9. August 2013
The Tibet Post International, www.tibetpost.com

Das traditionelle Shoton-Fest in Lhasa von starkem Militäraufgebot überschattet

Wie aus Tibet verlautet, haben die Behörden am ersten Tag des 6tägigen Shoton-Festes in Lhasa den Tibetern wieder besondere Restriktionen auferlegt.

Fotos aus Lhasa zeigen, wie die Behörden die traditionellen Veranstaltungen der Tibeter kontrollieren und einengen. Um eventuellen Unruhen während des Festes vorzubeugen, ließen sie in den großen Klöstern Drepung und Sera Truppen in beachtlicher Zahl aufmarschieren.

Militärpräsenz beim traditionellen Shoton-Fest im Kloster Drepung

„Die chinesische Regierung hat die religiösen Aktivitäten der Tibeter in Lhasa, wo sie gerade das Shoton-Fest mit dem Entrollen des gigantischen Thangkas, auf dem Buddha dargestellt ist, beginnen, unter strenge Aufsicht gestellt “, teilte Ngawang Woebar, ein in Indien lebender Mönch, mit.

„Die Behörden installierten Ganzkörperscanner an beiden Seiten des Eingangs zu dem Kloster Drepung, wo sich Tausende von tibetischen und chinesischen Pilgern zu dem Fest eingefunden haben. Shoton, das vom 6. bis zum 12. August gefeiert wird, ist eines der populärsten traditionellen Feste in Tibet.

„In den staatlichen chinesischen Medien, wo aus Propagandagründen über das Ereignis berichtet wurde, konnte man hier und da einige Mitglieder des Sicherheitspersonals in der Menge ausmachen, obwohl sie in ihrer Berichterstattung es so darzustellen bemüht sind, daß das Fest ohne jegliche Restriktionen gefeiert wird. Daher zeigten sie hauptsächlich die Menschenmengen, die das Riesen-Thangka des Buddha begrüßen“.

„Auch im Kloster Sera in Lhasa wurden schwer bewaffnete Einheiten eingesetzt. Man sieht sie ganz deutlich gut verteilt in den Massen, die zu dem Fest kamen, und auch in dem Kloster, während die Tibeter feierlich mit ihrer Zeremonie fortfahren“, sagte der in der Schweiz lebende Sonam.

Militärpräsenz beim traditionellen Shoton-Fest im Kloster Sera

Die Bilder, die die US-Botschaft in China kürzlich von Botschafter Gary Lockes Besuch in Tibet veröffentlichte, wirken dagegen verharmlosend. Die jüngsten Bilder aus der Gegend enthüllen die wahre und äußerst angespannte Lage in Tibet, etwa in Lhasa, wo die Repressionen besonders krass sind.

Das Shoton-Fest geht auf das 11. Jahrhundert zurück. Bis zum 17. Jahrhundert war es ein rein religiöses Fest, bis der Große V. Dalai Lama durch Einführung der tibetischen Oper das Fest zu einer landesweiten Gala-Vorstellung machte.

Sein Name rührt von der buddhistischen Tradition her, den Mönchen nach der Sommer-Klausur Yoghurt zu reichen.

Als eines der größten Feste auf dem Dach der Welt gibt es einen Eindruck von der tief verwurzelten Tradition, der Kultur und der großen Frömmigkeit des tibetischen Volkes. Es besteht hauptsächlich aus drei Teilen: die Zur-Schau-Stellung des riesigen Buddha, die tibetische Opern-Aufführung und die Vorführung der Reiterkunststücke und das Yak-Rennen. Zusammen stellen sie das Beste an tibetischer Religion, Kultur und Tradition dar.

Traditionell beinhaltet es also Volksopern und kulturelle Darbietungen, doch tibetische Quellen sagen, der Schwerpunkt liege nun eher darauf, daß China das Shoton-Fest als eine Übung in Propaganda verstehe.

Als Auftakt zu der jährlichen Zeremonie wurde am ersten Tag des Festes morgens das 600 qm große Thangka, das den Buddha darstellt, vor den Tausenden von versammelten Gläubigen entrollt. Nach fast sechs Tagen der Ausstellung wird es wieder eingerollt und in das Kloster zurückgetragen.

Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre benutzten einige Tibeter die Gelegenheit, um ihren Dissens gegen die chinesische Regierung und ihre Loyalität zu dem Dalai Lama auszurücken. 1993 waren vier Mönche, die tibetische Flaggen mit sich trugen und „Lang lebe der Dalai Lama“ riefen, die dritte Gruppe innerhalb von fünf Jahren, die beim Shoton-Fest einen friedlichen Protest veranstalteten. 1990 hatten 12 Nonnen aus den Klöstern Michungri und Garu, während sie am Shoton-Fest teilnahmen, friedlich protestiert, wofür sie lange Jahre im Drapchi Gefängnis verbüßen mußten.