ der Veranstaltung.
Der Wettbewerb, bei dem die Teilnehmer aufgefordert werden sollten, „reines“ Tibetisch ohne chinesische Beimischungen zu sprechen, war für den 21. Februar anläßlich des Internationalen Tages der Muttersprache geplant und sollte in Muge Norwa in der Gemeinde Sungchu, Bezirk Ngaba, stattfinden, wie ein dortiger Bewohner RFA mitteilte.
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Poster aus Kanlho: "2/21, bewahrt die Muttersprache, meidet die gemische Sprache!
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„Die Veranstaltung war bereits angekündigt und Vorbereitungen waren getroffen worden“, sagte er. „Die zuständige chinesische Behörde bestellte jedoch die Organisatoren Drime und Lodroe Gyaltsen ein und befahl ihnen den Wettbewerb abzusagen, weil er voller ‚politischer Implikationen’ sei.
„Sie sagten auch, die tibetische Sprache enthalte Worte, die potentiell eine Opposition zu China ausdrückten“, fuhr er fort. „So wurden sie gezwungen, das Ereignis abzusagen und außerdem vor ernsten Konsequenzen gewarnt, falls sie der Anordnung keine Folge leisteten“.
Der 1999 von der UNESCO eingeführte Internationale Tag der Muttersprache wird seitdem jedes Jahr in aller Welt begangen, um die linguistische und kulturelle Vielfalt zu feiern.
„Obwohl andere Leute in aller Welt diesen Tag wahrnehmen dürfen, haben wir in Tibet kein Recht, das zu tun“, klagte ein anderer tibetischer Bewohner aus Sungchu und bezeichnete die den Tibetern auferlegten kulturellen Restriktionen als „überaus traurig und bedauerlich“.
Um die Stadt Muge Norwa noch enger in den Griff zu bekommen, ist eine „Arbeitsbrigade“ chinesischer Regierungskader, die 2008 zur Überwachung des dortigen Klosters Muge Tashi Khorlo abkommandiert wurde, jetzt zu einer „permanenten Einrichtung“ gemacht worden, teilte ein dritte Bewohner mit. „Sie verfolgen nun ganz genau alle Aktivitäten der Tibeter in der Gegend.
Im Versuch, ihre nationale Identität zu behaupten, konzentrierten sich die Tibeter in den letzten Jahren vornehmlich auf ihre Sprachrechte. Als Reaktion hierauf zwangen die Behörden immer wieder, außerhalb des staatlich kontrollierten Erziehungssystems betriebene Sprachschulen zu schließen, während tibetische Schüler gegen die auf Chinesisch verfaßten Lehrbücher protestierten.
Letztes Jahr erschienen im Vorfeld zu dem Internationalen Tag der Muttersprache in der TAP Kanlho (Gannan) in der Provinz Gansu Wandplakate, die den Tibetern nahelegten, „ihre Muttersprache zu verteidigen und die unreine gemischte Sprechweise immer zu vermeiden“.
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